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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Die Gefährten folgten ihm aus der brennenden Scheune.
    Ängstlich blieb Nill vor dem Scheunentor stehen und warf einen Blick in jede Richtung – von überall konnten die Pfeile der Grauen Krieger auf sie hernie-derhageln. Sie rief nach Kaveh, der festen Schrittes voranging. Er drehte sich schwungvoll um. Nill erschrak, so hasserfüllt und eisig waren seine Augen –
    er sah vollkommen anders aus. Wirre Haarsträhnen hingen ihm im Gesicht und flatterten in der glühenden Luft, die aus der Scheune quoll.
    »Ich werde Erijel rächen.« Die Worte kamen ihm wie Glutbrocken über die Lippen.
    Mareju und Arjas liefen auf ihn zu. »Wir kommen mit!« Die beiden Ritter zogen ihre Schwerter.
    Kaveh erwiderte nichts, als sie sich hinter ihn stellten. Sein Blick richtete sich auf Nill. »Versteckt euch im Dorf. Hier seid ihr sicherer.«
    Nill schüttelte erst langsam, dann heftiger den Kopf. »Tu es nicht.«
    Scapa trat neben sie. »Das ist Wahnsinn!«, rief er.
»Wenn ihr jetzt in die Sümpfe geht, um ein paar Graue Krieger abzuschlachten, dann bringt das überhaupt nichts!«
    Kavehs Blick wurde so verächtlich, dass Nill den Atem anhielt. Er fixierte erst Scapa, dann Nill. Und obwohl er nichts sagte, fühlte sie sich dabei, als hätte sie ihn für immer als Freund verloren.
    Plötzlich erklang ein aufgeregtes Grunzen hinter ihnen und Bruno galoppierte an Nill vorbei.
    Kaveh hielt inne, als der Keiler auf ihn zurannte.
    »Rynje arak! – Bleib zurück!«
    Der Keiler strich unruhig um ihn herum. Als Kaveh einen Schritt zurücktrat, lief er hinterher.
    Schließlich ließ Kaveh die Schultern sinken. »Dann komm …« Er legte sanft seine Hand auf Brunos Rü-
    cken. Als er losging, folgten ihm Bruno und die Zwillinge.
    »Bitte«, rief Nill und trat unschlüssig vor. »Bitte, Kaveh! Komm zurück! Arjas, Mareju, das könnt ihr nicht machen!«
    Mareju und Arjas sahen sie noch einmal beklommen an. Dann senkten sie die Köpfe und schritten davon. Bald hatten die Nebelschwaden der Sümpfe sie verschluckt.

    Von einer niedrigen Hütte aus, die seit dem Verfall des Dorfes beinahe unversehrt geblieben war, beobachteten Scapa, Nill und Fesco, wie die Scheune in Flammen aufging. Der Rauch legte sich wie eine dunkle Gewitterwolke über das ganze Dorf. Dann
fiel das Dach der Scheune in sich zusammen. Ein Funkenwirbel stob durch die Luft, erstrahlte und verglühte innerhalb eines Augenblicks. Danach sanken die Feuersäulen langsam immer tiefer.
    Nill schloss die Arme um ihre angezogenen Knie.
    Was hier vor ihr einfach so niederbrannte, das war Erijel, und nichts würde von ihm bleiben. Nur ein Häufchen Asche … Jetzt, wo der Tod unter sie getreten war, wo er einen Gefährten aus ihren Reihen verschlungen hatte, da wurde auch Nill bewusst, dass er nicht etwa eine ferne Gefahr war, die irgendwo am Ende ihres Lebens, irgendwo am Ende der Marschen wartete. Er war direkt neben ihr.
    Nill wandte nur kurz den Blick von der brennenden Scheune ab, als sich Scapa neben sie sinken ließ.
    »Ich habe nie gesehen, wie jemand gestorben ist«, sagte Nill leise.
    Scapa beobachtete ihr Profil. »Täglich sterben Leute«, erwiderte er leise. »Ich kann die Menschen nicht zählen, die der Tod aus meinem Leben gerissen hat. Es ist eben so: Die einen erwischt es, die anderen sehen dabei zu. So ist das Leben.«
    Nill warf ihm einen glühenden Blick zu.
    Rasch fügte er hinzu: »Du musst doch nun wirklich nicht so traurig sein. Wie lange kanntest du den Elf überhaupt? Ein paar Wochen vielleicht?«
    »Vergiss es«, murmelte Nill. Sie sah ihn mit feuchten Augen an, aber ihr Blick war hart. »Ich ha-be vergessen, dass du für niemanden etwas empfin-den kannst.«
Scapa biss die Zähne zusammen. »Du hast Recht«, sagte er. »Ich fühle nichts. Für niemanden!« Er erhob sich und ging zurück in die Hütte.
    Langsam atmete Nill aus.

    Von der Scheune war nur ein Trümmerhaufen übrig geblieben, als die Dämmerung heraufzog. Kaveh, Arjas und Mareju blieben verschwunden. Vielleicht, dachte Nill, dämmerte es noch gar nicht – womöglich war es nur der Rauch, der das Tageslicht dämpfte und sich wie ein nächtlicher Mantel um das Dorf hüllte.
    Schließlich versickerte das letzte bisschen Licht.
    Verloren und winzig verglommen die Reste des Feuers in der weiten Finsternis. Nill setzte sich zu Fesco und Scapa in die Hütte, und wortlos zogen sie sich die Umhänge fester um die Schultern, kauerten an den Wänden und warteten – vielleicht auf Kaveh und die Ritter;

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