Nuramon
beste Ort, um Frieden zu schließen.« Sie führte Yenwara zu zwei Stühlen, und als sie saßen, war es ihr, als würde sie hier auf ihre beste Freundin treffen, dabei hatten sie einander damals nur wenige Wochen erlebt; und das unter widrigen Umständen. »Werdet ihr mit uns ein Bündnis schließen?«, fragte Daoramu.
Yenwara atmete durch. »Wenn es nach mir geht: ja.«
»Dein Sohn ist anderer Meinung?«
»Wer weiß schon, was in den Köpfen von Königen vorgeht«, sagte sie. »Aber ich wäre gewiss nicht hier, wenn er abgeneigt wäre.«
»Er hat dir nicht immer vertraut?«, fragte Daoramu.
Yenwara schluckte. »In den entscheidenden Stunden hat er stets zu mir gestanden. Ich hoffe, dass er und deine Tochter zu einem Bündnis finden.«
»Wir brauchen euch als Verbündete gegen die Helbyrnianer und ihr uns gegen den Fürstenrat.«
Yenwara lachte leise. »Es scheint, als hätten wir beide keine andere Wahl.«
Daoramu fasste ihre Hand erneut. »Hätte es doch nur früher zu einer solchen Zusammenkunft kommen können!«
Yenwara nickte. »Dann wäre uns viel Leid erspart geblieben.«
Daoramu lächelte. »Aber auch viel Glück«, sagte sie und schaute in das verwunderte Gesicht Yenwaras.
Nerimee stand in ihrem blauen Kleid, das einer Königin würdig war, in Relegirs Arbeitszimmer und wartete auf den König von Varmul. Sie schritt in ihren weichen Schuhen immer wieder im Dreieck zwischen dem Schreibtisch, dem Bücherregal und der Tür umher. Statt Lampen und Kerzen verbreiteten einige ihrer Lichtsteine ihren feurigen Schein. Sogar in den Kamin hatte sie einen kleinen Haufen Leuchtsteine gelegt. Auf dem Schreibtisch lagen die Dokumente, Bücher und Landkarten, die sie mitgebracht hatte, auf einem kleineren Tisch standen ein Weinkrug und zwei Becher aus Glas.
Endlich klopfte es zweimal leise an der Tür. Es war das Zeichen, um das Nerimee die Wachen gebeten hatte, sobald König Tyregol auf dem Weg war. Als sich die Tür öffnete, rührte sie sich nicht, sondern schaute dem Krieger entgegen, der eintrat.
Gekleidet war er in eine rot-graue Tuchrüstung, auf welche die goldene Schlange des Königreiches und der silberne Kriegshammer des Hauses Cardugar gestickt waren. Kein Mantel umhüllte seine schlanke Gestalt. Er trug keinen Herrscherstab und weder Schwert noch Krone. Nerimee lächelte und schaute in die schwarzen Augen des Königs. Er war ein ansehnlicher Mann.
»Du bist also Nerimee Yannaru«, sagte er und musterte sie. Seine Stimme war angenehm und für einen Mann aus dem Herzen Varmuls recht melodiös.
»Das klingt, als wärest du überrascht«, sagte Nerimee.
»Meine Berater haben dich und deine Familie nicht im besten Licht gezeichnet«, sagte er und trat näher, bis sie einander direkt gegenüberstanden.
Nerimee wartete auf eine Geste seinerseits, und er schien auf eine ihrerseits zu warten. Schließlich wies sie auf die beiden Stühle am Kamin. Der König schaute in den bernsteinfarbenen Schein, der ihm von den Lichtsteinen entgegenschlug. »Die Helbyrnianer setzen ihre Macht nicht für so schöne Dinge ein«, sagte er und nahm Platz. »Ihr Glaube erlaubt es nicht.«
Nerimee setzte sich neben ihn. »Es sagt viel über sie aus, wenn sie den Menschen Licht und Wärme in ihren Häusern verweigern, auf dem Schlachtfeld aber mit Lichtblitzen und Feuern gegen ihre Feinde vorgehen.«
»Sie betreiben viele Heilbäder und versiegeln magische Quellen, und die Menschen sind ihnen dafür dankbar. So sehr, dass sie sich allzu leicht dem Tjuredglauben ergeben und die Ablehnung jeglicher Götter vergessen. Es ist, als wären die Mahnungen unserer Urahnen ausgelöscht.«
»Wer verzweifelt ist, gibt rasch das auf, wofür Generationen kämpften. Es mag ermüdend sein, sich immer wieder gegen solche Bestrebungen zu wenden, aber das ist es wert.«
»Das stammt aus den Schriften des Terbarul«, sagte Tyregol.
Nerimee war verblüfft. »Du hast sie gelesen?«, fragte sie.
Tyregol nickte. »Ein brillanter Denker. So brillant, dass der Fürstenrat ihn verbot.«
»Weil er die Adligen zu sehr in die Pflicht nahm und vom Aufstieg der Begabten sprach?«
»Das sagten sie. Aber ich vermute, es waren die Gerüchte, dass sich hinter Terbarul deine Mutter verbirgt. Man erkannte Ähnlichkeiten zu ihren Reden.« Er blickte sie mit großen Augen an. »Ist sie es?«
Nerimee schmunzelte. »Nein«, sagte sie. Ihre Mutter wollte nichts mit dem Gelehrten zu tun haben. Anders als sie unterschied Daoramu nicht zwischen Helerur und
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