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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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saß es in einem ganz anderen Gesicht. In einem älteren.
    »Der Himmel ist immer noch weit und hellblau über Kesselstadt«, sagte er leise. »Die Händler sind fetter denn je. Täglich gibt es Hinrichtungen, an den Abenden feiert man Laternenfeste. Der Fuchsbau …«
    Scapa stockte. »Kesselstadt ist drei Jahre lang mein Grab gewesen«, flüsterte er. Ein merkwürdiges Lä-
    cheln huschte über sein Gesicht.
    Arane sah ihn an, unfähig, noch ein Wort zu sagen, bis eine lange Schlange von Dienerinnen he-reinkam und dampfende Schüsseln, verdeckte Silber-teller und Speiseplatten auf die Tafel stellte. Scapa machte große Augen, so herrliche Gerichte wurden vor ihnen aufgetürmt: Es gab knusprig glänzenden Braten, goldene Klöße, gedünstetes Gemüse, glasier-
te Früchte, Nüsse und elfischen Honigwein. Gerührt und mit Stolz beobachtete Arane das Staunen der beiden. Scapa wagte sich nicht zu rühren, so als kön-ne sonst das wunderbare Essen wie ein Traum vor ihm zerrinnen. Seine Hände schienen ihm zu schmutzig, um nach den Köstlichkeiten zu greifen, und er schämte sich ein bisschen.
    »So nehmt doch!« Arane hob Scapas Teller hoch und lud drei dampfende Klöße darauf. Dann begoss sie sie mit dickflüssiger, dunkler Bratensoße, deren bloßer Duft Scapa vor Freude schaudern ließ, und legte ihm zwei dicke Bratenscheiben dazu. Sie stellte den Teller wieder vor ihn und nahm Fescos, auf den sie nicht weniger üppig auftrug.
    »Esst! Na los, esst, so viel ihr wollt.« Sie schenkte Scapa ein unsicheres Lächeln. »Ich weiß doch, wie du futtern kannst. Du hast oft genug einen ganzen Brotlaib verdrückt. Esst mit den Fingern!« Sie lachte.
    »Wir essen so wie früher. So wie immer!«
    Sie stand auf, beugte sich über den Tisch und nahm sich mit bloßen Fingern eine Bratenscheibe.
    Die Soße tropfte erst auf die Tafel, dann auf ihre Finger, und als sie sich wieder gesetzt hatte, bekle-ckerte sie ihr kostbares Kleid. Sie legte den Kopf in den Nacken und stopfte sich das Fleisch in den Mund. Nicht einmal mehr lachen konnte sie, so voll waren ihre Backen, und die Soße rann ihr aus den Mundwinkeln.
    Scapa zögerte keine Sekunde mehr – viel zu groß war sein Hunger und viel zu herrlich waren die Köst-
lichkeiten vor ihm. Er kümmerte sich gar nicht um das Besteck neben dem Teller. Mit den Händen nahm er einen Kloß und schlang ihn mit drei Bissen hinunter. Den Kelch mit dem Honigwein trank er in einem Schluck leer. Schon huschte vom Rand des Zimmers eine Dienerin herbei und füllte ihm nach.
    Auch Fesco war zu hungrig für Manieren. Mit den Fingern putzten sie ihre Teller blitzblank und griffen danach in die Schüsseln. Bratensoße spritzte auf den Tisch, die Klöße verklebten ihre Hände. Scapa aß und vergaß alles andere, bis sich ihm eine sanfte Hand auf den Unterarm legte.
    »Esst nicht zu schnell, wenn ihr davor gehungert habt.« Arane sah ihn an. »Weißt du noch damals in Kesselstadt, als wir den Apfelverkäufer bestohlen haben? Du hattest so lange nichts mehr gegessen und dann einen ganzen Sack Äpfel, und dann wurde dir schrecklich schlecht.«
    Scapa würgte einen halb gekauten Bissen Gemüse hinunter. »Es war aber kein ganzer Sack.«
    »Ihr müsst euch nicht hetzen.« Aranes Blick schwenkte zu Fesco hinüber. »Ihr werdet hier noch bis zum Ende eures Lebens essen können!«
    Scapa und Fesco sahen sich an. Plötzlich mussten sie lachen. Sie lachten und lachten, bis Fesco Man-delsplitter ausprustete und Scapa Tränen in die Augen stiegen.
    Hier essen bis zum Ende ihres Lebens! Es war so absurd. So unerwartet. So unmöglich war die Welt, dass Scapa nicht einmal wusste, ob er vor Glück oder
vor Kummer lachte und weinte. Das Leben hatte ihn zum Narren gehalten, drei Jahre lang. Er stützte sich mit den Armen auf den Tisch und betrachtete Arane.
    Sie hatte sich kaum verändert, war ihm vertrauter als der Anblick von Kesselstadt; und doch war es vollkommen anders. Sie war eine Fremde. Eine Königin.
    »Wie ist das alles geschehen?«, murmelte er. »Wie wurdest du …«
    Arane beugte sich zu ihm vor. Ihr Gesicht war ihm so nahe wie in seinem Traum.
    »Das ist die wahre Legende, Scapa. Das hier –
    dass wir uns hier wiedersehen – das ist unser Schicksal gewesen! Das, wovon wir immer geträumt haben, das, was wir immer wussten, das fängt jetzt erst an.
    Unser Leben in Kesselstadt war nur ein winziger Augenblick von der Zeit, die uns gehört«, flüsterte sie.
    Scapa streckte die Hand aus. Er wollte sie

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