Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
Vom Netzwerk:
Scapa räusperte sich und fügte hinzu: »Es wird ganz schön gefährlich.«
    »Ich weiß«, sagte Arane, ohne zu blinzeln. »Ich glaube, ich sollte doch mitkämpfen. Du sagst es ja selbst: Jede Hand zählt.«
    Wieso warf Arane ihm seine eigenen Worte vor?
    Dankte sie ihm so seine Besorgnis? Manchmal hasste er es, wie sie ihre Worte benutzen konnte! »Du hast aber noch nie ein Schwert in den Händen gehalten«, gab Scapa trocken zu bedenken.
    »Du auch nicht.«
»Aber ich kann mit einem Dolch umgehen. Das ist gar nicht so anders als mit einem Schwert oder einer Lanze oder … einem Knüppel.« Er starrte auf seine Füße. Plötzlich überkam ihn die Angst, stärker denn je. Was, wenn er, wenn Arane tatsächlich umkam in dieser Nacht? Für einen Moment wünschte er sich, sie hätten sich nie gegen Torron erhoben. Er wünschte sich, Arane hätte nie ausgesprochen, was jeder in Kesselstadt wusste: dass Torron sie ausbeutete. Und, dass man sich ihm stellen sollte.
    »Du könntest ja Wache halten, wenn wir in den Fuchsbau gehen«, schlug Scapa vor. »Ja – halte doch Wache!«
    Arane sah ihn lange an. Es schien, als glänzten Tränen in ihren Augen. Tränen der Angst, vielleicht, aber gewiss Tränen des Stolzes. Langsam nickte sie.
    »In Ordnung. Ja, in Ordnung …«

    Aus allen Straßen strömten sie zusammen. Links und rechts schlossen sich Scapa neue Gruppen an. Bema-lungen aus Schlamm und Asche verbargen die ängstlichen Gesichter wie Totenmasken. Immer mehr Gestalten lösten sich aus der Dunkelheit, schlei-chend, geduckt, und vereinten sich zu einer Armee.
    Aus jeder Gasse, jedem Winkel der Stadt schlüpften neue Schatten, und das Heer wuchs hinter Scapa.
    Hinter Scapa und Arane.
    Sie drehte sich zu den Jungen und Mädchen um, die ihnen durch die Regennacht folgten, verbissen und auf eine Weise gehorsam, die ihr Herz zum
Springen brachte. Sie warf Scapa einen Blick zu. Die Kleider klebten ihm nass auf dem Körper, er hatte die Schultern hochgezogen und den Kopf geduckt.
    Für Sekunden übergoss ihn der Schein einer Stra-
    ßenlampe wie mit flüssigem Silber, dann tauchte er wieder in Schwärze. Arane fasste nach seinem Handgelenk und drückte es fest. Er erwiderte ihren glühenden Blick. Kämpfe, sagten ihre Augen. Kämp-fe für uns beide und mit unser beider Kraft.
    Die Jungen und Mädchen gingen schnell, ihre Fü-
    ße brachten die Pfützen zum Schäumen. Wie viele waren es? Wie viele würden es am Ende dieser Nacht noch sein?
    Ein Donnerbeben grollte durch die Finsternis und blieb hier, in den Tiefen der Stadt, als unheilvolles Echo gefangen.
    Scapa blieb stehen.
    Drummmmm …
    Unter ihnen lag der Fuchsbau, wie ein Ungeheuer in einem Erdgraben. Vereinzelt spähten Lichter zu ihnen herauf, sie lugten aus den Ruinen hervor wie wachsame Augen und erinnerten daran, dass das Ungeheuer aus Steinen und Schutt noch nicht ganz tot war.
    Einst war der Fuchsbau ein Palast mit unzähligen Zimmern und langen Korridoren gewesen, mit Türmen, Terrassen und Baikonen. Ein reicher Verbrecher hatte ihn vor Jahrzehnten errichten lassen. Eine Flut, vielleicht auch ein Brand – manche munkelten, ein Bandenkrieg – hatte das imposante Haus zerstört.
Zurückgeblieben war der größte Trümmerhaufen von Kesselstadt.
    Niemand hatte versucht, die Ruine wieder aufzubauen oder neue Häuser darauf zu errichten, denn die Gegend gehörte den Dieben und Verbrechern. Sie blieben selbst nach dem Verfall des Hauses, blieben wie die Ratten und verbargen sich in den tiefen Ruinen, die ihnen mehr Sicherheit boten als jedes ordentliche Zimmer. Später hatten Torron und seine Männer das verfallene Schloss bezogen und gaben ihm den Namen Fuchsbau.
    Der Donner ließ die Erde erzittern. Die Regentropfen sprangen immer schneller, immer höher auf den Pfützen. In dieser Nacht war Kesselstadt ein schwarzer Brunnen, tief in die Erde geschraubt, in dem sich das Regenwasser sammelte wie eine Flut.
    »Los«, flüsterte Scapa. Laut wiederholte er: »Los, an die Arbeit!«
    Manche von ihnen hatten eine Schaufel oder eine Hacke mitgebracht. Die Jungen und Mädchen brachen ein Straßengitter auf, durch das der Regen in die Kanalisation abfließen konnte. Dann zündeten sie ihre Laternen an und kletterten einer nach dem anderen in den nassen Abgrund.
    Das schäumende Wasser griff nach Scapa und stieg ihm augenblicklich bis zu den Hüften. Er spür-te, wie der eisige Strom ihn voranzog, beinahe sackten ihm die Knie ein. Arane sprang neben ihn. Sie hielt eine

Weitere Kostenlose Bücher