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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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daraus ihre Zauberstäbe gemacht. Sie sahen in der Pflanze die Wurzel und das Symbol der Weisheit.«
    »Dann setzt man ja ziemlich große Erwartungen in ein Kind, wenn man es
Hazel
nennt«, meinte Gemma.
    Louise sah überrascht zu ihr auf. »Ja, da haben Sie wohl Recht. Aber Hazel kann einen tatsächlich glauben machen, dass sie unbesiegbar ist, nicht wahr? Wo ist sie eigentlich?« Louise blickte sich suchend um.
    »In der Scheune; sie unterhält sich mit Heather.«
    Louise zog eine Augenbraue hoch, fragte aber nur mit leiser Stimme: »Hat sie inzwischen von ihrem Mann gehört?«
    Gemma blieb die Antwort darauf erspart, da in diesem Moment John Innes seiner Frau eine Tasse Tee hinstellte. Während Louise sich ihm zuwandte und ihn fragte, ob er das Abendessen schon vorbereitet habe, hörte Gemma plötzlich leise Klavierklänge.
    »Kommt das aus dem Wohnzimmer?«, fragte sie John.
    »Ja. Das muss Martin sein. Der kann ein bisschen klimpern.«
    Das war mehr als nur ein bisschen geklimpert, dachte Gemma, während sie lauschte. Die Töne perlten auf und ab und verwoben sich zu Bruchstücken von Melodien, die vage Erinnerungen in ihr wachriefen.
    Nachdem sie sich durch einen kurzen Blickkontakt mit Kincaid verständigt hatte, fragte sie John: »Ist noch ein bisschen Tee für Martin übrig?«
    Er deutete mit dem Kopf auf die Kanne. »Ich wollte ihm gerade eine Tasse bringen.«
    »Lassen Sie nur, ich mache das schon.«
    Mit der Tasse in der Hand ging Gemma hinüber ins Wohnzimmer. Martin saß mit dem Rücken zur Tür an dem alten Klavier; seine Hände flogen wie von selbst über die Tasten. Das Licht der Spätnachmittagssonne fiel in Streifen über den alten Teppich und brachte das verblasste Tartanmuster zum Leuchten.
    »Martin«, sagte sie leise, »ich habe Ihnen eine Tasse Tee mitgebracht.«
    Er fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen und drehte sich zu ihr um. »Mensch, haben Sie mich jetzt erschreckt.« Die Farbe war aus seinem ohnehin schon bleichen Gesicht gewichen, und nur die Pickel auf seinen Wangen leuchteten hochrot.
    »Tut mir Leid.« Sie hielt die Tasse hoch. »Das war nicht meine Absicht.«
    »Nein,
ich
muss mich entschuldigen«, erwiderte er. »Ich bin bloß in letzter Zeit ein bisschen schreckhaft, das ist alles.« Er wollte aufstehen, doch sie bedeutete ihm mit einer Geste, sitzen zu bleiben.
    »Hören Sie bitte nicht meinetwegen auf. Das war wunderschön. Ich wusste ja gar nicht, dass Sie Klavier spielen.« Gemma ging auf ihn zu und stellte die Teetasse neben den Ständer mit den verknitterten Notenblättern aufs Klavier.
    »Der Kasten müsste mal wieder gestimmt werden.« Martin wandte sich wieder zum Klavier um. »Meine Mutter hat mir immer Stunden gegeben. Gehörte alles zu einer ordentlichen bürgerlichen Erziehung«, fügte er mit spöttischem Unterton hinzu. Seine Finger begannen wieder über die Tasten zu gleiten und eine entfernt schottisch klingende Melodie zu improvisieren.
    »Aber Sie spielen doch nach Gehör, nicht wahr?«, fragte Gemma, und je länger sie zuhörte, desto sicherer war sie sich. »So etwas lernt man nicht im Unterricht.« Sie betrachtete ihn mit einem plötzlichen Anflug von Neid, der sie seine Pickel, seine Jugend und seine Unsicherheit vergessen und nur noch sein Talent sehen ließ– ein Talent, für das sie einen Pakt mit dem Teufel eingegangen wäre. Sie setzte sich auf den Stuhl, der ihm am nächsten stand, und fragte: »Verdienen Sie damit in Dundee Ihr Geld?«
    Martin schnaubte verächtlich. »Damit lässt sich kein Geld machen. Gut, ich springe schon mal für ein paar Kröten bei einem Konzert ein, aber für die Miete reicht das nicht.«
    Warum nur, fragte sie sich, wussten die wenigsten Menschen wirklich zu schätzen, was sie hatten? Martin hatte so abschätzig über sein Talent gesprochen, als sei es nichts Besseres als ein Putzjob. Und im Übrigen hatte er, wie ihr jetzt auffiel, ihre Frage nach seinem Lebensunterhalt noch nicht beantwortet. Das weckte nur ihre Neugier.
    »Martin, ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber es überrascht mich, dass Sie noch nicht wieder nach Hause gefahren sind. Ich meine, es ist ja nicht so, als hätten Sie Donald gut gekannt…«
    »Sie haben ihn doch bis zu diesem Wochenende gar nicht gekannt, und Sie sind auch noch hier.« Er warf ihr einen Blick zu, dessen Schärfe sie überraschte. Doch dann zuckte er mit den Achseln und fuhr fort: »Ich dachte, John könnte ein bisschen Unterstützung gebrauchen. Von wem soll er

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