Nur zu deinem Schutz (German Edition)
eurer Familie über zwei Meter groß? Erinnere mich daran, dass ich keine flachen Schuhe anziehe, wenn ich das nächste Mal zu euch komme.«
Ich lachte, vielleicht ein bisschen zu laut, aber dieses Lachen war genau das, was ich jetzt brauchte.
»Ich schreibe nächste Woche zwei Tests«, sagte Rachel, »deswegen wäre es ganz gut, wenn wir uns mit unserem Projekt über die Französische Revolution ein bisschen ranhalten könnten?«
»Klar, kein Problem«, sagte ich.
Rachel sah sich im Zimmer um. Myrons Poster. Myrons Lavalampe (ja, er besaß eine Lavalampe). Myrons Sitzsack. »Cooles Zimmer.«
»Es gehört meinem Onkel.«
»Wirklich?«
»Ja, ich wohne nur vorübergehend hier.«
»Wo hast du vorher gewohnt?«
»Überall«, sagte ich.
»Aha.« Rachel lächelte. »Gibst du immer so vage Antworten, wenn man dich etwas Persönliches fragt?«
»Ich gebe mir Mühe, geheimnisvoll zu sein.«
»Dann streng dich noch ein bisschen mehr an.«
Es gefiel mir, wie sie das sagte.
»Also, geheimnisvoller Mann. Was hast du gestern am Schließfach deiner Freundin gewollt?«
Beinahe wäre mir herausgerutscht: Sie ist nicht wirklich meine Freundin , aber ich konnte es mir gerade noch verkneifen. »Ich habe nur etwas überprüft«, sagte ich.
»Und was?«
»Kennst du Ashley?«, fragte ich.
»Nicht wirklich, nein.«
Ich war mir nicht sicher, wie viel ich ihr erzählen sollte. Rachel sah mich mit ihren tiefblauen Augen an. Augen, in denen man hätte versinken können, ohne jemals wieder aufzutauchen. Und es hätte einem noch nicht einmal etwas ausgemacht – im Gegenteil. »Sie kommt nicht mehr in die Schule«, sagte ich schließlich. »Ich meine, ich habe seit einer Woche nichts mehr von ihr gehört und keine Ahnung, wohin sie verschwunden ist.«
»Deswegen warst du an ihrem Schließfach?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, dass ich darin vielleicht irgendeinen Hinweis finde.«
Rachel schien darüber nachzudenken. »Ashley war auch neu an der Schule, oder?«
Ich nickte.
»Vielleicht ist sie einfach wieder weggezogen.«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Geht es euch beiden da unten gut?«, rief Myron. »Möchte jemand Popcorn oder Apfelsaft?«
Apfelsaft?
Rachel lächelte mich an, und ich spürte, wie ich rot wurde.
»Mickey?«, rief Myron noch einmal.
»Hausaufgaben!«
14
ALS ICH MICH SPÄTER BETTFERTIG MACHTE, bekam ich eine SMS von Ema. kannst du noch mal raus?
Ich: Klar. Was ist los?
Ema: hab was in dem wa ¨ ldchen hinter dem haus der hexe entdeckt. glaube, wir sollten uns das mal genauer anschauen.
Jetzt? , dachte ich. Andererseits gab es keinen besseren Zeitpunkt. Wir brauchten den Schutz der Dunkelheit. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob wir uns tagsüber ungesehen hinter das Haus schleichen konnten. Also zog ich mir eine Jogginghose an, packte eine Taschenlampe ein und schlich die Treppe hoch.
Als ich gerade aus dem Haus gehen wollte, hörte ich hinter mir Myrons Stimme. »Wo willst du hin?«
»Muss noch mal kurz raus«, sagte ich.
Er warf einen betont strengen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist spät.«
»Ich weiß.«
»Du hast morgen Schule.«
Ich hasste es, wenn mein Onkel den Ersatzvater spielte. »Danke für die Information. Ich bleibe auch nicht lange weg.«
»Ich finde, du solltest mir sagen, wohin du gehst.«
»Ich treffe mich bloß kurz mit einer Freundin«, sagte ich in der Hoffnung, das Thema damit zu beenden.
»Etwa mit dieser Rachel, die heute Abend hier war?«, ließ Myron jedoch nicht locker.
Wie heißt es so schön? Wehret den Anfängen! Also antwortete ich: »Wir hatten eine Abmachung, als ich mich bereit erklärt habe, bei dir zu wohnen. Darunter fällt auch, dass du dich aus meinen Angelegenheiten raushältst.«
»Ich habe nie zugestimmt, dass du nach Lust und Laune kommen und gehen kannst.«
»Doch, hast du in gewisser Weise schon. Ich treffe mich bloß mit einer Freundin, nichts weiter.«
Ich schlüpfte zur Tür hinaus, bevor er noch etwas sagen konnte. Mir war klar, dass Myron es nur gut meinte und das Richtige tun wollte, aber da konnte er sich bei mir bemühen, sosehr er wollte, es würde immer das Falsche sein.
Ema erwartete mich in einer Seitenstraße.
»Wie machst du das?«, fragte ich.
»Was?«
»Du bist erst vierzehn und treibst dich trotzdem ständig mitten in der Nacht draußen herum«, sagte ich. »Was sagen deine Eltern dazu?«
Ema runzelte die Stirn. »Schreibst du an meiner Biografie oder so was?«
Ich runzelte ebenfalls die Stirn. »Ha,
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