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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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schrie auf, als eine feuchte, weiche Nase aus der Mauer ragte. Ein Grunzen erfüllte den Kerker und hallte von den Deckengewölben wider.
    »Bruno!«, rief sie heiser.
    Es gab keinen Zweifel. Kavehs Wildschwein schnaubte und schnupperte in ihrem Kerker! Nill kroch zu ihm heran und hielt ihm die Hand vor die Nase, damit er sie erkannte. Dann hörte sie, wie er irgendwo jenseits der Mauer davonlief. Das Klappern seiner Hufe verlor sich in der Ferne.
    »Bruno!« Sie zwängte die Hand durchs Loch.
    »Warte! Lauf nicht weg!«
    Dann war es still um sie.
    »Bruno?«
Kein Geräusch. Aber Nills Herz schlug so heftig, dass sie es in den Ohren pochen hörte. Bruno war hier und er lebte! Dann mussten auch Kaveh und die Zwillinge in der Nähe sein. Nill atmete schnell. Kaveh! Und sie hatte längst geglaubt, ihn nie wieder zu sehen!
    Sie kroch näher an das Wandloch. Mit zitternden Händen ertastete sie die Steinbrocken. Dahinter war Leere.
    »Komm zurück«, flehte sie leise. »Komm zu-rück!«
    Sie begann erst mit dem Handballen, dann dem Ellbogen gegen die Wand zu schlagen. Kleine Splitter lösten sich. Als sie besonders kräftig zustieß, fuhr ihr ein ziehender Schmerz durch den Arm, sie stöhn-te und sank mit dem Kopf gegen die Wand. Allein schaffte sie es nicht. Vielleicht, wenn sie ein paar Stunden arbeitete, war das Loch groß genug, damit sie hindurchpasste … Aber ob sie in der engen Finsternis Bruno je wiederfinden würde? Panik beschlich sie. Was, wenn er nicht wiederkam?
    Mehrere Minuten kniete Nill mit wild schlagen-dem Herzen vor dem Loch in der Wand und horchte.
    Sie hörte in der Ferne das Platschen von Wassertropfen.
    Nill verlor jegliches Zeitgefühl, während sie neben dem Loch in der Wand kauerte und wartete.
    Irgendwann kam ein Licht. Aber nicht aus dem Loch in der Wand – der matte Schein drang durch die Gitter der Kerkertür. Obwohl das Licht kaum
kräftig genug war, um den Schatten des Gitters auf den Boden zu malen, kniff Nill die Augen zusammen. Von jenseits der Tür hörte sie schlurfende Schritte. Ein Gefängniswärter hatte die Fackel drau-
    ßen wieder angezündet. Mit dem Licht hatte Nill das Gefühl, aus einem Traum erwacht zu sein. Plötzlich kam sie ins Zweifeln. War tatsächlich Bruno hier gewesen? Hatte sie wirklich seine Nase durch das Loch ragen sehen? Ihr wurde ganz schwindelig vor Angst bei dem Gedanken, dass sie ihren eigenen Sinnen nicht mehr trauen konnte. Sie wusste ja nicht einmal, wie viel Zeit vergangen war, seit sie hier saß.
    Wenigstens das Loch hatte sie sich nicht eingebildet.
    Plötzlich erklang etwas aus der Finsternis.
    Ihr Atem stockte. Von jenseits der Mauer drang ein dumpfer Schlag. Die Mauer zitterte. Staub und Steinchen rieselten auf sie herab.
    Bhumm.
    Nill wich zurück. Die Steine knirschten. Plötzlich fiel ein schwerer Gemäuerbrocken aus der Wand, gefolgt von kleineren Steinen und einer dichten Staubwolke.
    Ein Gesicht löste sich aus der Schwärze. Das matte Fackellicht erfasste tiefblaue Augen.
    Sie wollte seinen Namen rufen, doch der Schreck, die Fassungslosigkeit schnürten ihr die Kehle zu: Aus dem Wandloch kletterte Kaveh.
    »NILL!« Er stolperte über die Steine, torkelte auf Nill zu, die sich an der Wand hochgezogen hatte, und umschlang sie fest mit seinen Armen.
Endlich fand auch sie ihre Stimme wieder. »Wie –
    in aller Welt – du bist hier! Kaveh, du lebst, du lebst!« Sie umarmte ihn fest und starrte ihn an und umarmte ihn wieder. Wie er aussah … Sein Gesicht war von Schmutz überzogen. In der Dunkelheit konnte Nill es nicht ganz erkennen, doch es sah so aus, als trage es auch die Spuren von etwas wesentlich Schlimmerem … Dann rief jemand ihren Namen und aus dem Loch taumelten zwei staubige Gestalten. Mareju und Arjas.
    Die Zwillinge liefen auf sie zu und fielen Nill um den Hals.
    Eine Weile lagen sie sich in den Armen und konnten nichts als lachen und schluchzen. Dann kam Bruno und stupste sie an. Kaveh löste die Arme von Nill und zog dafür das Wildschwein zu sich hoch, dass der Keiler missbilligend grunzte.
    »Bruno hat dich gefunden! Als er mir erzählt hat, dass du hier bist, wollte ich ihm nicht glauben, aber er hatte Recht. Ich wusste es doch, die Nase eines Wildschweins macht keine Fehler!«
    Nill musste lachen. »Er hat mich gerochen?«
    Dann ließ sie die Arme baumeln und sah langsam an sich herab: Trotz des schwachen Lichtschimmers erkannte man, wie verdreckt ihre Kleider waren.
    »Wahrscheinlich ist es doch nicht so schwer, mich

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