Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
Vom Netzwerk:
unbedingt aufmunterte.
    Der Dorfoberste räusperte sich, kam steif auf Nill zu und hielt ihr einen Quersack entgegen.
    »Sei gegrüßt, Nill. Wir sind stolz auf dich. Für deine Reise haben wir dir einen Proviantbeutel zu-sammengestellt. Hier drinnen ist genügend Fladenbrot und Dörrfleisch für ein paar Wochen und auch sechs Silberlinge, solltest du etwas kaufen müssen, außerdem ein Jagdmesser und eine Angelschnur, falls du damit umgehen kannst …« Letzteres fügte der Fürst murmelnd hinzu.
    »Danke.« Mit zitternden Fingern nahm Nill den Quersack an sich und schlang ihn über ihre Schulter.
»Und hier«, fiel dem Dorfobersten noch ein, wobei er die andere Hand vorstreckte und Nill einen dunklen Umhang hinhielt. »In den Nächten könnte es kalt werden.«
    Dann gingen sie los.
    Sie verließen den Hof und mit jedem Schritt hatte Nill das Gefühl, ein Stück mehr von sich zu verlieren. Als sie das Haus mit dem Strohdach schon fast hinter sich gelassen hatten, drehte Nill sich noch einmal um. Im geöffneten Küchenfenster war Agwin zu sehen. Als Nills Blick sie traf, verschwand sie rasch.
    Nill drehte sich um. Sie atmete tief aus und konzentrierte sich ausschließlich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Unter ihren Schuhen knirschten die Kieselsteine der schmalen Straße, die an den anderen Häusern mit ihren Höfen und Wiesen vor-beiführte. Auf dieser Straße war sie jeden Tag ihres Lebens entlanggelaufen, in allen Sommern und Wintern, bei Regen und Schnee und Sonne; sie hatte auf ihr gewartet, dass Grenjo vom Holzfällen, von der Jagd oder vom Fischen heimkommen würde. Er war immer zwischen den hohen Bäumen erschienen, die bei der Straßenbiegung im Wind rauschten …
    Nill wandte sich noch einmal um. Neben ihrem Haus, das inzwischen fast im Wald verschwunden war, stand jemand und blickte ihr nach. Nill spürte, wie ihr erneut Tränen in die Augen steigen wollten, aber sie zwang sie zurück. So schwer war es gar nicht.
Grenjo stand dort und sie wusste, dass er noch stehen bleiben würde, wenn sie verschwunden war.
    Aber es war zu spät. Er würde nicht mehr die Möglichkeit haben, ihr zu erzählen, wonach sie sich immer gesehnt hatte: dass sein Kummer ein Geheimnis war, das er mit ihr teilen wollte, dass er sie besser verstand als irgendein Mensch sonst, und vielleicht sogar, dass sie ihr ganzes Leben lang bei ihrem Vater verbracht und er ihre Mutter so sehr geliebt hatte wie seine einzige Tochter.
    Nill wandte sich ab und die hohen Bäume verschluckten das Haus und die Straße und die ferne, gebeugte Gestalt.

    An einem breiten Fluss, der die einzige verlässliche Straße durch die Dunklen Wälder war, machten Nill und ihre Begleiter Halt. Eine schmale Barke war am Ufer festgebunden und sollte Nill den Fluss strom-abwärts bringen, fort aus den Dunklen Wäldern und direkt hinein in die Marschen von Korr. Dort würde Nill auf sich selbst gestellt sein. Sie fragte sich verzweifelt, ob der Dorfoberste oder die Seherin selbst wussten, was sie dann tun sollte – denn Nill hatte den Verdacht, dass sie ebenso ratlos waren wie sie. Aber ihnen konnte das schließlich egal sein. Nill war es, die die Gefahren überstehen musste, in die sie ohne Erklärung oder Vorbereitung geschickt wurde … Es war vollkommen verrückt! Ihr Leben wurde ganz einfach verspielt, ohne dass man nach ihrer Meinung fragte.
Mit wachsender Fassungslosigkeit kletterte Nill in die Barke. Wahrscheinlich, dachte sie bitter, versuchte man sie ganz einfach loszuwerden. Sie war dem Dorf doch ihr ganzes Leben lang ein Dorn im Auge gewesen. Teilnahmslos ergriff sie das Ruder und legte es sich auf den Schoß, während einer der Männer des Dorfes das Seil löste, mit dem die Barke am Ufer festgemacht war. Die Seherin trat direkt neben ihn und beobachtete Nill mit einem rätselhaften Lächeln.
    »Warte noch«, befahl sie dem Mann, ohne Nill aus den Augen zu lassen. »Gib mir das Seil.«
    Der Mann legte ihr den Strick in die ausgestreckte Hand und ging zurück zum Rest der Gruppe, die etwas abseits bei der Uferböschung stand.
    »Hast du noch eine letzte Frage?« Die Alte lächelte.
    War das ihr Ernst? Nill hatte einen ganzen Haufen von Fragen – man hatte ihr schließlich gar nichts er-klärt! »Ja, allerdings«, erwiderte Nill trotzig. »Wieso bin ich die Auserwählte? Weil ich meinen – meinen Heldenmut schon so oft bewiesen habe? Oder weil man mir so vertraut, mir, dem Elfenblut?«
    Celdwyn lächelte noch immer. Plötzlich war sie

Weitere Kostenlose Bücher