Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Waffenschrank zuletzt bewusst angesehen hatte, und sie konnte auch nicht sagen, ob sich jemand an ihrem Schlüsselbund zu schaffen gemacht hatte.
»Und was können Sie uns über gestern Abend sagen, Mrs. Innes?«, fragte Ross. »Wie ich höre, haben Sie der jungen Frau die Tür geöffnet, die gekommen war, um mit Mr. Brodie zu sprechen.«
Louise Innes verzog missbilligend den Mund und sagte: »Sie war wirklich extrem unverschämt. Sie verlangte Donald zu sehen. Ich hatte Angst, dass sie mir noch dort an der Haustür eine Szene machen würde.«
»Was genau hat sie gesagt?«
Louise dachte kurz nach und sagte dann langsam und deutlich: »›Ich will Donald sehen. Sagen Sie ihm, ich weiß, dass er hier ist. Hat gar keinen Zweck, wenn er sich zu verstecken versucht, der dreckige Lügner.‹« Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Und das vor dem Kind!«
»Sie hatten die Frau vorher nie gesehen?«
»Nein. Mit solchen Leuten geben wir uns gewöhnlich nicht ab.« Louise Innes schien es nicht für nötig zu halten, sich für ihre Arroganz zu entschuldigen.
»Haben Sie etwas von ihrem Gespräch mit Donald mitbekommen?«
»Nein«, antwortete Louise mit einem leisen Anflug von Bedauern. »Ich habe den Tisch im Esszimmer gedeckt und John in der Küche geholfen.«
»Ich dachte, die Gäste hätten das Essen im Rahmen des Kochkurses selbst zubereitet?«
»Der Kurs hatte das meiste im Lauf des Tages schon vorbereitet, aber John übernimmt die letzten Handgriffe gerne selbst. Er findet, die Leute bezahlen schließlich für ihren Aufenthalt hier, und da kann man sie ruhig ein wenig verwöhnen – das ist jedenfalls seine Version. Wenn Sie mich fragen, erträgt er es einfach nicht, sich in der Küche ganz und gar das Heft aus der Hand nehmen zu lassen.«
Ross nickte bestätigend. »Nun zu Ihrer Freundin Hazel Cavendish, Mrs. Innes. Existierte eine besondere Beziehung zwischen ihr und Donald Brodie? Hatten die beiden ein Verhältnis?«
»O nein, schon seit Jahren nicht mehr. Aber – nun ja, es war Donalds Idee, dass wir Hazel zu diesem Wochenende einladen sollten. Ich habe John von Anfang an gesagt, dass ich das für ziemlich dumm hielt«, fügte Louise selbstgerecht hinzu.
»Sie dachten, es könnte Ärger geben?«
»Aber nein – ich konnte selbstverständlich nicht ahnen, dass es so enden würde! Es ist nur – nun ja, ganz gleich, was Donald sich davon erhofft haben mag, Hazel ist schließlich verheiratet. Er konnte nicht erwarten…«
»Wollen Sie damit sagen, dass Donald Brodie Mrs. Cavendish immer noch liebte? Hatten sie eine Affäre?«
»Nein! Ich glaube nicht – Donald wollte sie nur wiedersehen, das war alles. Um der alten Zeiten willen.«
»Aber Mrs. Cavendish wusste, dass er hier sein würde, als Sie sie einluden?«
»Nun, ich habe es wohl erwähnt.« Louise strich ihre ohnehin schon makellose Frisur hinter dem Ohr glatt. »Es schien ihr gar nicht so wichtig zu sein.«
»Aber gestern Abend war sie doch wütend auf ihn, nachdem die junge Frau mit ihm gesprochen hatte?«
»Ich – ich weiß nicht. Ich war ja die meiste Zeit gar nicht im Esszimmer.«
Ross hatte das deutliche Gefühl, dass sie ihm nicht die volle Wahrheit sagte. »Mrs. Innes, ich weiß, dass Sie nur die besten Absichten haben, aber es wäre wirklich für alle Beteiligten das Beste, wenn Sie unsere Ermittlungen uneingeschränkt unterstützen würden. Das Zurückhalten von Beweisen im Rahmen einer polizeilichen Ermittlung ist ein schweres Vergehen.«
Louise strich sich erneut eine Haarsträhne hinters Ohr, dann verschränkte sie die Hände und rieb nervös die Daumen aneinander. »Es gibt da eigentlich gar nichts zurückzuhalten. Es ist bloß so, dass… nun ja, als ich nach dem Essen den Müll zur Tonne brachte, habe ich sie im Garten gehört. Sie schienen sich zu streiten.«
»Konnten Sie hören, was sie sagten?«
»Nein, nur, dass sie lautstark aufeinander einredeten. Es war inzwischen dunkel, und ich konnte nicht genau sagen, wo sie waren. Ich bin dann schnell wieder hineingegangen – ich wollte ja schließlich nicht beim Lauschen erwischt werden.«
Ross fand es bemerkenswert, dass sie nicht gesagt hatte, sie habe nicht lauschen wollen, sondern nur, dass sie dabei nicht erwischt werden wollte. »Mrs. Innes –«
»Sie glauben doch nicht, dass Hazel etwas mit Donalds Tod zu tun hatte?« Sie sah ihn entsetzt an, die Hand halb zum Mund erhoben. »Das ist ganz und gar unmöglich! Hazel würde nie einem Menschen etwas zuleide tun.
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