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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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näher gekommen – stand sie mit den Füßen im Wasser? Der Blick ihrer alten Augen brannte sich in Nill hinein. »In dir schlummern große Kräfte, Nill Dornenmädchen. Die Macht, die in deinem Innern liegt, ist tief wie ein Wald und wird die Zukunft prägen nach dem Willen der Götter! Doch noch schweigt der Wald deines Herzens. Wann beginnen seine Bäume wohl zu flüstern?«
»Was?«, hauchte Nill.
    Die Seherin beugte sich zurück und warf das Seil ins Boot. Rasch nahm die Strömung die Barke auf und trug Nill davon. Sie kletterte bis an den äußersten Rand des Bootes und sah zur alten Celdwyn zu-rück. Ihr runzliges Gesicht gab keine Erklärung preis außer einem versonnenen Lächeln.
    »Was …?«
    Bald waren die Seherin und die Männer des Dorfes verschwunden und Nill umgab nichts als der rauschende Fluss und die tiefen Wälder.

Auf der Reise
    Obwohl Nill noch nie so hilflos gewesen war wie jetzt, schlich sich allmählich ein ganz anderes Gefühl in ihr Herz: die Freude.
    Nie war sie so weit in die Tiefen des Waldreichs vorgedrungen! Mit glänzenden Augen beobachtete sie die Welt, die an ihr vorbeizog. Inzwischen war es Tag geworden, Sonnenstrahlen drangen durch den Wald und vergoldeten die schnellen Wellen des Flusses. Nill kam an flachen Sandufern vorbei, wo Biber ihre Staudämme bauten und das Wasser so klar glitzerte wie flüssiger Kristall. An anderen Stellen säumten schroffe Felsbrocken den Fluss, an denen die Wellen schäumend und dunkelgrün em-porklatschten und wo Wurzeln in so hohem Bogen ins Wasser griffen, dass das Boot beinahe unter ihnen hindurchgepasst hätte. Auch die Bäume verän-
derten sich. Erst glitt Nill durch einen Buchenwald, dessen grün getupftes Blätterdach den Fluss mit einem Netz aus Sonnenstrahlen überspannte. Später wurden die Bäume riesenhafter, mächtige Eichen tasteten sich mit ihren Wurzeln in den Fluss und reichten so weit in die Höhe, dass sie den Himmel zu berühren schienen. Zwischen ihrem Geäst tanzten leuchtende Pollen.
    Der Fluss bahnte sich seinen Weg durch die Wälder und zwängte sich bald in ein schmaleres Bett.
    Zuletzt hatten sich seine wilden Strudel und Strö-
    mungen in kleine, glucksende Wellen verwandelt, die die Steinufer auf- und abschwappten. Dunkle Pinien und Fichten säumten das Wasser, das trotz der Baumschatten glitzerte und glänzte wie pures Glas.
    Zwar war Nill alleine, doch wohin sie auch blickte, umgab sie Leben. Im Wasser konnte sie die Fische beobachten – manche schillernd im Sonnenlicht, manche grau wie Stein – und insgeheim versprach sie sich, von der Angelschnur in ihrem Quersack keinen Gebrauch zu machen. Hin und wieder brach ein Rabenschwarm aus den Baumkronen und ließ für ein paar Sekunden Schatten über den Fluss tanzen. Zwischen den breiten Eichenstämmen entdeckte Nill ein ganzes Rudel Wild – die Hirsche schienen winzig im Vergleich zu den gigantischen Bäumen. Und selbst am Heck ihrer Barke hatte sich eine braune Spinne ihr Netz gesponnen.
    Nill öffnete ihren Quersack und erkundete den Proviant. Er waren alles Lebensmittel, die sich lange
hielten: Brot, Wurzelknollen, gesalzenes und getrocknetes Fleisch, geräucherte Fischstreifen und getrocknetes Obst. Am Ende dieser Reise, dachte Nill lächelnd, werde ich selbst getrocknet sein. Sie riss sich ein Stück Fladenbrot ab und aß es mit Dörrfleisch.
    Die Zeit verging. Allmählich wurde Nill vom Wechselspiel der Lichter schläfrig – nicht zuletzt, weil sie die halbe Nacht durchwacht hatte. Sie rollte sich im Boot zusammen, benutzte ihren neuen Umhang als Kissen und döste vor sich hin, während das Plätschern der Wellen, das Flüstern der Bäume und die hallenden Rufe der Vögel sie sanft in den Halbschlaf begleiteten.

    Es dämmerte bereits, als Nill erwachte. Das Rauschen des Flusses war zu einem Flüstern geworden, und das Wasser war so seicht und ruhig, dass Nill die Steine unter sich schimmern sah. Amselrufe hallten durch den hohen Wald und kündigten das Tagesende an.
    Nill beschloss, die Barke ans Ufer zu bringen, ehe es ganz dunkel wurde. Sie nahm das Ruder und schaffte es schließlich, an Land zu kommen. Mit dem Seil in der Hand sprang sie ins kühle Gras und zog die Barke heran. Sie führte sie ein wenig am Ufer entlang und band das Seil an einer mächtigen Wurzel fest, die die Barke gleichzeitig gegen die Strömung schützte.
    Direkt über der Uferböschung, zwischen den Wur-zelarmen einer riesigen Zeder, schlug Nill ihr Lager auf. In ihrem Quersack

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