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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Süden jenseits der Wüste entfaltete und das die Arlamyrier wie einen anderen Kontinent betrachteten. Sie stammten aus den unterschiedlichsten Gefilden der Welt und mussten für ihre Herren und deren schweigsame Götter schuften. Daoramu nannte die großen Namen unter den Urahnen, die in vielen Familiennamen noch lebendig waren – von Yanna, auf die Daoramus Familie zurückging, bis hin zu Warlyrn, dem Urahn Yargirs. Ihre Vorfahren hatten in der Sklaverei nur wenig ihrer ursprünglichen Kulturen bewahren können. Unter der Gemeinschaft der Urahnen bildete sich eine neue Kultur heraus. Ihr Glaube rückte die Götter weit in die Ferne, bis sie nur noch als Schöpfer bezeichnet wurden, ohne dass man sie anbetete. Stattdessen nahmen sie sich des Ahnenkultes an, den die Ureinwohner des Kontinents seit den frühen Tagen der Menschheit gepflegt hatten.
    »Byrrun war der Wortführer jener Stämme«, erklärte Daoramu ihm eines Nachmittags auf dem schmalen Balkon unter dem Dach des Hauses Yurgaru. »Er war von Norden her durch die Wüste nach Urelmur gegangen, auf der Suche nach den versklavten Stammesgenossen.« Sie starrte hinaus über die Stadt hinweg zu den Wäldern. »Er geriet selbst in die Sklaverei und berichtete seinen Leidensgenossen von dem Land im Norden. Und unseren Urahnen wurde dadurch ein Ziel gegeben. Der Widerstand nährte sich langsam. Und dann kam der Aufstand.« Sie fasste seine Hand und schaute ihm in die Augen. »Es heißt in den Schriften, dass sogar Alvaru an ihrer Seite kämpften.«
    »Waren das auch Sklaven?«, fragte Nuramon.
    »Das weiß ich nicht. Es heißt, sie hätten den Hass auf die Falschen Götter geteilt. Es ist dann nicht mehr von ihnen die Rede, und unsere Ahnen kehrten Urelmur den Rücken und wandten sich nach Norden. Im Buch der Yanna heißt es wörtlich: Sie durchquerten die Wüste und schworen, nicht mehr im Land südlich der Großen Wüste zu siedeln – bis zu dem Tag, da die Geister Urelmur gereinigt haben und die Fremde Botin im Norden endlich heimisch wird .«
    »Was bedeutet das Ende dieses Zitates?«, fragte Nuramon.
    Daoramu lachte. »Vielleicht gar nichts. Es gibt viele, die einen Schicksalsspruch äußern, der vage genug ist, sich irgendwann zu erfüllen. Dieser Spruch hat mich früher zum Träumen angeregt. Deswegen habe ich ihn behalten. Aber inzwischen gibt es andere Stellen, die mich mehr reizen.«
    »Es könnte etwas dahinterstecken«, sagte Nuramon. »Früher gab es auch in dieser Welt Orakel. Vielleicht haben einige davon den Menschen die Zukunft vorausgesagt.« Er dachte an das Orakel Dareen, das ihm in Gestalt einer Elfe erschienen war und bei der Suche nach Noroelle den Weg gewiesen hatte. »Was geschah mit den Menschen, die zuvor hier in Arlamyr lebten?«
    »Die meisten von ihnen waren hier versklavt. Es war die dunkle Seite des Ahnenkultes. Waren deine Vorfahren Herren, warst auch du ein Herr; waren sie Sklaven, wurdest auch du als Sklave geboren und gabst dieses Erbe an deine Nachkommen weiter.«
    »Es muss Aufstände gegeben haben«, sagte Nuramon.
    »Sie wurden blutig niedergeschlagen. Die Herren verkauften viele Aufständische an die Sklavenjäger von Wuur. Und sie stellten Predigern wie Byrrun nach.«
    »Ihre Überraschung muss groß gewesen sein, als Byrrun mit den anderen befreiten Sklaven von Wuur nach Norden kam.«
    Daoramu nickte. »Es war eine Bedrohung für den alten Ahnenkult. Meine Vorfahren kamen mit Byrruns Wortgewalt, mit den Schwertern Cardugars und Yannas hierher und befreiten die Unterjochten. Wie eine Welle, die das Land überschwemmt, verbreitete sich der neue Ahnenkult. Die Ahnen waren nun nicht mehr jene, die den Platz ihrer Nachkommen festschrieben, sondern jene, die aus der Sklaverei stammten, sich befreiten und ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen. Byrrun sagte einmal: Wir sind nicht nur die Nachkommen unserer Ahnen, wir sind die Ahnen unserer Nachkommen, und wir müssen ihnen einen Weg bereiten, der den Hügel weiter emporführt. So ordnete sich alles neu. Neue Familien entstanden, neue Städte und Siedlungen, schließlich wuchsen neue Fürstentümer und Königreiche.«
    »Wenn ich an Varmul denke, habe ich nicht den Eindruck, dass sie den Idealen der Urahnen folgen«, sagte Nuramon.
    Daoramu nickte. »Aber das gilt nicht nur für Varmul. Das gilt für uns alle. Nur selten erhält derjenige, der über die richtigen Fähigkeiten verfügt, die Würden, die er verdient. Immer mehr Menschen vergessen das Gebot der Yanna: Ehre die

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