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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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ein Bärenfell dabei.
    In der Abenddämmerung erreichte er das kleine Dorf. Er kaufte, was er brauchte, und beschloss, in ein Gasthaus einzukehren. Er wollte nicht nachts durch die Gebirge zurückwandern, denn obgleich die Elfensicht ihm geholfen hätte, den rechten Weg in der Dunkelheit zu finden, war er erschöpft und musste sich vom langen Tagesmarsch ausruhen. In der Stube des Wirtshauses tummelten sich dunkle Gestalten. Stimmen hingen in der Luft. Maferis ließ sich an einem Tisch nieder und bestellte Hammelfleisch. Was er bekam, war ein fetttriefender Holzteller mit einer undefinierbaren Masse. Maferis aß und hatte den Teller fast geleert, da stellte ihm der Wirt einen Bierkrug auf den Tisch.
»Das ist ein Geschenk von dem da«, sagte er und wies mit einem Kopfnicken in eine finstere Ecke der Stube.
    Eine Gestalt erhob sich und kam langsam und geduckt auf Maferis zugeschlichen. Das matte Licht der Talgkerzen beleuchtete ein verschlagenes, gleich-wohl noch junges Gesicht mit wilden Bartstoppeln.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte der Fremde.
    Maferis war mehr als überrascht, denn der Mann sprach – wenn auch gebrochen – Elfisch. »Ja«, murmelte Maferis noch immer verwundert und der Fremde ließ sich auf den gegenüberstehenden Stuhl sinken. Sie stießen an und tranken schweigend ihre Bierkrüge leer.
    Alkohol hat eine weitaus größere Wirkung auf einen Elf als auf einen Menschen. Außerdem hatte Maferis noch nie einen Schluck Bier zu sich genommen, und nachdem sie zwei Krüge geleert hatten, war er betrunken genug, um alles zu sagen und alles zu vergessen.
    »Wer bist du?«, fragte er den Fremden schließlich lallend.
    Sie beugten sich nahe zueinander.
    Der Mann lachte. »Ich bin ein Prinz von Dhrana«, sagte er.
    Dhrana war ein unbedeutendes Königreich zwischen den Marschen und dem Dunklen Waldreich, das gerade einmal aus einer Hand voll Dörfern bestand. Wer noch nie von Dhrana gehört hatte, konnte dennoch welterfahren sein. Aber dass ein Prinz ganz
gleich welchen Königreiches hier, so, in diesem Dreckloch hockte – diese Vorstellung ließ die beiden Männer vor Lachen prusteten.
    »Ich bin der zweite Sohn des Königs Ileofres von Dhrana«, fuhr der Fremde fort und trotz seines Grinsens blieben seine Augen hart. »Man hat mich verstoßen! Ich wollte meinen Bruder töten. Und meinen Vater. Verräter haben sie zu mir gesagt; ich würde versuchen zu morden, um selbst König zu werden.
    Aber was wissen die schon? Ich, ich bin dazu bestimmt, zu herrschen!« Er lachte und trank einen weiteren Schluck. »Wer bist du? Wieso ist dein Gesicht verbrannt?«
    Maferis tastete mit den Fingerspitzen über seine bucklige Haut. Die Erinnerungen, der Schmerz, der Hass zogen wie glühende Sterne an ihm vorüber.
    »Ich war der engste Berater des Königs der Moorelfen«, sagte er. »Und ich wollte ihn töten.«
    Die beiden lachten atemlos, bis ihr Lachen fast zu einem Schluchzen wurde.
    »Es ist wahr«, sagte der Fremde plötzlich ernst.
    Seine Augen blitzten vor Hass.
    Maferis erstarrte mitten im Lachen. »Ja. Es ist wahr.«
    Der fremde Prinz beugte sich so weit vor, dass sein heißer Bieratem Maferis umwehte. »Erzähle mir deine Geschichte«, hauchte der Prinz in der Elfensprache.
    Und Maferis erzählte. Er erzählte so genau, dass die Bilder sich in den Augen seines Gegenübers zu spiegeln schienen.
Als die Nacht vorüber war und Maferis schlafend auf seinem Stuhl lag, wusste der fremde Prinz alles.
    Er kannte Maferis. Er kannte Xanye. Er kannte den König der Moorelfen, seinen Aberglauben, seine Liebe zu seiner Schwester … Er wusste von den be-trügerischen Prophezeiungen und von der verschlin-genden Macht der Krone. Wusste, dass die Krone einem Sterblichen alles eröffnen würde. Maferis’
    Gier hatte sich mit seinen Worten auf eine andere Seele übertragen.
    Sobald der Morgen aufzog, hatte der Prinz von Dhrana das Wirtshaus und Maferis verlassen. Er hatte seinen Proviant gepackt und brach in die Marschen von Korr auf, berauscht von der Genialität seines Vorhabens.
    Trotz seines scharfen Verstandes wusste Maferis nichts von alledem. Er wusste nichts von den Ereig-nissen in den tiefen Marschen, die seinetwegen stattgefunden hatten, nichts von dem Menschenkönig, den er einst in einem finsteren Wirtshaus dazu gemacht hatte, nichts von der Geschichte eines namen-losen Straßenmädchens aus Kesselstadt, das genau diesen König mit einer List besiegte. Nichts ahnte er, als er drei Jahre später in seiner

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