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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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nach dem Geruch zu finden.«
    Kaveh berührte ihre Schultern und sah sie durchdringend an. »Bist du alleine hier? Wo sind Scapa und Fesco? Wie seid ihr hierher gekommen?«
Nill fand keine Worte. Als ihr Tränen in die Augen stiegen, lächelte sie und ließ sich in die Hocke sinken.
    »Scapa und Fesco sind hier«, sagte sie endlich.
    »Aber nicht in den Kerkern.« Mit schimmernden Augen sah sie Kaveh an. »Es gibt keinen König von Korr. Die Krone wird getragen von einem Mädchen.«
    »Ich weiß.«
    Nill starrte ihn an. »Woher weißt du das?«
    »Sie war hier«, flüsterte Kaveh. »Sie ist zu uns gekommen, als die Grauen Krieger uns in die Kerker geworfen haben. Sie hat gesagt, dass sie das Weiße Kind ist.«
    »Das hat sie auch mir gesagt.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Und … ist es wahr?«
    Kaveh senkte den Blick. »Sie muss den König mit einer List besiegt haben, so wie es dem Weißen Kind prophezeit wurde. Nur dass …« In der Dunkelheit war Nill sich nicht sicher, ob er lächelte oder das Gesicht verzog. »Wir haben die Prophezeiung alle falsch verstanden. Ich habe geglaubt, das Weiße Kind würde den König besiegen und ihm die Krone nehmen, und so ist es auch gekommen. Aber ich ha-be nicht daran gedacht, was dann geschieht. Ich war so überzeugt, dass das Weiße Kind die Elfen vor dem Untergang bewahrt – ich habe nie daran gedacht, dass das Weiße Kind selbst eine Gefahr sein kann …
    und zum Nachfolger des Königs werden könnte.
    Denn keine Prophezeiung hat wirklich besagt, dass
das Weiße Kind die Elfen vor der Menschenherr-schaft rettet.«
    Nills Schultern sackten ein. Sie hatte nicht bloß als Weißes Kind versagt. Sie war nicht einmal das Wei-
    ße Kind. Das Schicksal, das sie die ganze Zeit über als ihres angesehen hatte, gehörte ihr gar nicht. In Wirklichkeit war Arane alles, was sie zu sein geglaubt hatte: das Weiße Kind. Und das Mädchen, das Scapa … – Nein, Nill brach diesen Gedanken ab.
    »Scapa und Fesco sind bei ihr«, hauchte sie. Kaveh und die Zwillinge beugten sich vor, um sie zu hören. »Das ist der Grund, weshalb Scapa überhaupt Rache am König nehmen wollte: Er hat geglaubt, dass sie tot ist.«
    Kaveh zog die Brauen zusammen. »Die Königin kennt Scapa?«
    Nill nickte langsam.
    »Dann ist er ein Verräter!«, stieß Mareju aus. »Er war es die ganze Zeitlang!«
    »Er hat von der heimlichen Königin gewusst.« Arjas ballte die linke Faust. »Der Feigling hat uns in einen Hinterhalt gelockt.«
    »Nein«, erwiderte Nill und schämte sich gleichzeitig, weil sie ihn noch immer verteidigte. »Nein, er wusste es nicht. Er hat wirklich gedacht, dass sie längst tot ist.«
    Kaveh sah sie eindringlich an. »Und er hat sich auf ihre Seite gestellt, obwohl sie hinter den Grauen Kriegern und allem Unheil steckt? Und er hat nichts getan, als sie dich in die Kerker bringen ließ?«
Nill starrte auf ihre geschlossenen Fäuste. »Nein.«
    Kaveh presste die Lippen zusammen und sagte nichts, wofür Nill ihm dankbar war. Eine Weile schwiegen sie. Scapa war ihr Gefährte gewesen, und doch hatte er nicht genug Ehre und Mut gehabt, um ihnen beizustehen.
    Schließlich öffnete Nill die Fäuste. Starr blickte sie in ihre Handflächen. »Ich dachte, ich könnte etwas bewegen«, flüsterte sie. »Ich dachte, ich könnte
    … Aber, das weiß ich jetzt, man kann nicht mehr sein, als man ist.« Sie biss sich auf die Unterlippe.
    Was hatte sie sich die ganze Zeit über nur gedacht?
    Dass tatsächlich sie etwas Besonderes sein könnte?
    Eine Rolle in der Welt spielte? Jemandem wichtig war? »Man kann nicht mehr sein, als man ist. Ich bin und bleibe nur … Nill.«
    Sie sah, wie Kaveh seine Hände auf die ihren legte, sehr vorsichtig und behutsam. Seine Finger waren so schmutzig wie ihre.
    »Weißt du«, begann er, »damit hast du Recht. Man kann gewiss nicht mehr sein, als man ist. Aber man kann sich sehr wohl aussuchen, wer man ist. Jemand, der aufgibt. Oder jemand, der weitermacht. Du bist nur Nill, so ist dein Schicksal, aber wer hat gesagt, dass – dass diese Nill nichts Großes leisten kann?
    Das Schicksal bestimmt unsere Ziele, aber wir bestimmen, ob wir sie erreichen, in jedem Augenblick unseres Lebens!«
    Nill sah ihn mit feuchten Augen an. Was hatte sie nur für ein Glück, jemanden wie Kaveh zu haben.
Hier in diesem Kerker wollte sie sein, nur um in sein hoffnungsvolles Gesicht blicken zu können. Es war immer hoffnungsvoll gewesen. Sein Anblick hatte stets ihre Zweifel gemildert.

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