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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Sohn, der seiner Mutter so etwas an-tut?! Du bist einfach verschwunden, Kaveh!«
    »Mama … die anderen!« Er trat langsam zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Das ist das Mädchen, Marúen. Hier!« Er zog Nill heran, die wie die Zwillinge schon vom Pferd gestiegen war, und legte einen Arm um sie. »Das ist … ihr Name ist … sie heißt Nill.«
    Aryjen runzelte kaum merklich die Stirn, aber dann neigte sie den Kopf vor Nill und schloss sie behutsam in die Arme. Ein seltsamer, kaum wahrnehmbarer Duft ging von ihr aus, bei dem Nill schwer ums Herz wurde. Nie hatte jemand sie so mütterlich in die Arme genommen. Dabei war die Elfe ja eine Fremde.
    »Sei willkommen, Nill«, sagte die Frau mit einem leichten Akzent. »Mein Name ist Aryjen. Ich bin Kavehs Mutter.«
    Nill konnte nichts als stumm nicken. Aryjen sagte etwas auf Elfisch, dann schloss sie auch die Zwillinge in die Arme und musterte anschließend alle mit feuchten Augen. Ihre Stimme schwang um und Nill hörte aus dem, was sie sagte, den Namen Erijel heraus. Kaveh senkte den Kopf. Er antwortete sehr leise und seine Augen wurden stumpf. Aryjen hob erschrocken die Hand an die Lippen. Schließlich strich sie Kaveh über die Wange.
    »Ihr seht so bleich aus«, murmelte sie. »Ihr … oh,
kommt alle mit. Was ist nur aus euch geworden! Was habt ihr nur getan!«
    Sie versuchte alle auf einmal in die Arme zu schließen, ergriff links Kaveh und bekam einen Zipfel von Marejus schmutzigem Mantel zu fassen, rechts nahm sie Nill und Arjas zusammen, und dann schritten sie durch das Tal der Elfen.
    Kinder, Männer und Frauen standen ringsum und blickten ihnen erleichtert, entsetzt oder ängstlich hinterher. Ein Murmeln ging durch die Elfenmenge, aber Nill verstand kein Wort. Aryjen führte sie auf einen riesigen Baum zu, dessen Stamm wie eine verwilderte Treppe in die Höhe führte. Zweige, Laub und Ranken schlossen sich über ihren Köpfen zu einem goldsche-ckigen Dach, durch das die Herbstsonne strahlte.
    »Kaveh!« Noch bevor sie die Wurzeltreppe hinter sich gebracht hatten, kam ihnen ein Mann entgegen-gelaufen. Im ersten Augenblick glaubte Nill, sie sehe Kaveh vor sich – in älteren Jahren. Es musste ganz bestimmt sein Vater sein. Der König der Freien Elfen.
    »Marhùt«, stammelte Kaveh.
    Der König stieß einen Schrei aus, öffnete die Ar-me und packte Kaveh so ungestüm, dass er auf die Zehenspitzen gerissen wurde.
    »Du Narr! Du unglaublicher, starrköpfiger Narr!
    Du Dickschädel!«, brüllte König Lorgios, während er seinen Sohn an sich presste und seine Tränen Kavehs Kopf beträufelten.
    »Dange, Baba!«, nuschelte Kaveh in die Tunika seines Vaters.
»Kommt«, rief Lorgios und zog Kaveh die letzten Stufen hinauf. »Oh bei allen Waldgeistern, bei allen guten Geistern, mein Sohn ist zurückgekehrt! Er ist zurück!«
    Er zog ihn in einen weitläufigen Raum mit Fellen und Liegen. Getrocknete Kräuter hingen an der Holzwand neben einer Feuerstelle, über der das einzige Loch in der Decke war. Ansonsten wölbte sich das Blätterdach wie eine bunte Glaskuppel über ihnen.
    »In ein Bett«, murmelte Aryjen und führte sie einen nach dem anderen aus dem Raum in verschiedene Kammern, zu denen verschlungene Rankenstufen führten. Auch Nill wurde in eine Kammer gebracht.
    Auf dem Boden waren Felle und Moosteppiche ausgebreitet, die zum Schlafen einluden.
    »Ruhe dich aus«, sagte die Königin der Elfen sanft zu Nill und strich ihr über die zerzausten Haare. »Ich komme gleich wieder und bringe etwas zu Essen. In Ordnung?«
    Nill nickte wie benommen. Einen Augenblick spä-
    ter sank sie auf die Felle. Ich bin viel zu aufgeregt, um jetzt zu schlafen!, dachte sie noch. Aber sie irrte sich. Eine Minute später war sie tief und fest einge-schlummert.

Die Bestattung
    Nill erwachte durch einen Duft. Er kroch ihr, noch während sie schlief, in die Nase und erinnerte sie an das dumpfe Rumoren in ihrem Bauch: den Hunger.
Blinzelnd schlug sie die Augen auf. Ihre Haare waren zerzauster als ein Stinktierschwanz, und sie strich sie sich mit beiden Händen an den Kopf, ehe sie auf-stand und die Kammer verließ.
    Mit weichen Knien trat sie die Rankenstufen hinab und blieb zögernd im großen Raum stehen.
    Das Herdfeuer flackerte fröhlich vor sich hin. Ein schwarzer Kessel hing über den Flammen. Auf aus-gebreiteten Bärenfellen saßen Kaveh, König Lorgios, Aryjen und ein fremder junger Mann mit dunklem Haar, der dieselben feinen Gesichtszüge hatte

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