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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Beschreibung nach könnte es sich um Mr. Innes’ Purdy handeln.«

15. Kapitel
    Hunger wohnt hier, allein mit Lerchen und Schafen. Lieblicher Ort, lieblicher Ort.
    Robert Louis Stevenson,
    Brief an Sidney Colvin
    John Innes kam aus dem Haus, um sie zu begrüßen. Nachdem Gemma ihm Kincaid vorgestellt hatte, führte er sie und Benoit durch die Spülküche herein. Die Polizei habe die Spurensicherung am frühen Nachmittag abgeschlossen, erklärte er.
    Gemma bemerkte den interessierten Blick, den Kincaid im Vorbeigehen auf den Waffenschrank warf, doch er sagte nichts. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Louises Schlüssel nicht mehr an dem Haken hingen, wo sie sie sonst immer gelassen hatte. Ein bisschen spät für solche Sicherheitsvorkehrungen, dachte sie – man deckt den Brunnen ab, nachdem das Kind hineingefallen ist.
    »Kommen Sie bitte rein!«, forderte John sie auf und ging voraus in die Küche. »Ich setze schon mal das Teewasser auf.« Geschäftig eilte er hin und her, füllte Wasser in den Kocher und zog ihnen drei Hocker aus einer Nische unter dem Arbeitstisch heraus. An dem kleinen Tisch am Fenster standen zwei Stühle; dort, so vermutete Gemma, nahmen John und Louise ihre Mahlzeiten ein.
    »Nette Küche«, meinte Kincaid und pfiff anerkennend. Amüsiert hatte Gemma beobachtet, dass er sich zu einem regelrechten Experten für Kücheneinrichtungen und Herde entwickelt hatte, seit er die Küche in seiner Wohnung in Hampstead renoviert hatte.
    »Zweckmäßig«, stimmte John ihm zu. »Obwohl ich gestehen muss, dass ich den alten Ölherd ein bisschen vermisse. Wir haben ein Jahr lang damit gelebt, während wir das Haus renoviert haben. Irgendwie heimelig, aber unpraktisch für Kochkurse – abgesehen davon, dass es ohnehin schon eine Herausforderung ist, auf dem Monstrum irgendwas zu kochen.«
    Gemma wollte ihm schon beipflichten, denn der hoch gelobte Aga in ihrer Küche in Notting Hill trieb sie immer noch zur Verzweiflung. Doch da musste sie wieder an Hazel denken, an ihre Hilfe und die aufmunternden Worte, mit denen sie Gemmas Versuche, den Herd in den Griff zu bekommen, begleitet hatte. Nach Gemmas Fehlgeburt war dies ein willkommener Anlass gewesen, viele Stunden mit ihrer Freundin in der Küche zu verbringen, in denen sie Trost und Ablenkung gefunden hatte. Sie schluckte und versuchte das Thema zu wechseln. »Wo ist denn Louise?«, fragte sie und sah sich suchend um.
    »Spazieren gegangen«, antwortete John. »Sie müsste bald zurück sein. Und was ist mit Hazel und Heather? Kommen sie nach?« Sein Blick ging in Richtung Scheune, woraus Gemma schloss, dass er sie vom Fenster aus beobachtet hatte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß und sah, dass Kincaid und Pascal Benoit ihr scharfe Blicke zuwarfen. »Sie – sie haben noch was zu erledigen.« Es war nicht ihre Aufgabe, irgendjemandem von Hazels Erbschaft zu erzählen; Hazel und Heather konnten die Information weitergeben, wann immer sie es für richtig hielten.
    Kincaid schnappte sich einen der Hocker und setzte sich. Gemma stellte wieder einmal fest, dass er sich für einen Mann seiner Größe mit einer verblüffenden Eleganz und Behändigkeit bewegte. »Das riecht ja lecker«, meinte er und schnupperte interessiert. Jetzt erst nahm Gemma die Kochgerüche wahr, die sie bislang nur unterschwellig registriert hatte… Zwiebeln, Kartoffeln, Räucherfisch.
    »Das ist
Cullen Skink
.« John grinste, als er ihre verblüfften Gesichter sah. »Ist gar nicht so übel, wie es sich anhört, glauben Sie mir. Es ist eine Art schottische Fischsuppe, fast wie ein Eintopf, mit geräuchertem Schellfisch, Kartoffeln und Milch. Martin und ich sind heute früh schon an die Ostküste gefahren, um echten Finnan-Schellfisch zu besorgen. Es gibt dort noch diverse kleine Räucherhäuser, in denen der Fisch nach der traditionellen Methode behandelt wird – nämlich langsam und kalt geräuchert, ohne Zusatz von Farbstoffen oder künstlichen Aromen. Wir haben auch frische Muscheln gekauft, die werden ganz am Schluss noch dazugegeben, zusammen mit Butter, frischer Petersilie und Pfeffer.« Das Wasser kochte inzwischen, und John löffelte Teeblätter in eine große irdene Teekanne.
    »Sie haben sich ja unheimlich viel Mühe gemacht wegen uns«, sagte Kincaid. »Das muss alles sehr schwer für Sie sein.«
    John stand mit dem Rücken zu ihnen. Er war gerade im Begriff, die Tassen von dem Brett herunterzunehmen, und hielt mit erhobener Hand in der Bewegung inne.

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