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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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mich aufgeopfert für ihre Erziehung!
    Wie eine Mutter habe ich sie aufgenommen, hier an meiner Brust habe ich sie als Baby gewärmt, ich ha-be mich darum gesorgt, dass sie nicht krank wird, und – und – dass sie nicht in den Wald ausbricht wie ein wildes Tier, ich habe sie großgezogen wie eine gut genährte Pflanze, während ich selbst alt und kraftlos geworden bin.«
    »Ich habe nur eine Frage an dich, Agwin«, unterbrach Celdwyn sie leise, aber fest. »Nill gehört dir, wie ein Kind seiner Mutter gehört. Gibst du sie frei, um den Willen der Götter zu erfüllen?«
    Agwin schloss und öffnete ihre Fäuste. »Was soll ich denn sonst tun? Ich bin ja machtlos angesichts der Mächte, von denen du sprichst. Was kann ich schon tun als zu erdulden, was das Leben mir an Narben zufügt?«
»Ich danke dir, Agwin. Mein Mitgefühl gehört dir.«
    Celdwyn erhob sich und sah noch einmal auf Nill herab: Ganz unbemerkt hatte Nill die Hand um das Steinmesser geschlossen. Als sie den Blick der Seherin bemerkte, zog sie rasch die Finger zurück und starrte wieder so erschrocken zu ihr auf wie vorher.
    »Schlafe gut, Nill. Morgen, noch bevor die Sonne aufgeht, werden wir dich abholen und bis zum Fluss begleiten, wo unser Weg endet … und der deine beginnt.«
    Wie vom Donner gerührt blieb Nill sitzen. Bald schloss sich die Haustür hinter der Seherin. Agwin kam zurück, stand eine lange Zeit vor der Küche und starrte auf Nill und das Messer. Sie fuhr sich immer wieder mit den Händen über den Rock, rang sich aber zu keinem Wort durch, bis sie schließlich sagte:
    »Du hast die Alte gehört. Du solltest früh schlafen.«
    Plötzlich erkannte Nill die Verzweiflung in Agwins Stimme. In dem Gesicht der hageren Frau konnte sie es ablesen: Sie hatte Angst. Aber nicht um Nill. Nein. Sie hatte Angst vor dem Alleinsein, vor einem Leben, in dem sich ihre Verachtung nur noch auf sich selbst richten konnte.
    Nill stand auf und schob sich das Messer in die Rocktasche. Es fühlte sich schwerer an als vorher.
    Einen Moment stand sie reglos vor Agwin, der einzigen Mutter, die sie je gehabt hatte; dann trat Agwin zur Seite und machte ihr Platz.
    Nill stieg in ihr Zimmer hinauf und legte sich angezogen ins Bett. Dort blieb sie lange liegen, ohne
die Augen zu schließen oder einen Gedanken fassen zu können. Nur Gefühle überkamen sie immer wieder: Mal Angst, mal Ungläubigkeit, mal eine seltsame Mischung, die sie nicht erklären konnte.
    Irgendwann hörte sie unten im Haus Schritte. Leise Stimmen drangen aus der Küche. Etwas später knarrte die Holzstiege, als jemand heraufkam.
    Im bleichen Licht, das durch ihr Fenster drang, erkannte sie eine gebeugte Männergestalt auf der Zimmerschwelle. Er konnte sie nicht sehen, das wusste sie, denn ihr Bett stand im Schatten. Trotzdem blieb Grenjo dort stehen, völlig reglos, während Minuten verstrichen. Erst, als Nill Tränen über die Nasenspitze rollten, drehte er sich langsam um und verschwand.

    Tatsächlich kamen sie noch vor Sonnenaufgang, um Nill abzuholen. Aber sie war bereit. Sie hatte in der letzten Nacht nur zwei Stunden geschlafen und war erwacht, noch bevor die ersten Vögel zwitscherten.
    Nun saß Nill reglos auf ihrem Bett und betrachtete ihr Zimmer mit den schrägen Wänden. Vierzehn Jahre – fast fünfzehn schon – hatte sie hier verbracht.
    Hier hatte sie oft geweint und sich mindestens genauso oft in Tagträumen verloren. Zwischen diesen Wänden hatte sie gehofft und gebetet, geflucht und sich gelangweilt; das alles sollte nun mit einem Mal vorbei sein. Jedenfalls für die nächste Zeit – sollte sie von ihrer Reise jemals wiederkehren. Für einen kurzen Moment machte dieser Gedanke ihr Angst.
Was, wenn sie tatsächlich zurückkam und alles wäre wie früher? Sie wusste nicht, ob diese Vorstellung sie tröstete oder abschreckte, und es war wohl auch zu früh, um sich über diese Gefühle klar zu werden.
    Unten klopfte es an der Tür. Nill stand sofort auf.
    Sie war fertig angezogen und hatte ihre Habseligkeiten in einem alten Lederbeutel verstaut: einen Wasserschlauch, Nahrung, eine dünne Wolldecke, Kleidung und einen flachen Stein, den sie einmal im Fluss gefunden und seitdem als Glücksbringer behalten hatte.
    Rasch kletterte sie die Stiege hinab.
    Unten vor der Haustür warteten bereits Celdwyn, der Stammesfürst und einige hoch angesehene Jäger des Dorfes. Die Männer trugen graue Gesichter zur Schau. Allein die alte Seherin schien ein wenig fröhlicher, was Nill nicht

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