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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Mareju und Arjas – ist dir das noch nicht in den Sinn gekommen? Sie sind vermutlich tot.« Ihre eigenen Worte schnürten Nill die Kehle zu. Es war, als werde dieser Gedanke jetzt sehr viel wahrscheinlicher, wo sie ihn ausgesprochen hatte.
    Was, wenn sie tatsächlich tot waren? Nill wurde ganz schlecht vor Elend. Kaveh! Und die Zwillinge
    … Das durfte nicht sein, es durfte einfach nicht. Aber selbst, wenn Kaveh und die Ritter nicht von den Grauen Kriegern ermordet worden waren – wiedersehen würde Nill sie wahrscheinlich nie mehr. Und das ist Scapas Schuld, flüsterte eine heimtückische Stimme in ihrem Hinterkopf.
    Die Tage verstrichen. Der Hunger, die trostlose Umgebung, das ewige Laufen, Klettern und Voranstol-pern erstickten die Worte der Gefährten und machten ihre Blicke stumpf. Nill ging wie schlafwandelnd voran, setzte einen Fuß vor den anderen, immer weiter, weiter, weiter … Anfangs zerbrach sie sich den Kopf über Scapa, war wütend und traurig und durcheinander. Dann dachte sie an Kaveh und die Zwillinge. Bei den Gedanken an sie verweilte sie lange, bis sich alle Ängste und Sorgen zu einem schweren E-lendsklumpen verschlungen hatten. Sie hatte sie einfach verloren.
    Sie dachte nicht mehr an den König von Korr, vergaß sogar hin und wieder, wieso sie überhaupt hier waren und immer weiter gingen – alles war ihr fern. Nur der Steindorn … Unbemerkt schlich er sich immer wieder in ihre Hand. Wenn sie sich schlafen legte, merkte sie, dass sie den ganzen Tag die Faust um ihre Rocktasche geschlossen hatte, und wenn sie erwachte, hielt sie ihn wieder zwischen den Fingern.
    Der Steindorn führte sie vorwärts. Der Steindorn war alles, was noch zählte. Seinetwegen war sie hier.

    Eines Morgens fuhr Nill aus einem Traum auf, der zerfiel, sobald sie die Augen öffnete. Scapa sah sie an, als hätte er sie schon länger beobachtet.
    »Das ist alles, was noch da ist.« Er hielt einen ver-krusteten Brotkanten in der Hand. »Du sollst das Brot essen!« Er rutschte auf den Knien neben sie und
ergriff ihr Handgelenk. »Du sollst es haben und Fesco …«
    »Hör auf damit, Scapa«, murmelte Nill. »Wir teilen es alle miteinander.«
    Er schloss sie ergriffen in die Arme. Nill erwiderte die Umarmung und so klammerten sie sich eine Weile aneinander, und plötzlich schien alles, was sie in den Tagen zuvor getrennt hatte, wie ausgelöscht.
    Überrascht merkte Nill, dass Scapa schluchzte, ganz kurz nur, ganz leise.
    »Wir müssen es schaffen! Wir müssen den König stürzen, und wenn …«
    »Ich weiß«, sagte Nill. »Ich weiß!«
    »Ich …« Sein Flüstern erstarb, er schluckte. »Ich glaube, ich werde sterben. Mir wurde gesagt, dass ich eines Tages über meinen eigenen Tod entscheiden muss, und wenn ich es jetzt muss, dann werde ich …«
    »Hör auf. Sag so etwas nicht.« Sie sah ihn an und strich den Schmutz von seiner Wange. »Es macht mir Angst, wenn du so redest.«
    Er senkte das Gesicht. Lange erwiderte er nichts und starrte die Brotkruste an. »Tut mir Leid«, sagte er leise. »Ich … Nein, du hast Recht. Man kann nie wissen, was passieren wird.« Es klang nicht so, als würde er daran glauben.
    »Wir tun, was wir können. Ja?«
    »Ja.« Er blickte zu ihr auf. »Hauptsache, wir halten zusammen. Du und ich und Fesco. Das ist alles, was zählt!«
    Die Augenblicke wurden zu Stunden und die vergangenen Tage verblassten zu Sekunden. Sie stolperten stumpfsinnig weiter, immer voran, während der Hunger sie auszehrte.
    Irgendwann in der Dämmerung begann der Boden, unter ihnen zu vibrieren und die Sumpfteiche bekamen Ringe auf der Oberfläche. Sie ließen sich bäuchlings ins Gras sinken, als nicht weit entfernt eine Schar Grauer Krieger durch die Moore preschte.
    Dann hatte der Nebel die Reiter wieder geschluckt und sie standen auf und setzten ihren Weg fort.
    Am nächsten Tag beobachteten die drei, verborgen im hohen Schilf, eine zweite Reiterei. Und ehe der Abend anbrach, mussten sie sich abermals vor einer Truppe verstecken.
    In den vergangenen zwölf Tagen waren sie keiner Seele begegnet – und nun gleich drei Reitertrossen innerhalb von zwei Tagen! Entweder verfolgte man sie noch immer, oder aber (und dabei überkamen sie Erleichterung und Angst zugleich) der Turm des Kö-
    nigs war nahe.
    In den frühen Morgenstunden begann es zu nieseln. Die Gefährten erwachten im kalten Regen und machten sich mit hochgezogenen Schultern auf ihren Weg. An manchen Stellen waren die Nebelschwaden so dicht, dass sie kaum

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