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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Grauen Krieger, der vor einem Torbogen Wache hielt. Sonst bewegten sich nur die Schatten jenseits des Fackelscheins und der Turm schien wie ein gigantisches Grab.
    Schließlich erreichten sie einen langen Korridor.
    Die Decke war so verschwenderisch hoch wie der Korridor breit. Hier schien alles nicht für Menschen oder Elfen gebaut zu sein, sondern für Riesen.
    Am Ende des Korridors ragte eine Doppeltür auf, so mächtig wie ein Tor. Im Näherkommen erkannte Nill, dass sie aus Holz gefertigt war. Unzählige Verzierungen und Reliefs wurden im Flackern des Feuerscheins sichtbar: Schnitzereien von Szenen großer Schlachten, Reitern auf langbeinigen Pferden mit Schwertern und Bogen und Bilder von riesigen Kes-seln, in denen Eisen verflüssigt wurde. Aber in der Mitte der Schnitzereien prangte das Bildnis eines Diadems mit klauenartigen Zacken, das größer war als alle anderen Verzierungen. Die Krone Elrysjar.
    Vor der Tür standen acht Wachen. Es gab einen
kurzen Wortwechsel zwischen ihnen und den Wächtern der Gefährten – dabei sprachen sie alle gebrochen in der Sprache der Menschen. Dann traten die Krieger zur Seite und drehten die mächtigen Türrä-
    der. Ein tiefes, schweres Knarren durchlief das Holz.
    Dann öffnete sich ein schmaler Spalt des zentimeter-dicken Türflügels, sodass Nill, Scapa, Fesco und ihre Wächter hindurchpassten.
    Helles Licht kam ihnen entgegen. Es war nicht nur Feuerschein, sondern auch Tageslicht: Am fernen Ende der Halle erhob sich eine Reihe hoher Fenster.
    Und was für eine Halle es war! Die Gefährten waren im Herzstück des Turms angekommen.
    Links ragte eine Reihe verschnörkelter Portale auf, rechts mehrere Doppeltüren, gesäumt von Obelisken.
    Und direkt gegenüber dem Eingangstor, unter den hohen Fenstern, zogen sich zehn Treppenstufen hinauf zu einer Thronempore. Die Treppe und einen Teil des Fußbodens bedeckte ein aufwändig bestickter Teppich, der wie eine Landkarte Sonne, Sterne und Mond, Schiffe und Städte zeigte.
    Rings um die Thronempore standen ein Dutzend Krieger. Den Thron selbst verbarg ein dunkelroter Vorhang – nur wenn man vor der Empore stand und genau hinsah, konnte man schemenhafte Umrisse durch den Stoff erkennen.
    Stimmen drangen durch den Vorhang. Die Grauen Krieger waren auf ein Knie gesunken und verneigten sich ehrerbietig. Erst nach einigen Augenblicken wagten sie sich wieder aufzurichten, und einer von
ihnen rief: »Eure Majestät – hier Gesandte von Dunkle Wälder! Was tun, Eure Majestät?«
    Ein Flüstern drang durch den Vorhang. Der Wind pfiff hohl in der Dachkuppel, wie ein leises Weinen klang es. Dann rief eine monotone Frauenstimme:
    »Ihre göttliche Majestät wünscht, dass die Gesandten näher treten.« Und fügte im selben Atemzug hinzu:
    »Bogen!«
    Die Wächter rings um die Empore nahmen ihre Bogen und legten Pfeile auf. Sie spannten noch nicht die Sehnen, trotzdem richteten sich augenblicklich ein Dutzend Eisenspitzen auf die Köpfe der Gefährten. Schwach vor Angst traten die drei näher und durchschritten die riesige Halle. Nicht mehr als zehn Meter trennten sie nun von den Stufen.
    Durch den Vorhang sahen sie den Umriss einer Liege. Mehrere Gestalten standen darum und wieder war ein Flüstern zu hören. Dann erklang dieselbe monotone Frauenstimme wie eben: »Ihre göttliche Majestät wünscht, dass die Gesandten sich verneigen vor der höchsten Macht der Welt, dem Herrscher ü-
    ber die Marschen von Korr, Gebieter der östlichen Städte, Eroberer der Meere und namenloser Küsten!«
    Nill, Fesco und Scapa sanken auf den Boden und verharrten so, während es abermals hinter den Vorhängen flüsterte, nun leiser als zuvor.
    »Ihre göttliche Majestät wünscht, dass … der Gesandte mit dem schwarzen Haar das Gesicht hebt.«
    Nills Eingeweide schienen sich irgendwo in ihrem Körper zusammengezogen zu haben. Was sollte das
bedeuten? Sie warf Scapa einen unsicheren Seitenblick zu. Langsam hob er den Kopf und sah zu den dunkelroten Vorhängen auf. Dahinter regte es sich.
    Stoff rauschte, jemand erhob sich. Und dann, für einen kurzen Augenblick nur, schob sich eine weiße Hand zwischen den Vorhängen hindurch und warf einen Pfirsich.
    Der Pfirsich hüpfte über die Stufen, rollte über den Teppich und blieb direkt vor Scapas Knie auf dem Boden liegen. Einen Moment lang starrte Scapa verwirrt auf die Frucht. Und einen Moment lang glaubte Nill, sie würde nie wieder aufstehen können – doch dann kam sie blitzartig auf die Füße.

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