Nur noch diese Nacht
zärtlich übers Kinn und schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich das bereuen? Etwas Schöneres hätte ich mir nicht wünschen können.“
„Warum weinst du dann?“
Ihre Lippen bebten. „Ich bin erleichtert. Und unsagbar glücklich. Ich fühle mich endlich frei“, gestand sie ihm aufgewühlt. „Was du mir heute Nacht geschenkt hast … ich hatte geglaubt, es für immer verloren zu haben. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet.“
Er blickte ihr in die Augen und las darin so viel Vertrauen, Freude und Hingabe. Ja, in diesem Moment war Claire wirklich glücklich!
Sie drängte sich an ihn und streichelte über seine Schultern. „Du bist noch nicht fertig, stimmt’s?“, fragte sie herausfordernd.
„Nein.“ Er küsste sie auf die Lippen und begann, sie wieder zu liebkosen. „Und du auch nicht.“
Versonnen stand Claire an der Terrassentür, schaute in den Nachthimmel und betrachtete die hin und her wogenden Meereswellen. Vor einer halben Stunde war sie erwacht und hatte sich unglaublich lebendig gefühlt. Da sie nicht wieder einschlafen konnte und zu aufgewühlt war, um still zu liegen, hatte sie sich vorsichtig aus Ryans Armen gelöst und im Halbdunkel herumgetastet, bis sie etwas zum Anziehen fand – eins von Ryans Hemden, das ihr natürlich viel zu groß war. Die feine Baumwolle umfloss ihren nackten Körper und erinnerte sie an das, was geschehen war. Was Ryan ihr geschenkt hatte: etwas Wunderbares. Lust pur. Anders als in der Vergangenheit hatten Verantwortungsgefühl, moralische Verpflichtungen und niederdrückende Probleme keine Rolle gespielt.
Claire schüttelte den Kopf und wünschte, sie könnte Ryan begreiflich machen, dass diese Nacht für sie alles verändert hatte. Aber würde er sie auch verstehen? Sein Leben war vor allem normal und problemlos verlaufen. Wie mochte es ihm ergangen sein, nachdem sie sich getrennt hatten? Für sie war die Zeit danach die Hölle gewesen. Wie weit sie es auch gebracht und wie viel sie beruflich erreicht hatte, von einem Moment zum anderen war sie in ein großes schwarzes Loch gestürzt, das sie vom wirklichen Leben ausgeschlossen hatte.
Und jetzt lag dieses Leben, von dem sie nicht mehr zu träumen gewagt hatte, zum Greifen nahe vor ihr. Sicher, es gab immer noch Grenzen, aber sie fühlte sich nicht mehr innerlich tot. Ihr fehlte nicht mehr das entscheidende Etwas, ohne das sie mit keinem Mann hätte zusammenleben wollen. Jetzt konnte sie endlich neu anfangen.
Sie blickte zum schlafenden Ryan hinüber und verspürte einen Stich im Herzen.
Ihr blieben nur noch wenige Stunden mit ihm. Dann würden sie das letzte Kapitel ihrer Ehe endgültig zuschlagen, und jeder würde seines Weges gehen. Dadurch dass sie noch einmal miteinander geschlafen hatten, erinnerte das Ende dieser Ehe wenigstens ein bisschen daran, wie schön sie begonnen hatte.
Diese Nacht hatte sie Ryan noch.
Leise huschte Claire zum Bett zurück und streifte sich Ryans Hemd ab. Sie wollte ihn Haut an Haut spüren. Während sie behutsam unter die Decke zurückglitt, ließ sie den schlafenden Mann nicht aus den Augen. Es hatte eine Zeit gegeben, zu der Ryan im Schlaf die Hand nach ihr ausgestreckt hatte, wenn sie ins Bett zurückkehrte.
Heute tat er es nicht.
Es war albern, dass sie das ein bisschen enttäuschte.
Behutsam deckte sie sich zu, bettete den Kopf aufs Kissen – und spürte Ryans kraftvollen Arm.
Er zog sie an sich, und sie schloss seufzend die Augen, um sich dem wohligen Gefühl der Wärme und Intimität hinzugeben.
Im Halbschlaf wusste er möglicherweise nicht einmal, dass sie es war, sondern spürte einfach nur einen weiblichen Körper. Aber das war im Moment unwichtig. Sie lag in Ryans Armen und war restlos glücklich, wenn auch nur diese eine Nacht.
Das musste ihr genügen.
Fast war Claire schon in die gnädige Welt des Vergessens hinübergedämmert, in der auch die wildesten Träume wahr wurden, als sie einen Atemhauch an ihrem Haar spürte.
Im Schlaf hatte Ryan gerade ihren Namen geflüstert …
6. KAPITEL
Im Licht der Morgenröte erwachte Ryan.
Sofort musste er daran denken, dass er mit seiner Frau geschlafen hatte.
Und geschlafen bedeutete nicht nur Sex, sondern, dass er sie hinterher in den Armen gehalten und schließlich wirklich neben ihr geschlafen hatte.
Klar. Nachdem sie nach Jahren endlich wieder Sex gehabt hatte, konnte er ja nicht einfach aus dem Bett springen und Claire zum Abschied versichern: „Danke, Baby, das war toll! Du
Weitere Kostenlose Bücher