Nur Wenn Du Mich Liebst
Köpfe im Raum schnellten zu Peter Bassett herum.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte der wütend.
»Ich habe den Artikel über Hormonersatztherapie fertig«, sprach Susan stumm mit ihrer Stimme auf dem Band mit. »Sie wollten ihn doch möglichst umgehend sehen.«
»Was für Spielchen sind das, Frau Anwältin?«, fragte der ranghöchste von Jeremy Latimers Anwälten, der sofort aufgesprungen war.
»Setz dich, Austin«, erklärte Jeremy mit fester Stimme, und der korpulente ältere Mann nahm sofort wieder Platz.
»Ich erhebe Einspruch«, sagte der jüngste der Anwälte und gestikulierte in alle Richtungen gleichzeitig, als ob er sich nicht ganz sicher war, gegen wen oder was sich sein Einspruch richtete.
»Spar dir deine theatralischen Einlagen, Tom«, wies Jeremy ihn trocken an. »Wir sind hier nicht vor Gericht. Lass uns das verdammte Ding hören.«
Alle wandten sich wieder dem Minikassettenrecorder zu und starrten ihn an wie einen riesigen Fernsehbildschirm.
»Was meinen Sie, sollen wir im Konferenzzimmer einen Blick darauf werfen«, sagte Peter Bassetts körperlose Stimme, sein träger Bariton erfüllte den Raum und ließ sämtliche Zuhörer die Ohren spitzen.
»Sie waren verkabelt?«, fragte Peter Bassett dramatisch und mit vor Empörung überschlagender Stimme.
Susan wich seinem Blick aus, sodass er stattdessen Vicki ansah.
Die lächelte. Meine Idee, verkündete das Lächeln.
»Ist das legal?«, fragte Peter Bassett.
»Seien Sie still, Peter«, sagte Jeremy Latimer.
Peter Bassett sank in seinen Stuhl zurück und schloss die Augen. Einen kurzen Moment lang erfüllte ein Schweigen so schwer wie schwarzer Rauch den Raum.
Dann: »Ich will keine Schwierigkeiten, Peter. Können Sie mich bitte einfach meinen Job machen lassen?«
»Ihr Job ist im Augenblick stark gefährdet.« Die Worte aus dem Recorder versprühten Gift wie die Fangzähne einer Kobra. »Ich hatte gehofft, dass Sie zur Vernunft kommen würden. Ich mag Sie, Susan. Ich mag Sie sehr. Und ich dachte, Sie mögen mich. Ich dachte, Sie arbeiten gern hier.«
»Ich denke, Sie werden meinen Artikel mehr als zufrieden stellend finden.«
»Ich glaube, ich werde ihn äußerst
un
befriedigend finden.«
»Wenn Sie ihn sich einfach mal ansehen würden...«
»Überzeugen Sie mich.«
»Was?«
»Überzeugen Sie mich, ihn anzusehen.«
»Peter, bitte. Können wir nicht damit aufhören, bevor es zu spät ist?«
»Sie glauben, Sie können hier einfach reinscharwenzelt kommen und mit Ihrem tollen Hintern wedeln, und ich soll nicht genauso reagieren, wie es jeder vitale amerikanische Mann tun würde und wie Sie es eigentlich auch wollen?«
»Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen durch irgendetwas einen falschen Eindruck vermittelt habe«, sagte Susan mit tränenerstickter Stimme.
»Wenn Sie erst auf dem Arbeitsamt anstehen, wird es Ihnen noch mehr Leid tun.«
»Ist das Ihr Ernst?«, fragte Susan nach einer Pause. »Sie wollen mich wirklich feuern, wenn ich nicht mit Ihnen schlafe?«
»Wie man sich bettet«, erwiderte Peter Bassett listig, »so liegt man.«
Susan beobachtete, wie er die Hände hob, als wolle er sich ergeben, als wäre jetzt sie am Zug. »Bitte, tun Sie das nicht«, flehte sie ein letztes Mal.
»Betrachten Sie es als geschehen. Sie sind entlassen, Mrs. Norman. Ich rufe den Sicherheitsdienst, damit er Sie aus dem Gebäude eskortieren kann.«
Vicki beugte sich vor und schaltete die Aufnahme ab. Schweigen breitete sich in dem Raum aus wie ein tödliches Gas, das beim ersten gesprochenen Wort zu explodieren drohte.
»Möchte irgendjemand das Band noch einmal hören?«, erkundigte Vicki sich liebenswürdig und schaffte es sogar, dabei kaum selbstzufrieden zu wirken.
»Danke. Ich denke, wir haben genug gehört«, meinte Jeremy Latimer, und in seiner Stimme schwang neben dem Eingeständnis der Niederlage kaum verhohlener Stolz mit. Er bemühte sich, seine Frau nicht anzulächeln. »Ich entschuldige mich bei Ihnen, Mrs. Norman«, fuhr er mit einem Nicken in Susans Richtung fort, »für das Leid und die Unannehmlichkeiten, die Sie offensichtlich erlitten haben.«
Susan sah den Mann ihrer Freundin mit zitternden Lippen und Tränen in den Augen an.
»Warum machen wir nicht eine kleine Pause«, schlug er vor, während Vicki den Kassettenrekorder wieder in ihrem Aktenkoffer verstaute. »Sollen wir uns um drei Uhr wieder hier treffen?« Er sah sich in dem Raum um. Überall um den Tisch wippten Köpfe auf und ab wie die von Wackeltieren, die sich
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