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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihre Testgerätschaften zusammenpackte. »Wissen Sie, wo der Chief Inspector seine Vernehmungen durchführt?«, fragte sie von der Tür aus und versuchte dabei möglichst beiläufig zu klingen.
    »Sie richten im Polizeirevier von Aviemore eine Einsatzzentrale ein; ich nehme also an, dass sämtliche Vernehmungen von dort koordiniert werden.« Mackenzie zögerte einen Moment und fügte dann ein wenig verlegen hinzu: »Tut mir Leid wegen Ihrer Freundin, Ma’am.«
    Gemma rang sich ein Lächeln ab, gerührt durch die Anteilnahme der jungen Frau. »Danke. Aber machen Sie sich keine Gedanken. Ich bin sicher, dass sich alles sehr schnell klären wird.«
    Da die Beamten der Spurensicherung immer noch damit beschäftigt waren, die Spülküche nach Fingerabdrücken abzusuchen und Beweismaterial zu sammeln, ging Gemma wieder ums Haus herum und zur Vordertür hinein. Sie fand die anderen im Wohnzimmer versammelt, wo sie mehr oder minder eifrig mit ihrem Frühstück aus Speck, Eiern und Toast beschäftigt waren.
    John hatte soeben einen Teewagen mit Tabletts hereingerollt. Er drehte sich zu Gemma um. »Niemand wollte im Esszimmer frühstücken«, erklärte er. »Warten Sie, ich bringe Ihnen einen Teller.«
    Gemma schüttelte den Kopf und sagte: »O nein, ich könnte keinen Bissen herunterbringen.« Ihr Magen war wie verknotet, und sie platzte fast vor Ungeduld. »Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ich mir ein Auto ausleihen könnte. Hazel hat die Schlüssel von unserem Mietwagen, und ich muss dringend zum Polizeirevier in Aviemore.«
    »Louise haben Sie leider gerade verpasst; sonst hätte sie Sie mitnehmen können.«
    »Louise ist weggefahren?«, fragte Gemma verblüfft.
    »Sie wollte nur rasch im Laden ein paar Sachen für den Tee besorgen. Nach dem späten Frühstück werden wir das Mittagessen wohl ausfallen lassen, also dachte ich mir, wir servieren einen richtigen Nachmittagstee mit allem Drum und Dran.«
    »Das ist doch nun wirklich nicht so wichtig«, hätte Gemma am liebsten geschrien – Mittagessen, Tee mit oder ohne Kuchen und Kekse – was spielte das denn für eine Rolle, jetzt, da Donald tot war und Hazel von der Polizei in die Mangel genommen wurde?
    Sie biss sich auf die Lippen und sagte so ruhig, wie sie nur konnte: »Könnte mich vielleicht sonst irgendjemand in die Stadt mitnehmen oder mir für ein paar Stunden sein Auto leihen?«
    »Sorry«, meinte Martin Gilmore und sah von seinem leeren Teller auf. »Ich hab meine alte Rostlaube in Dundee gelassen. John hat mich am Bahnhof abgeholt.«
    Gemma sah Heather an, die mit ihrer Gabel in einer unberührten Portion Rührei herumstocherte. »Ich muss zurück zur Brennerei«, antwortete sie mit zitternder Stimme. »Und ich werde Pascals Hilfe benötigen.«
    »Dann fahre ich bei Ihnen mit«, meinte Pascal, »und Gemma kann meinen Wagen haben.«Ähnlich wie Martin schien auch ihm die Tragödie keineswegs den Appetit verdorben zu haben, und seine guten Manieren hatte er sich ebenso bewahrt. Er stand auf und angelte einen Autoschlüssel aus der Hosentasche. »Es ist der schwarze – aber Vorsicht, der hat’s in sich.«
    Gemma war der Wagen – ein blank polierter BMW der neuesten Baureihe – schon aufgefallen. Unter anderen Umständen hätte sie gezögert, sich ans Steuer eines solchen Wagens zu setzen, aber jetzt nahm sie das Angebot bereitwillig an. »Ich werde aufpassen«, versicherte sie ihm und wünschte dabei insgeheim, sie hätte keine größeren Sorgen, als den Lack von Pascals Edelschlitten nicht zu zerkratzen.
    Als sie die Strecke, die sie vor zwei Tagen erst mit Hazel zurückgelegt hatte, jetzt in der anderen Richtung fuhr, hatte Gemma das Gefühl, in eine andere Welt versetzt zu sein. Die Berge, die sich nur verschwommen in der Ferne abgezeichnet hatten, schienen bedrohlich nahe gerückt, ihre Gipfel in dunkle Wolken gehüllt; das Wasser des Flusses, das im Sonnenlicht wie Silber geglitzert hatte, schlug nun trübe gegen die Ufer.
    Und wenn ihr Aviemore an einem Abend im goldenen Sonnenschein schon nicht sonderlich reizvoll vorgekommen war, machte der unaufhörliche Nieselregen es zu einem noch weniger ersprießlichen Anblick. An der Hauptstraße standen zwar ein paar ganz ansehnliche viktorianische Häuser, doch sie wurden regelrecht erdrückt von den Souvenirläden, den Coffeeshops und den Pseudo-Chalets, in denen Skikleidung angepriesen wurde.
    Gemma hatte keine Mühe, das Polizeirevier zu finden, einen Neubau aus honigfarbenem Stein direkt neben dem

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