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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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mehr ihre Füße auf dem Boden sahen – und nur ein paar Schritte weiter begann es zu gießen und die Luft war klar, als hätten die Wasserwogen sie reingewaschen.
Die letzten Dunstschleier zogen sich auf, wie ein Vorhang öffneten sie sich vor den Gefährten und offenbarten, was vor ihnen lag.
    Nill, Scapa und Fesco blieben stehen. Der Anblick riss sie aus dem langen Zustand des Wachträumens.
    Ein endlos langer Hang aus Erde und Steinen führ-te in die Tiefe. In der Ferne erkannten die Gefährten merkwürdige, aufgeschüttete Hügel und Höhlen-schächte. In die Nebel der Sümpfe mischten sich schwarze Rauchsäulen. Und dahinter …
    Scapas Hand tastete nach Nills. Seine Finger umschlossen die ihren, aber ihre Blicke waren wie gebannt. Nill hielt den Steindorn umklammert. So fest, dass ihre Fingerknöchel vortraten.
    In dem weiten Talkessel ragte eine schwarze Pfeilspitze aus der Erde, so gigantisch wie ein Berg. Es war kein Turm. Es war eine Festung, größer als jedes Schloss, es war eine Säule, die aus der Hölle empor brach, direkt hinein in die nebligen Himmel der Marschen. Nills Knie wurden weich. Ihr war, als hätte sie das alles schon einmal in einem Traum gesehen.
    Der Turm des Königs sah aus wie das steinerne Messer.

    Unbeholfen rutschten und stolperten sie den Hang hinab. Jetzt erkannten sie auch, was zuvor neben dem Turm wie winzige Erdlöcher ausgesehen hatte: die Eisenminen. Überall öffneten sich dunkle Mäuler im Boden. In den aufgerissenen Rachen wimmelte es vor umherlaufenden Gestalten, die von hier aus kaum
größer als Ameisen waren. Nill fühlte, dass dies der schrecklichste Ort der Welt war, ein Friedhof für das Leben selbst. In diesem Talkessel, der kein Tal war, sondern ein Krater im Gesicht der Erde, lag der Ge-burtsort aller Ängste, allen Elends, allen Hasses. Von hier stammte die ungeheuerliche Macht, die die ganze Welt in solch ein Todesfeld verwandeln würde. Wenn Nill – wenn der steinerne Dorn – es nicht verhinderte.
    Nill wurde schlecht, als sie daran dachte, dass sie, dass tatsächlich sie gegen die Macht dieses Turms antreten sollte. Nicht einmal die Größe einer winzigen Laus hatte sie im Vergleich zu diesem Bauwerk.
    Fesco, Scapa und Nill duckten sich im letzten Augenblick hinter einen Geröllhaufen, als eine Truppe Grauer Krieger auf einem gewundenen Pfad hinab zu den Minen ritt. Es waren mehr als fünfzig Mann.
    Die Gefährten huschten weiter, als die Reiter vor-beigaloppiert waren, und wollten gerade den Pfad überqueren, da erklang ein Schrei.
    »Los, Los!«
    Sechs Reiter preschten auf sie zu. Der erste knallte mit einer Peitsche in der Luft. »Arbeit!«, kreischte er mit einem starken Elfenakzent, dann schlug seine Peitsche über ihre Köpfe hinweg und die Pferde jagten mit donnernden Hufen an ihnen vorüber.
    Scapa löste seine Arme von Nill, als die Grauen Krieger vorbeigeritten waren. Der Peitschenschlag hatte ihn zwar nicht getroffen, doch in seinen Augen glänzte blanke Angst.
    »Die – die haben uns für –«, stammelte Fesco.
»– für Arbeiter gehalten.« Scapa schluckte und wandte sich an Nill und Fesco. »Egal was passiert«, flüsterte er, »ganz egal, was passiert – wenn einer von uns die Möglichkeit hat, den König zu töten, dann tötet er ihn! Ihr müsst es schwören.«
    Nill biss fest die Zähne zusammen. Sie hatte plötzlich das dumpfe Gefühl, schwören zu müssen, dass sie Scapas Tod hinnehmen würde. Er sah sie traurig an. Dachte er etwa dasselbe?
    »Schwört es«, wiederholte er.
    »Ich schwöre es«, murmelte Nill. Dann erwiderte sie Scapas Händedruck. »Wir schaffen das. Gemeinsam.«
    Scapa blickte zu Fesco. »Du auch?«
    »Ja. Ich schwöre es.«
    Scapa betrachtete seine Gefährten einen Moment.
    Ihm wurde bewusst, dass die beiden alles waren, was er hatte. Alles, was ihm noch wichtig war. Was ich liebe, dachte er. Und die Worte erschreckten ihn nicht, wie er so lange gefürchtet hatte. »Kommt. Da wartet unser Schicksal. Und das des Königs.«
    Bald führte der Pfad an den Höhleneingängen vorbei. Zerlumpte Moorelfen schleppten Körbe und zogen Karren von einem Ort zum anderen. Es waren Greise, Kinder und, hier und da, ein paar Männer und Frauen, die zu gebrechlich waren, um als Krieger zu dienen. Sie alle waren kaum mehr als Skelette, über die sich schmutzige Haut spannte. Keine Stimme hallte aus den finsteren Höhlen. Nur Hammerschläge, rasselnde Ketten, herabstürzende Steine und das vielfa-che Keuchen und Husten der

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