Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
auffallend ungeschickt an. »Um wie viel Uhr haben Sie das Haus verlassen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Es war schon hell. Vor fünf, denke ich.«
    »Und doch sind Sie laut Mrs. Innes«– er warf einen Blick auf seine Notizen –»erst gegen halb sieben zurückgekommen. Die Fahrt nach Aviemore dauert nur ein paar Minuten.«
    »Ich habe noch eine Zeit lang im Bahnhof gesessen und mir überlegt, ob ich auf den Zug warten sollte.«
    »Hat irgendjemand Sie gesehen?«
    »Ich – ich weiß nicht. Der Fahrkartenschalter war geschlossen. Ich habe mit niemandem –«
    Es klopfte an der Tür, und der Dienst habende Constable trat ein. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber der Kollege von der Spurensicherung meinte, Sie sollten sich das mal ansehen.«
    Ross stand auf und fasste den Klarsichtbeutel vorsichtig an einer Ecke.
    »Er sagte, sie hätten das hier an der zertrampelten Stelle im Wald gefunden«, fuhr der Constable fort, »zusammen mit Spuren von Sperma.«
    »Danke, Constable.« Ross betrachtete den hellgelben Wollfaden in seiner Hand, dann sah er Hazel Cavendish an.
    »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst.« Gemma stand in der Innes’schen Küche und sah Constable Mackenzie über den Arbeitstisch hinweg an. »Sie wollen
mich
auf Metallspuren testen?« Obwohl sie bemüht war, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, überschlug sie sich beinah. Nachdem sie bei einem anderen Beamten, der an dem Tisch in der Ecke saß, ihre Aussage zu Protokoll gegeben hatte, war sie an Mackenzie verwiesen worden.
    »Tut mir Leid, Ma’am.« Mackenzie zog bekümmert die Stirn in Falten. »Befehl vom Chief Inspector. Alle Hausbewohner, hat er gesagt, ohne jede Ausnahme. Ich muss auch einen Abdruck von Ihren Schuhsohlen nehmen.«
    »So ein Mistkerl«, fluchte Gemma halblaut. Sie spürte, wie ihr Gesicht ganz heiß wurde – ein Warnzeichen, das sie zur Beherrschung mahnte. Ob Ross mit Kincaid auch so umgesprungen wäre? Oder hätte er ihn als Kollegen respektiert – sich ihm gar gebeugt?
    Gewiss, der Dienstgrad spielte auch eine Rolle, wie sie fairerweise eingestehen musste, aber auch das entschuldigte noch nicht Ross’ Verhalten.
    Und es ist auch nicht Duncans Schuld, dass er ein Mann ist und damit automatisch zum Club gehört, wies sie sich zurecht und unterdrückte den ungerechtfertigten Zorn auf ihn, der in ihr aufwallte. Stattdessen empfand sie plötzlich eine solche Sehnsucht nach ihm, dass es ihr das Herz zusammenschnürte.
    Er hätte Ross in kürzester Zeit um den Finger gewickelt, und sie – sie hätte nicht diese Angst ausstehen müssen. Das Gesetz war bisher immer auf ihrer Seite gewesen, ihr Freund und Beschützer, und nun fand sie sich urplötzlich auf der anderen Seite wieder.
    Dieser verdammte Ross! Nun, wenn er nicht mit ihr zusammenarbeiten
wollte
, dann sah sie nicht ein, weshalb sie ihm mehr Unterstützung gewähren sollte, als die Vorschriften von ihr verlangten. Aber wenigstens das würde sie tun müssen. Sie rang sich Mackenzie zuliebe ein Lächeln ab, als sie sich zu ihr umdrehte und die Hand ausstreckte. »Also schön. Bringen wir es hinter uns.«
    Während Mackenzie Abstriche von jedem einzelnen Finger nahm, blickte Gemma aus dem Fenster. Der Regen war stärker geworden und verwischte die Konturen der Hecken, der Einfahrt und der Scheune. Was für eine Sauerei! Sie war froh, dass es nicht
ihr
Fall war, dass sie nicht für die Ermittlungen an diesem Tatort verantwortlich war. Und sie hätte auch froh sein können, hätte sie nur diese bohrende Ungewissheit abschütteln können, die sie empfand, wenn sie an Hazel dachte.
    Aus dem Augenwinkel registrierte sie eine Bewegung in der Einfahrt. Zwei uniformierte Beamte waren um die Hausecke gebogen, mit einer dritten Person in ihrer Mitte. Gemma sah zu, wie der eine Beamte die Tür eines Streifenwagens öffnete und die Person auf den Rücksitz bugsierte, wobei er seine große Hand schützend zwischen ihren dunklen Lockenkopf und den Türrahmen hielt.
    Gemma riss sich von Mackenzie los und streckte instinktiv die Hand aus, als könne sie so verhindern, dass sich die Wagentür vor Hazels weißem, erstarrtem Gesicht schloss.

11. Kapitel
    Ich spreche nicht von Sündenlast,
    Der Qual der Heimlichkeit;
    Doch ach, es macht ein fühlend’ Herz
    Zu Stein im Lauf der Zeit!
    Robert Burns,
    »Sendschreiben an einen jungen Freund«
    Carnmore, April 1899
    Erst nachdem Charles auf dem Friedhof von Chapeltown beigesetzt war, begann Livvy zu erkennen, dass keine Trauer wie die

Weitere Kostenlose Bücher