Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
Vom Netzwerk:
Allerdings nicht, weil plötzlich alle Furcht von ihr abgefallen war. Nein. Sie hatte sich verbrannt.
    An dem steinernen Messer.
    Sie stieß einen erstickten Schrei aus, sprang zu-rück und fuchtelte mit ihrem Rock herum. Der Steindorn glühte! Er hatte ihr auf der Haut gebrannt wie ein heißes Eisen! Ohne nachzudenken fingerte sie ihn aus ihrer Rocktasche und wollte ihn fallen lassen, da – blieben ihre Finger daran hängen. Sie glaubte ein Zischen zu hören, so heiß war der Stein an ihrer Haut.
    Der Dorn hatte seine Form verändert. Er war spitz geworden und glühte rot wie Eisen im Feuer.
    Nills Herz raste. Sie sah sich um: Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Auf sie und das Messer.
    »Holt das Messer!«, schrie eine hohe Stimme.
    »Nehmt ihr das Messer ab!«
Die Grauen Krieger hinter ihnen und die Wächter um die Empore reagierten ebenso schnell wie Fesco und Scapa. Die beiden Jungen sprangen vor Nill.
    Keine Sekunde später klirrte Metall und die Klingen ihrer Dolche stießen auf Schwerter und Lanzen.
    Trotz ihres Muts – gegen so viele Graue Krieger konnten sie nicht lange standhalten, geschweige denn Nill schützen. Schon packte sie jemand, ein Arm schlang sich um ihre Brust und schnürte ihr die Luft ab. Eine zweite Hand riss ihr die Finger auseinander.
    Das steinerne Messer glitt Nill aus der Faust.
    »NEIN!« Sie schrie es im selben Augenblick wie Scapa, und er stürzte auf den Grauen Krieger, der den Dorn mit schmerzverzogenem Gesicht in der Hand hielt. Sofort hoben die Krieger ihre Waffen gegen Scapa.
    »Verschont den Jungen!«, schrie eine Stimme.
    Er warf sich auf den Grauen Krieger, ließ seinen Dolch fallen, schloss dafür beide Hände um den Steindorn. Vor Schmerz und Überraschung stieß Scapa einen Laut aus – das Messer war heiß! Aber er ließ es nicht los, sondern packte es nur noch fester.
    Ein Speerhieb traf ihn in die Rippen und ließ ihn aufkeuchen.
    »Verschont den Jungen! Verschont ihn! Scapa!«
    Er stolperte aus dem Gedränge der Grauen Krieger. Der Steindorn glühte in seiner Faust. Scapa merkte es nicht mehr.
    Hinter dem Vorhang war ein Mädchen erschienen.
    Die Grauen Krieger hielten wie versteinert inne, als
sie die Hand in einer gebieterischen Geste hob, und fielen auf die Knie. Das Mädchen sah Scapa an.
    Sie trug ein prächtiges Kleid aus rotem und gelbem Samt. Der Stehkragen reichte über ihren Kopf hinaus wie ein aufgeschlagenes Blütenblatt, und ihr Haar war zu einem aufwändigen glatten Kranz gesteckt.
    Es war das schönste Mädchen, das Nill je gesehen hatte. Und das unheimlichste.
    Makellos waren die Gesichtszüge, makellos wie ein gemaltes Bild. Ihre Lippen verliefen in geschwungenen Bogen, doch sie wirkten unfähig zu lächeln. Die Augen blickten eisiger als blanker Stahl.
    Um ihre Stirn schmiegte sich ein schwarzes, dickes Steindiadem, die Zacken krallten sich wie Klauen um ihren Kopf.
    Scapa senkte den Steindorn.
    Lähmende Hitze durchflutete Nill. Das Mädchen trug die Krone. Sie war …
    »Du bist der König von Korr«, stammelte Nill. Ih-re Stimme brach ab.
    Verwirrt schwenkte der Blick des Mädchens von Scapa zu ihr herüber, als merke sie erst jetzt, dass noch jemand in der Halle war. »Der König von Korr ist tot«, sagte sie.
    Nill spürte den Boden nicht mehr unter sich. Mit zitternder Stimme flüsterte sie: »Wer bist du?«
    Keine Regung spiegelte sich in dem Gesicht des Mädchens. »Ich habe den König von Korr mit einer List besiegt. Ich habe die Macht aus seinen Händen
gewunden. Ich …« Das Mädchen hob den Kopf. »Ich bin das Weiße Kind.«
    Scapa spürte nicht das Tageslicht auf seinem Gesicht. Er verharrte reglos in der Schwärze eines Ozeans, in dem es weder Erde noch Himmel, weder oben noch unten gab.
    Und dort, am Rande der Stufen vor dem dunkelroten Vorhang, stand Arane.
    VIERTES BUCH
    Nijura

Verrat
    Maferis wusste nicht, welche Rolle er wirklich für das Volk der Moorelfen gespielt hatte – und für die ganze zukünftige Welt. Er würde es nie erfahren.
    Und gewiss wäre er nicht im Traum darauf gekommen, dass er seine schicksalhafte Aufgabe ausgerechnet in einem dunklen Gasthaus erfüllt hatte, zwischen Bier trinkenden Säufern, an einem Tag, an den er sich kaum mehr erinnern konnte.
    Er selbst war betrunken gewesen. Morgens war er aufgebrochen, um in dem Menschendorf am Rande der Berge Besorgungen zu machen: Er brauchte Papier, Federn, Tinte und wollte sich auch Brot und Getreide kaufen. Zum Tausch hatte er mehrere Wolfsfelle und sogar

Weitere Kostenlose Bücher