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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sprechen.
    »Martin, entschuldigen Sie bitte«, sagte sie und klopfte ihm flüchtig auf die Schulter. »Ich muss kurz mit dem Chief Inspector sprechen«, fügte sie zwischen Tür und Angel noch hinzu.
    »Sie werden mich doch nicht verraten?«, rief Martin ihr nach.
    »Ich wette, er weiß schon Bescheid. Sie hätten es ihm selbst sagen sollen.«
    Sie lief hinaus in die Einfahrt und erwischte Ross und Munro, als die beiden gerade aus dem Wagen stiegen. »Chief Inspector, ich habe Ihnen eine Nachricht hinterlassen«, stieß sie ein wenig atemlos hervor. Mit einem kleinen Rutscher kam sie auf dem Kies zum Stehen und sagte mit leiserer Stimme: »Es geht um Tim Cavendish, Hazels Ehemann. Haben Sie London ersucht, ihn zu vernehmen?«
    Ross sah sie missbilligend an. »Inspector James, ich bin durchaus in der Lage –«
    »Haben Sie oder haben Sie nicht?«, fiel sie ihm ins Wort. Für Höflichkeiten hatte sie jetzt keine Zeit. »Er war nämlich letztes Wochenende nicht in London, und er scheint kein glaubwürdiges Alibi zu haben.« Als sie sah, dass Ross zu zögern schien, hakte sie nach: »Und er wusste, dass Hazel sich an diesem Wochenende mit Donald treffen wollte.«
    »Na ja, von mir aus«, erwiderte Ross mit offensichtlichem Widerwillen. »Munro, rufen Sie doch mal im Revier an. Die sollen London bitten, den Mann zu überprüfen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Inspector –«
    »Das war noch nicht alles. Tim geht nicht ans Telefon und macht nicht einmal seiner eigenen Familie die Tür auf.«
    »Ich kann es dem Mann ja kaum verdenken, wenn er nicht mit seiner Frau reden will«, meinte Ross mit einem Anflug von Bitterkeit.
    »Es ist aber mehr als das. Er weigert sich, mit seinen Eltern zu sprechen; sie haben Holly, Hazels und Tims kleine Tochter, zu sich genommen. Ich habe Hazel nichts gesagt, weil ich sie nicht unnötig beunruhigen wollte.«
    »Sie wollten nur mich unnötig beunruhigen«, sagte Ross. Er klang gekränkt.
    Gemma starrte ihn an. Hatte sie sich getäuscht, oder hatten sich seine Mundwinkel wirklich leicht nach oben verzogen? Er sah müde aus, das fiel ihr auf, als sie ihn eingehender betrachtete. Selbst sein ergrauendes Haar schien etwas von seiner Stachligkeit eingebüßt zu haben.
    »Ich werde veranlassen, dass die Kollegen dort mal nach dem Rechten sehen«, sagte er zu ihr. »Und jetzt, junge Frau, würde ich gerne mit John und Louise Innes reden, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Carnmore, August 1899
    Livvy wollte gerade ein neues Blech mit Haferkeksen in den Ofen schieben, als es an der Küchentür klopfte. Wie auf dem Lande allgemein üblich, wurde auch auf Carnmore die Haustür nur selten benutzt. Sie wischte sich die Reste des Schweinefetts, das sie in den Teig eingeknetet hatte, von den Händen und rief: »Herein!« Will war für eine Stunde mit seiner Angelrute hinunter zum Bach gegangen, wo er seine wohlverdiente Pause von der Arbeit in der Brennerei genießen konnte, und so nahm Livvy an, dass es einer der Arbeiter sei, der sie etwas fragen wollte.
    »Livvy?«
    Im ersten Moment sah sie nur eine Silhouette in der Türöffnung, umrahmt vom grellen Licht des Augustnachmittags, doch die Stimme hätte sie überall erkannt. »Rab! Was tun Sie denn hier?«
    »Komme ich vielleicht ungelegen?« Er kam einen Schritt näher, sodass seine Züge deutlicher hervortraten, und sie sah, dass er Reitkleidung trug. Sie hatte ihn seit dem Ballabend in Grantown nicht mehr gesehen und ihn sich seither stets in Abendgarderobe vorgestellt.
    »O nein, kommen Sie doch herein, ich bitte Sie. Verzeihen Sie den unhöflichen Empfang. Ich war einfach nur überrascht, Sie zu sehen.« Sie wurde sich plötzlich ihrer zerzausten Frisur und ihres schlichten Kittelkleides bewusst. Ihre Hände waren rot vom Spülen der Einmachgläser, und sie befürchtete, dass ihre Nase mit Mehlstaub gepudert war.
    »Ich hatte geschäftlich in Tomintoul zu tun«, sagte Rab, indem er seinen Hut abnahm. »Und da dachte ich mir, es wäre doch zu schade, nicht auf einen Sprung vorbeizuschauen, wenn ich schon einmal in der Nähe bin.«
    »In der Nähe! Rab Brodie, von Tomintoul bis in die Braes sind es allemal zehn Meilen!«, protestierte sie, während ihr vor Aufregung und Freude das Blut in die Wangen schoss.
    »Und es ist ein sehr schöner Tag für einen Spazierritt.« Er lächelte sie an, und seine Augen funkelten aus seinem von der Sonne geröteten Gesicht. Stiefel und Reithosen waren, wie sie bemerkte, über und über vom Staub der

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