Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
Vom Netzwerk:
Mondlicht in die Ferne zu wünschen hieß, das Leben zu schätzen. Eine Frau wie Daoramu an seiner Seite zu wissen bedeutete sogar, es zu lieben.
    Die Teredyrer machten es ihnen leicht, ihre Liebe auszukosten. Fast alle begegneten ihnen respektvoll, dankbar und auch freundschaft lich. Der Duft von Geräuchertem stand nahezu täglich in den Straßen von Teredyr und weckte den Appetit. Auf dem Markplatz wurden die erlegten Tiere behandelt, falls die Jäger es nicht bereits in der Wildnis getan hatten. Die Teredyrer verstanden sich darauf, möglichst wenig von einem Tier übrig zu lassen. Für nahezu alles fand sich in Speisen und Handwerk eine Verwendung. Angesichts so viel erloschenen Lebens wirkten die Worte von Yargirs Urahn Warlyrn, die die Teredyrer sprachen, wie ein Dank an die Welt und an die erlegten Tiere selbst. Sie ähnelten jenen Liedern, welche in früheren Zeiten in Nuramons Sippe den Geistern gegenüber üblich gewesen waren.
    Daoramu, die nicht allein von der Dankbarkeit der Teredyrer leben, sondern selbst etwas beitragen wollte, bat ihn, sie das Jagen zu lehren, um der Stadt ihrerseits Felle und Fleisch zu bescheren. Er versprach es ihr gern.
    Morgens zogen sie mit Nylma, Yargir und einigen anderen Gefährten aus, und über die Albenpfade begaben sie sich in entlegene Gebirgsregionen, um dort Hirsche und Wildschweine zu jagen. Die Gefährten staunten über die Möglichkeiten, welche die Albenpfade ihnen boten. Eine Siedlung mochte ihre Jagdgründe niemals erschöpfen, wenn ihre Bewohner an weit entfernte Orte reisen konnten.
    Nuramons Erzählungen von den Jagdgewohnheiten seiner Sippe machten auch Nylma und Yargir neugierig, und sie lauschten begierig, als er ihnen erklärte, auf wie viele Weisen man Bogensehnen herstellen konnte. Die Teredyrer machten sie aus Tiersehnen, verfügten aber auch über Pflanzen, die gezwirnt für eine gute Zugfestigkeit am Bogen sorgten. Yargir fragte ihn, welche Sehnen er bevorzugte, und er antwortete: »Gelgeroksehnen.«
    »Gelgerok?«, fragte Daoramu.
    Nuramon erzählte von den büffelartigen Wesen mit ihrem schweren Drachenschädeln und dem langen Fell; Tiere, die meist einzeln lebten, die aber, wenn sie sich zu Herden sammelten, zur Gefahr für einen ganzen Landstrich werden konnten. Seine Sippe hatte ihre ganze Existenz auf Pflanzen und Gelgerok errichtet. »Es geht nicht darum, das beste Material zu finden, sondern darum, das Beste aus dem zu gewinnen, was man hat«, sagte er.
    Viele alte Gefühle Nuramons der Familie und seiner Sippe gegenüber erwachten auf den Jagdzügen dieses Herbstes wieder zum Leben, und immer häufiger kehrten seine Gedanken zu jener Zeit zurück, als er mit seiner Sippe unter dem Schutz der beseelten Birke Ceren gelebt hatte. Sie war ihnen immer wieder als Geistergestalt erschienen, hatte sie ermutigt, getröstet und gelobt. Wenn er und die anderen am Nachmittag an der Quelle rasteten, an der Nuramon gelebt hatte, und wenn sie nach Teredyr einkehrten und ihre Beute übergaben, fühlte Nuramon sich wie in eine frühere Zeit zurückversetzt.
    Die Nächte gehörten allein Daoramu. In ihren Erzählungen von den Urahnen der verschiedenen Stämme erkannte Nuramon Ähnlichkeiten zu Erzählungen aus Albenmark. Von einer blühenden Welt jenseits dieser, von leuchtenden Städten, wo man selbst aus den fernsten Ländern hinstrebte. Die Regenbogenbrücken mochten nichts Geringeres sein als die Albenpfade. Und hinter der Maske jener Menschengötter, die man hier überall als die Falschen Götter bezeichnete, mochten sich die Devanthar verbergen – jene alten Dämonen, deren letzten Vertreter Farodin, Mandred und er einst getötet hatten.
    Nuramon gefiel der Gedanke, dass es Menschen gab, die gegen ihre vermeintlichen Götter aufbegehrt hatten. Genau das wünschte er sich auch für die Tjuredanbeter, jene Verehrer des letzten Devanthar. Die Menschen sollten sich von ihnen abwenden. Doch vermutlich gingen sie auf dem fernen Kontinent im Westen bis zu diesem Tag dem Glauben des Tjured nach; einem Glauben, der früher einer des Mitgefühls und der Weisheit gewesen war, aber durch das Tun des Devanthar verdorben wurde. Wen die Tjuredpriester wohl zum Feind erklärt hatten, nachdem Albenmark sich von dieser Welt gelöst hatte?
    In den Sagen hieß es, die Urahnen Daoramus und all der anderen Menschen hier hätten sich von den Falschen Göttern losgesagt. Diese Urahnen waren Sklaven in der Stadt Wuur gewesen, einer Stadt in Urelmur, dem Land, das sich weit im

Weitere Kostenlose Bücher