Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
DNA-Test das im Wald sichergestellte Sperma eindeutig identifizieren würde. Dass Hazel Cavendish dort gewesen war, wusste er durch die Faserprobe, und es schien äußerst unwahrscheinlich, dass sie sich mit einem anderen Mann getroffen hatte.
Ihre Augen hatten sich geweitet. »O Gott«, flüsterte sie und schlug die Hände vors Gesicht.
»Es wird leichter für Sie sein, junge Frau, wenn Sie uns ganz einfach die Wahrheit sagen«, ermunterte Ross sie, plötzlich das Mitgefühl in Person.
»Es war nicht so, wie Sie es darstellen.« Sie ließ die Hände sinken und klammerte sich am Tisch fest wie an einem Rettungsanker. »Er hatte mich gebeten zu kommen. Donald. Er wollte, dass ich meinen Mann verlasse. Erst als ich diese Frau mit ihrem Kind sah, wurde mir klar, was wir im Begriff waren anzurichten. Es ging nicht nur um meinen Mann und meine Tochter, sondern auch um diese Frau, die ihn liebte, und ihr Kind – und dann erkannte ich erst, was für eine Lawine wir damit lostreten würden.
Ja, wir haben uns gestritten. Ich war wütend auf ihn, aber noch mehr auf mich selbst. Ich sagte ihm, dass das mit uns niemals gut gehen könnte. Und was dann passiert ist… dort im Wald… ich denke, das war eine Art Lebewohl.«
»Und heute Morgen?«
»Ich konnte ihn einfach nicht mehr sehen. Ich dachte, ich würde nur meine Sachen packen und abreisen, aber so früh fuhr noch kein Zug. Ich kam zu dem Schluss, dass ich den Tatsachen ins Auge sehen musste, und fuhr zurück. Und dann… dann kam Gemma und sagte mir…« Sie hob eine Hand zum Mund, presste die Finger an ihre zitternden Lippen.
»Warum haben Sie uns das nicht gleich gesagt?«
»Ich habe mich so geschämt. Und ich hatte wohl gehofft, dass es nicht herauskommen würde, dass mein Mann nichts davon erfahren würde.«
Das
war es, dachte Ross, dem in diesem Moment nicht nur ein Licht, sondern ein ganzes Feuerwerk aufging.
Das
war das Motiv, das die Puzzleteile miteinander verband. Natürlich hatte sie nicht gewollt, dass ihr Mann davon erfuhr – nicht, wenn sie entschlossen gewesen war, zu ihm zurückzukehren.
»Das klingt alles sehr plausibel, Mrs. Cavendish«, sagte er. »Aber ich glaube, dass es sich ein wenig anders zugetragen hat. Ich glaube, dass Sie Mr. Brodie heute Morgen noch einmal gesehen haben. Sie haben ihm gesagt, dass Sie beabsichtigten, zu Ihrem Mann zurückzugehen, und er drohte, Sie zu verraten. Dann haben Sie einen Vorwand gefunden, zum Haus zurückzugehen und die Waffe zu holen – nein, warten Sie.« Ross legte konzentriert die Stirn in Falten, während er an seinem Szenario feilte. »Ich glaube, dass Sie es ihm schon gestern Abend gesagt haben, worauf er Ihnen drohte. War das der Grund für Ihren Streit? Und der Freiluftsex sollte dazu dienen, ihn zu beschwichtigen. Haben Sie ihn für heute Morgen zu einem Stelldichein eingeladen, einem Rendezvous? Er wäre ja nie auf die Idee gekommen, dass Sie ihm etwas antun wollten –«
»Nein!« Hazel stieß sich vom Tisch ab und stand auf. »Ich hätte Donald niemals etwas zuleide tun können! Wie können Sie nur denken –«
»Setzen Sie sich, Mrs. Cavendish«, versuchte Ross sie zu beruhigen. Es war ihm nicht gelungen, ihr mit der Schockmethode ein Geständnis zu entlocken, und er war sich bewusst, dass er kaum irgendwelche handfesten Beweise hatte, um seine Theorie zu stützen. »Wenn Sie –«
Es klopfte an der Tür. Munro stand auf, und als er hinausging, erhaschte Ross einen Blick auf einen Beamten aus dem Team, das in Aviemore ermittelt hatte.
Kurz darauf erschien Munro wieder in der Tür und sagte: »Sir, kann ich Sie mal kurz sprechen…«
Ross schaltete das Tonbandgerät aus und folgte ihm auf den Flur.
»Sie sollten sich vielleicht mal anhören, was Constable Clarke zu berichten hat, bevor Sie da drin weitermachen«, sagte Munro leise.
Der Constable begrüßte ihn mit einem Nicken. »Sir. Ein Mitarbeiter der Autovermietung im Bahnhof erinnert sich, heute früh eine Frau gesehen zu haben, bei der es sich laut Beschreibung um Mrs. Cavendish gehandelt haben dürfte. Er hatte sie sich gemerkt, weil er es seltsam fand, dass jemand zwei Stunden vor Abfahrt des ersten Zuges mit Koffern und Taschen im Bahnhof auftauchte. Er sagt, sie habe eine halbe Stunde lang im Wartebereich gesessen und sei dann wieder gegangen.«
»Konnte er sich noch an die Uhrzeit erinnern?«, fragte Ross, der seine Felle schon davonschwimmen sah.
»Kurz vor sechs, Sir. Er war so früh gekommen, weil er die Papiere für
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