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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Kräfte bei dem Marsch auf den Albenpfaden erschöpft. Das Angebot, sie vor der Ankunft zu heilen, hatte Daoramu zurückgewiesen. Sie betrachtete nun versonnen die langen Häuser entlang der Hauptstraße. Als sie die Ruinen eines niedergebrannten Gebäudes passierten, sagte sie leise: »Abseits solcher Stellen glaubt man kaum, dass hier eine Schlacht getobt hat. Und die Bauweise hier … ist sehr alt.«
    Nylma nickte. »Unsere Ahnen waren Bauern und Arbeiter. Ihre Anführer waren Baumeister, die Grenzfestungen, Straßen und Handelsposten errichteten.«
    Auf dem Marktplatz führte Yargir sie gen Norden zum Haupthaus der Familie Yurgaru. Es war eines von vier Langhäusern, überragte die anderen aber mit seinen drei Stockwerken. Die Yurgaru waren keineswegs die reichsten Einwohner Teredyrs, galten aber als die älteste Familie, und der legendäre Baumeister Yurgar hatte diese Häuser ebenso errichtet wie die Stadtmauern.
    An der Tür des Hauses leuchtete eine Öllampe, und hinter einigen Fenstern brannte Licht. Yarema, die Magd der Familie, erwartete sie bereits, bat sie herein und führte sie in die Stube. Während Yarema zu ihrem Hausherrn ging, um ihn über die Ankunft der Gäste zu informieren, kümmerten Yargir und Nylma sich um die Pferde, und Nuramon blieb mit Daoramu allein zurück. Im Schein der Kerzen bemerkte er ihren wachen Blick, der über seinen Körper wanderte. »Während deiner Zeit in Teredyr hast du wirklich all die Jahre nicht in einem Haus, sondern an der Quelle im Wald gelebt?«, fragte sie schließlich.
    Nuramon nickte.
    »Und was hast du getan, wenn es regnete?«
    »Ich wurde nass«, antwortete er lächelnd.
    »Und im Winter hast du gefroren?«, fragte sie schmunzelnd.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ihr Elfen könnt doch frieren, oder?«
    »Gewiss«, sagte er. »Aber die Magie schützt mich vor vielem, ohne dass ich danach frage. So wie du bei Kälte zitterst oder bei Hitze schwitzt, so wirken einige Zauber bei mir. Sie geschehen einfach. Nur wenn ich diese Zauber schlafen schicke, spüre ich, wie kalt diese Welt sein kann.«
    Sie legte den Kopf schief und grinste ihn an. »Es ist schon ein wenig kalt.«
    »Ich könnte im Kamin Feuer entzünden«, sagte Nuramon. »Oder aber ich spreche meinen Wärmezauber auf dich.«
    Daoramu machte ein erwartungsvolles Gesicht, und Nuramon reichte ihr die Hände. Sie nahm sie an, ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden. Er spürte Daoramus Puls, die Adern und sogar das Blut. Er musste nur den Zauber, der bis zu seinen Fingerspitzen reichte, auf sie überspringen lassen. Was ihn früher Konzentration gekostet hatte, war nun nicht schwieriger, als eine kalte Hand mit der eigenen zu wärmen.
    Plötzlich zog Daoramu die Hände zurück und ließ die Finger zap peln. »Es kitzelt«, sagte sie. Sie drehte die Hand und schaute den Arm hinauf. Sie hielt den Atem an, hob den Kopf und schloss die Augen. »Es ist wie ein zweiter Herzschlag«, flüsterte sie. Die Röte kroch ihr in die Wangen, dann schaute sie an sich hinab und atmete tief ein und aus. »Ist das Magie?«
    »Die gleiche Magie, die dir die Schmerzen nahm«, antwortete er.
    »Aber dies ist anders, Nuramon.«
    »Weil dieser Zauber wärmt – nicht wie eine Decke, die sich über deine Haut legt, sondern eher wie …« Er überlegte.
    »Wie ein heißes Bad«, sagte sie. »Nur dass die Wärme von innen kommt.«
    »Manche mögen das nicht«, erklärte er.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Oh, glaube es«, sagte eine alte Stimme, und Yangor trat in einen Wollmantel gehüllt näher. »Er hat den Zauber manchmal im Winter gewirkt. Manche hatten das Gefühl, das Fleisch auf ihren Knochen gehöre ihnen nicht mehr.« Der Stadtälteste trat an Daoramu heran und schloss sie in die Arme, dann klopfte er Nuramon auf die Schulter. »Die Magie ist etwas Unheimliches. Solange alles seinen Gang geht, möchten die meisten Menschen sie sich nicht ins Haus holen.« Er schaute auf Daoramus Bein und dann in Nuramons Gesicht. »Aber nun sag mir: Was ist geschehen, dass ihr so rasch wiederkehrt? Ich dachte, ihr würdet vielleicht in zwei oder drei Jahren zurückkommen, mit Kindern und neuen Freunden.«
    Nuramon zuckte mit den Schultern. »Was wir uns im Westen erhofft haben, ist gescheitert. Nun müssen wir unser Glück woanders finden.«
    »Ihr seid hier immer willkommen«, sagte Yangor und beugte sein Haupt vor Daoramu. »Meine Frau und meine Töchter werden begeistert sein. Du hast sie sehr beeindruckt. Und meine beiden Enkelinnen

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