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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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ha.«
    »Ja, tut mir leid. Der war blöd.«
    Ich schnaubte. »Biografie.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Meine Witze waren auch schon mal besser. Ich meine, bevor ich dich kennengelernt hab.«
    Wir blickten die Straße hinunter auf das Haus der Hexe, das nur mit einem Wort zu beschreiben war: unheimlich. Mittlerweile war es beinahe Mitternacht. Das Haus war fast vollkommen dunkel, nur aus einem Eckfenster im oberen Stock schien etwas Licht. Wahrscheinlich lag dort ihr Schlafzimmer. Ich stellte mir vor, wie sie allein in ihrem Bett lag und in einem Buch mit Zaubersprüchen blätterte oder kleine Kinder verhexte und sie anschließend verschlang.
    Okay, meine Fantasie ging etwas mit mir durch.
    »Also, was wolltest du dir genauer anschauen?«, fragte ich Ema.
    »Als ich mich neulich vor dem Glatzkopf verstecken musste, habe ich zufällig hinter der Garage etwas gesehen.«
    »Was?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Sie schien darüber nachzudenken, wie sie es in Worte fassen sollte. »Es sah aus wie ein kleiner Garten oder ein Beet oder so etwas in der Art. Ich bin mir nicht sicher, aber es kam mir vor, als …« Ema schluckte. »Als hätte ich einen Grabstein gesehen.«
    Obwohl es eine schwül-warme Nacht war, fröstelte es mich plötzlich. »Wie? Einen richtigen Grabstein? Wie auf einem Friedhof?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht war es auch nur ein ganz normaler Stein. Deswegen dachte ich, dass wir ihn uns genauer anschauen sollten.«
    Da war ich ganz ihrer Meinung. Außerdem hätte ich gern mal einen Blick in die Garage geworfen. Mir war nämlich nicht klar, warum die Typen den Wagen überhaupt dort abgestellt hatten. Wenn sie der Hexe nur einen Besuch hätten abstatten wollen – woran ich jedoch nicht wirklich glaubte –, hätten sie den Wagen auch einfach davor parken können. Es musste also noch irgendetwas anderes dahinterstecken.
    Ich dachte an meine letzte Begegnung mit dem Glatzkopf zurück.
    Lebt mein Vater noch?
    Wir werden uns unterhalten … Aber nicht jetzt.
    Ich hatte verdammt noch mal keine Lust, einfach herumzusitzen und darauf zu warten, wann er den richtigen Zeitpunkt für gekommen hielt. Wir näherten uns dem Wäldchen hinter dem Haus der Hexe, wobei uns die Taschenlampe in ein kleines Dilemma stürzte. Wenn wir sie einschalteten, könnte jemand auf uns aufmerksam werden und die Polizei rufen. Ließen wir sie aus, na ja, dann konnten wir nichts sehen. Schließlich entschieden wir uns dafür, sie erst anzuknipsen, wenn wir näher dran waren.
    Die Straßenlaternen spendeten erst einmal genügend Licht, um problemlos bis zum Waldrand zu gelangen. Wieder war ich verblüfft darüber, wie nah die Bäume an die Rückwand des Hexenhauses reichten. Alle Fenster waren dunkel. Ich schlich zur Hintertür. »Was hast du vor?«, raunte Ema.
    Gute Frage. Eigentlich wollte ich nicht noch einmal in das Haus der Hexe einbrechen. Schon gar nicht bei Nacht. Trotzdem übte es zugleich eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich aus. Keine Ahnung, warum. Ich kauerte mich hin und spähte durch die Kellerfenster, hinter denen völlige Finsternis herrschte. Eine Finsternis, die jeden Schatten verschluckte.
    Ich dachte an das letzte Mal, als ich im Haus der Hexe gewesen war. An das alte Foto und den Schmetterling auf den T-Shirts der Hippies, den ich auch auf dem Kärtchen am Grab meines Vaters gesehen hatte. Und an das Licht im Keller.
    Ich fragte mich, was sich dort unten wohl verbarg. Und auch in dem Zimmer im oberen Stock, in dem das Licht gebrannt hatte.
    »Mickey?«, flüsterte Ema.
    »Wo hast du diesen Garten gesehen?«, flüsterte ich zurück.
    »Gleich hinter der Garage.«
    Wir schlichen in den Wald, blieben nach zwei Schritten aber erst einmal stehen. Es war einfach zu dunkel. Ich konnte kaum meine Hand vor Augen sehen. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Taschenlampe einzuschalten. Ich achtete darauf, den Lichtstrahl direkt auf den Boden zu richten. Als wir an der Garage angekommen waren, stellte ich zu meiner Enttäuschung fest, dass das Tor fest verschlossen war.
    »Wir müssen um die Garage herumgehen«, wisperte Ema.
    Ich warf einen letzten Blick zum Haus der Hexe, das vollkommen dunkel dalag, und fragte mich, ob die Lampe im Schlafzimmer immer noch brannte. Vielleicht war die Hexe eingeschlafen und hatte vergessen, das Licht auszumachen. Oder sie war gestorben und deswegen brannte es noch.
    Ich wusste nicht, ob ich diesen Gedanken beruhigend oder beunruhigend finden sollte.
    Ema und ich tasteten uns seitlich

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