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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Und das tat er auch jetzt.
    »Ach, Kaveh.« Sie zog die Nase hoch. »Du weißt es nicht, aber du bist so viel weiser, als du denkst!«
    »Was?« Er lächelte. »Ich bin nicht weise.«
    »Doch, das bist du. Du weißt mit deinem Herzen mehr als alle klugen Köpfe dieser Welt. Und …« Sie versuchte auszudrücken, was sie nun für ihn empfand. »Dir würde ich mein Leben anvertrauen.«
    »Wirklich?«
    Nill nickte heftig. Einen Moment sah er sie nur an.
    Dann beugte er sich näher zu ihr vor. Seine Hand schloss sich um ihr Handgelenk. »Dann bitte ich dich, vertrau es mir jetzt an!«
    »Was?«
    Kaveh zog Nill auf die Beine und flüsterte: »Wir wollen ausbrechen. Zwei Wochen lang haben wir uns einen Weg aus unserem Kerker gegraben, und jetzt hat Bruno mehrere Stollen gefunden, die uns vielleicht von hier wegbringen. Hast du noch das magische Messer?«
    Nill schüttelte den Kopf.
    »Egal«, fuhr Kaveh fort. »Wir werden es uns wieder holen.«
    »Aber –«
    Ehe Nill noch etwas sagen konnte, nahm er ihre Hand und zog sie zum Loch in der Wand. Augenbli-
cke später tastete sie sich mit den Elfen und Bruno durch undurchdringliche Finsternis.

Durch die Finsternis
    Es war spät in der Nacht, als Scapa sich in das Bett legte, zu dem die Dienerinnen ihn geführt hatten.
    Samtblaue Vorhänge umschlossen das Bett und die bestickten Decken. Scapa lag reglos in der Dunkelheit, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und blickte zum Baldachin auf, als sich die Türflügel des Zimmers einen Spalt öffneten. Eine weiße Gestalt huschte über den Teppich. Vor dem Bett blieb sie stehen und schob die Vorhänge zur Seite. Scapa stützte sich auf seine Ellbogen.
    Es war Arane. Sie stand in einem langen Nachthemd vor ihm. Die Krone trug sie noch immer.
    Wortlos setzte sie sich neben ihn ins Bett.
    »Das verfluchte Messer glüht immerzu.« Arane sagte es so leise, dass er sie kaum hörte. »Und wenn ich in seine Nähe komme, dann glüht auch die Krone.«
    Scapas Blick wanderte zu dem Steindiadem hinauf, aber es war so nachtschwarz wie immer. »Dann setz die Krone doch ab.«
    Ohne darauf einzugehen, nahm Arane seine Hand.
    »Ich habe den Steindorn weggebracht.«
    »Wohin?«, fragte er verblüfft.
    »Er liegt in einem Schmuckkästchen unter meiner Liege, im Thronsaal«, flüsterte sie. »Da ist er sicher vor meinen Dienern und Wächtern. Sie beobachten
mich, weißt du. Ich traue ihnen nicht. Sie könnten kommen und das Messer nehmen … Du weißt, was für eine Gefahr das bedeutet. Aber jetzt … die Krone, ich glaube, sie wird immer wärmer! Wenn jemand den Steindorn geholt hat und in meiner Nähe ist …« Ihre Finger krampften sich um seine Hand.
    »Scapa, du musst nachsehen, ob der Steindorn noch im Kästchen ist!«
    Er sah sie eine Weile an. »Wieso willst du nicht selbst gehen?«
    Ihr Nachthemd rauschte, als sie sich vorbeugte und die Arme um ihn schlang. Ihre Stirn ruhte an seiner Schulter. Er spürte die Krone am Nacken, aber sie kam ihm nicht warm vor, im Gegenteil, sie bereitete ihm eine Gänsehaut.
    »Ich habe Angst, noch mal hinzugehen. Wenn gerade jemand da ist, mit dem Messer, und ich komme in die Thronhalle … ich hatte schon Angst, allein in meinem Schlafzimmer zu bleiben.«
    »Dann wirf das Messer doch weg. Zerstöre es.«
    Arane lächelte leise. Es klang wie ein Seufzen.
    »Du verstehst nicht, Scapa. Ich muss dir viel erzählen. Sehr viel. Aber schau erst nach dem Steindorn.
    Es … es tut mir so weh! Mein Kopf … es brennt so
    …« Sie hob eine Hand an die Schläfe und Scapa schluckte, als er sah, dass ihre Finger zitterten.
    »Ist gut«, murmelte er schnell. »Warte hier.«
    Er kletterte aus dem Bett. Dann nahm er das neue Hemd, das die Dienerinnen auf die Betttruhe gelegt hatten, und schlüpfte hinein.
»Bis gleich«, flüsterte Arane.
    Er öffnete die Tür und trat in den dunklen Gang hinaus.
    Lautlos wie ein Einbrecher lief er durch die Korridore. Elfenwächter standen hier und da vor den Tü-
    ren, aber keiner trat ihm, dem Menschenjungen, in den Weg. Der Schein der Fackeln glitt über ihn hinweg. Er fühlte sich beobachtet und gleichzeitig so allein, als gäbe es außer ihm kein Lebewesen im Turm. Die Stille saß über allem. Sie saß schwer über den Möbeln, den Statuen, lehnte an den Türen und dunklen Fenstern, sie sickerte aus dem Boden und strömte durch die Wände. Die Stille war es, die Scapa beobachtete – und in der er sich so verlassen fühl-te.
    Er erreichte die hohe Tür, durch die Arane sie zuvor

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