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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Autoren: Harlan Coben
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Es war eine ziemlich verschwommene Nahaufnahme von irgendetwas Rosafarbenem. Haut? Stirnrunzelnd neigte ich den Kopf und kniff leicht die Augen zusammen, als sich mir plötzlich eine kalte Hand in den Magen grub.
    Es war eine blau-grüne Tätowierung auf einem Körperteil. Und jetzt erkannte ich, dass es ein ganz bestimmtes Symbol war – der Schmetterling mit den Augen in den Flügeln.
    Mit zitternder Hand tippte ich: Wessen Tattoo ist das??
    Ich spürte, wie Rachel mich fragend ansah, hielt den Blick aber starr auf das Handy gerichtet und wartete ungeduldig auf Emas Antwort. Die ließ ungewöhnlich lange auf sich warten, und als sie endlich kam, wusste ich auch, warum. Ema hatte nur ein Wort geschrieben. meins.

20
    MIT MEINEM GEFÄLSCHTEN FÜHRERSCHEIN in der Tasche holte ich Ema in der Nähe der Kasselton Avenue ab. Sie stieg kleinlaut dreinschauend in den Ford Taurus.
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte ich, statt sie zu begrüßen.
    »Das Ganze war Agents Idee«, begann Ema, hastig zu erklären.
    Und genau dort würden wir jetzt hinfahren – zu Agents Tattoo-Studio, um ihn zur Rede zu stellen.
    »In den Sommerferien war ich bei ihm, um mir ein Tattoo auf den Rücken stechen zu lassen. Ich wollte irgendetwas Großes, Dramatisches. Er hat einen Entwurf gemacht mit kunstvollen Ornamenten, verschiedenen Symbolen und Buchstaben und …« Sie verstummte. »Warum schaust du mich so merkwürdig an?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    Sie sagte nichts.
    »Natürlich schaue ich dich merkwürdig an! Das ist genau derselbe Schmetterling, der auf einem alten Foto im Haus der Hexe zu sehen ist und auf dem Grabstein in ihrem Garten. Und irgendjemand hat ihn außerdem am Grab meines Vaters hinterlassen. Und ganz plötzlich taucht genau dieser Schmetterling auf deinem Rücken auf?«
    »Ich weiß. Ich verstehe es ja selbst nicht. Hör zu, das Tattoo ist insgesamt ziemlich groß und der Schmetterling nimmt nur einen ganz kleinen Teil darin ein. Er war in dem ursprünglichen Entwurf noch nicht mal vorgesehen, aber Agent hat gesagt, er hätte plötzlich eine Inspiration gehabt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum hast du mir dann nicht sofort davon erzählt, als du ihn auf dem Grabstein gesehen hast?«
    »Wir wurden gestört, schon vergessen? Ich bin abgehauen und du bist von Chief Taylor festgenommen worden.«
    »Und was ist mit gestern im Baumgart’s? Oder heute in der Schule?«
    Ema schwieg.
    »Hallo?«
    »Hör auf, mich anzuschreien«, sagte sie leise.
    »Ich schreie nicht. Es ist nur … Verdammt, wie konntest du mir so etwas Wichtiges verschweigen?«
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich heute heimlich mit Miss Sexbombe triffst, hm?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe genauso das Recht, Geheimnisse vor dir zu haben wie du vor mir.«
    »Ema?«
    »Was?«
    »Das ist ein Haufen Mist und das weißt du. Warum hast du mir nichts von dem Tattoo erzählt?«
    Ema starrte stumm vor sich hin. Mittlerweile waren wir fast beim Studio angekommen. Ich beschloss, ihr noch einen Moment Zeit zu geben, das Ganze sacken zu lassen, und schaltete das Radio ein. Ema beugte sich vor und machte es wieder aus.
    Dann lehnte sie sich zurück und sagte leise: »Ich hatte Angst, okay?«
    »Wovor?«
    Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. An jedem ihrer Finger steckte mindestens ein Silberring. Das glänzende Metall stand in scharfem Kontrast zu ihrer ansonsten tiefschwarzen Kleidung. »Für jemanden, der so klug und sensibel ist wie du, kannst du echt so was von begriffsstutzig sein.«
    »Warum erklärst du es mir dann nicht einfach?«
    »Zuerst war ich mir ja noch nicht einmal hundertprozentig sicher. Ich dachte, dass der Schmetterling auf dem Grabstein vielleicht nur zufällig so aussieht wie der in meinem Tattoo.«
    »Zuerst«, wiederholte ich.
    »Richtig.«
    »Und dann?«
    Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und bemerkte, wie ihr eine Träne über die Wange lief.
    »Sehe ich für dich wie jemand aus, der viele Freunde hat?«
    Ich sagte nichts.
    Emas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich dachte, dass du vielleicht wütend wirst, weil ich dir nicht gleich davon erzählt hab. Oder dass du denkst, ich hätte irgendwas damit zu tun, und mir nicht vertraust. Ich dachte …« Sie sah aus dem Seitenfenster. »Ich hatte Angst, du würdest vielleicht nicht mehr mein Freund sein wollen.«
    Der Schmerz in ihrer Stimme brach mir das Herz. Als wir an der nächsten roten Ampel anhielten, sagte ich:
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