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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Erijel. Und beide rannten los.
    Die Ruinen der Häuser, die Gräser, der Nebel – alles zerfiel rings um Nill. Plötzlich stand ein Grauer Krieger direkt vor ihnen. Nill stieß fast gegen Erijel, als er stehen blieb. Er holte zu einem Schwertstreich aus und der Krieger sackte in sich zusammen. Genau hinter ihm stand ein zweiter Scherge des Königs.
    Aber nicht mit einem Schwert.
Mit einem Bogen.
    Erijel reagierte rasch. Er ließ das Schwert fallen, riss sich den Bogen von der Schulter, hatte einen Pfeil schon in der Hand – aber der Graue Krieger war schneller. Er spannte den Bogen und fixierte Nill.
    Erijel machte einen Satz vor sie und legte seinen Pfeil auf. Ein Zischen ging durch die Luft. Dann schleuderte eine fremde Wucht Erijel gegen Nill und riss sie zu Boden.
    Nill entfuhr ein erstickter Schrei, als sie den Pfeil sah – irgendwo in Erijels Schulter, seiner Brust oder seinem Bauch –
    Ein zweites Mal zog der Graue Krieger vor ihnen die Bogensehne zurück. Nun würde er Nill treffen.
    Mit heißen Fingern bekam sie Erijels Bogen zu fassen. Mit einem Mal lag ihr der Schaft eines Pfeils in der Hand, sie spannte die Sehne. Und es musste eine höhere Macht sein, die ihr jetzt Arme und Hände führte, denn sie selbst fühlte sich wie gelähmt und begriff nichts von dem, was ihr Körper tat. Ihr Pfeil sirrte los und durchbohrte die Brust des Grauen Kriegers. Sein eigener Pfeil schoss ebenfalls von der Bogensehne und pfiff in einem schwankenden Strudeln über Nill hinweg. Dann sackte der Krieger in sich zusammen und blieb reglos liegen.
    »Erijel!« Der Bogen fiel ihr aus der Hand. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie kaum seine Arme berühren konnte. »Oh nein, nein, nein, nein!«
    Er lag keuchend vor ihr auf dem Boden. Seine Hände fuhren über seinen zerrissenen Harnisch, erst
die Fingerkuppen, dann auch die Handflächen färbten sich rot. Ein Gurgeln entrang sich seiner Kehle.
    Blut rann aus seinem Mundwinkel. Nill wurde schwarz vor Augen. Dann hörte sie einen rauen Schrei hinter sich und Kaveh stürzte neben ihr ins Gras.

    »Erijel!« Tränen schossen Kaveh in die Augen. Der Pfeil ragte mitten aus Erijels Brust.
    »Cousin«, schluchzte er, »oh Geister, Nâdem …
    hörst du mich?«
    Erijels Hand schloss sich um Kavehs Arm. Mit fiebrigen Augen sah er zu ihm auf. Ein verzerrtes, kurzes Lächeln glitt ihm über die Lippen. »Bring mich weg hier, ja? Zu den anderen.«
    Kaveh nickte und schob seine Arme unter Erijels Nacken und Kniekehlen. Der Ritter stöhnte auf, als Kaveh ihn hochhob.
    »Warte – warte, ich helfe dir!«, rief Nill, aber Kaveh drehte sich schon um und ging alleine mit Erijel in den Armen zur Scheune zurück. Bei jedem Schritt schien er tiefer in die Knie zu sinken, aber er sah weder zu Nill noch zu Arjas und Mareju, die bleich vor Entsetzen auf sie zukamen.
    Sie erreichten die Scheune. Scapa sprang auf, als er sie sah: Erijels Hand hatte sich um Kavehs Nacken geklammert und ihm blutige Spuren über Hals und Wange gezogen.
    »Was ist passiert?«, stammelte Scapa.
    Kaveh bettete Erijel so vorsichtig wie möglich auf einen Strohhaufen. »Nâdem«, flüsterte Kaveh seinem Cousin zu.
    »Hörst du mich? Ich werde dir den Pfeil herauszie-hen. Bitte – bitte …« Kavehs Stimme brach ab. Er schloss seine Hand um Erijels Nacken und kniete sich so tief neben ihn, dass der Pfeil auf seiner Kopf-höhe war. Mit zitternden Fingern umfasste er ihn, schluckte.
    »Jetzt, Cousin …«
    Mit einem Ruck zog er.
    Erijel schrie durch zusammengebissene Zähne.
    Der Pfeil saß fest. Kaveh kniff die Augen zu, als könne er Erijels Leid so entgehen. Erijels Finger krallten sich um seinen Arm. Der Pfeil ragte nun schräg aus der Wunde.
    »Erijel!« Kaveh legte die Stirn an die Brust seines Freundes, seine Hand krampfte sich um den Pfeil. »Es tut mir Leid!«, flüsterte Kaveh – und zog den Pfeil.
    Diesmal erstarb Erijels Schrei in einem kehligen Laut. Er kniff die Augen zu und wölbte den Rücken, und als Kaveh den Pfeil in der Faust hielt, versank Erijel in tiefe Bewusstlosigkeit.

    Keiner der Gefährten wagte sich in ihre Nähe, während Kaveh schweigend Mantel und Wams auszog und aus seinem Hemd breite Stoffstreifen riss. Sie schwiegen, als er den Stoff mit Wasser aus seinem Lederschlauch befeuchtete und damit über Erijels Wunde tupfte. Kaveh verband die Verletzung und wischte Erijel vorsichtig die Blutspuren vom Gesicht.
Endlich kam Erijel zu sich. Seine Augenlider flatterten, er wandte den Kopf. Kaveh war

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