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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Laterne in der Hand, aber selbst der Licht-schein verriet keine Regung in ihrem Gesicht.
Eine Zeit wateten die Jungen und Mädchen durch die Kanalwege. Das stinkende Wasser spritzte ihnen um die Beine. Von den Steinen über ihnen tropfte es unablässig herab – an manchen Stellen drang der Regen ganz hindurch und zog Wasservorhänge durch den Tunnel.
    Drummmmm. Der Donner füllte die Kanalwege mit einem dichten, tiefen Vibrieren und jeder Stein schien aufzustöhnen.
    Scapa wusste nicht mehr, wie lange sie schon durch das brackige Wasser gingen, als er rechts von sich etwas entdeckte: eine Abzweigung, etwa einen halben Meter über dem Wasser, die in die Richtung führte, in der er den Fuchsbau vermutete. Ein Gitter versperrte aber den Weg.
    Mit ihren Hacken war das verrostete Schloss leicht aufzubrechen. Die ganze Gittertür fiel aus den An-geln und versank in den Wasserfluten. Scapa stemmte sich an den Steinen hinauf und trat als Erster in den trockenen Gang. Danach half er Arane, dann den anderen zu sich hoch.
    Der Tunnelgang war so schmal, dass man kaum nebeneinander Platz hatte, und die Decke war gerade hoch genug, dass sie aufrecht stehen konnten. Auf dem Boden lagen verfaulte Dreckklumpen. Aufge-schreckte Ratten kamen ihnen entgegen, ergriffen aber angesichts des Laternenlichts wieder die Flucht.
    Als der Kanalweg endete, versperrten ihnen schwere Mauerbrocken den Durchgang. Mit ihren Hacken und Schaufeln ließen sich die Steine aber so
leicht durchschlagen wie das Gerippe eines verwes-ten Tieres. Nach einer Weile war ein schmaler Riss zu erkennen, gerade breit genug, dass ein schmaler Mensch hindurchpasste. Nun herrschte Schweigen.
    Scapa nahm Arane die Laterne ab. Niemand regte sich, als er durch den Riss schlüpfte. Nur das Rumoren des Regens war zu hören.
    Endlich erschien Scapa wieder. Er trat zurück und verkündete leise, sodass nur die nahe stehenden Ka-meraden ihn hörten: »Der Weg ist frei. Löscht eure Laternen!«
    Er machte Platz, damit einer nach dem anderen durch den Spalt schlüpfen konnte. Sie ließen ihre Schaufeln an die Wand gelehnt zurück und pusteten gehorsam die Lichter aus. Arane leuchtete ihnen mit ihrer Laterne, die als einzige anblieb, den Weg durch den Riss.
    Bald waren fast alle durch den Spalt getreten. Scapa wandte sich an Arane. Sie sah, dass er zitterte. Im Laternenschein glänzte sein Gesicht wie Wachs.
    »Wenn wir fliehen müssen«, sagte er, »dann musst du uns rausführen. Warte hier und … warte hier.«
    Sie umarmte ihn fest. Scapa drückte sie an sich, als wäre es das letzte Mal; er vergrub das Gesicht in ihren nassen Haaren und merkte, dass nicht nur er, sondern auch sie Angst hatte. Ihr Herz schlug wild.
    »Wenn alles gut geht, hole ich dich nach.«
    Sie nickte kaum merklich. Der letzte Junge schlüpfte hinter ihnen durch den Spalt in der Wand.
    Arane beugte sich vor. Zitternd öffnete sie den
Mund, brachte aber doch kein Wort hervor. Dann schloss sie die Hand um seinen Nacken und küsste Scapa. Er spürte ihre kalten Lippen wie einen Hauch auf den seinen.
    Auch er verschwand hinter der zerfallenen Mauer und Arane blieb allein im Licht ihrer Laterne zurück.
    Das Unwetter grollte über ihr.

Torron
    Sie tauchten in vollkommene Dunkelheit ein. Scapa drehte sich um. In der Ferne schimmerte blasses Licht.
    »Voran jetzt«, flüsterte er. »Bleibt dicht zusammen. Und kein Geräusch mehr!«
    In einem langen Zug schlichen sie dem schwachen Leuchten entgegen. Mit bebenden Fingern zog Scapa seinen Dolch. Er umschloss den feuchten Griff so fest, dass das Wasser aus dem Leder sickerte.
    Das war der Kampf seines Lebens. Die Nacht, in der sich alles entscheiden würde. Der Augenblick, in dem er dem Schicksal ins Gesicht sehen konnte.
    Er wiederholte diese Gedanken wie eine Beschwö-
    rung immer wieder, bis sie das Licht erreichten und durch eine runde Öffnung in der Mauer treten konnten. Vor ihnen standen schwere, hölzerne Weinfässer. Dahinter lag ein schmaler Gang.
    Einen Augenblick blieb Scapa hinter den Fässern stehen. Welche Richtung sollten sie nehmen? Er versuchte angestrengt zu lauschen. Waren da nicht
Stimmen? Nein, nur das Rauschen des Regens drang durch die dicken Steine.
    Er entschied sich für rechts. Dicht an der Wand entlang, möglichst fern der Fackeln, die hier und da an den Mauern befestigt waren, schlich er los. Leises Fußgetrappel folgte ihm.
    Schweiß benetzte seine Stirn. Durch die Mauern echote ab und zu ein Lachen oder verzerrte Musik.
    Er zuckte

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