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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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tust?«
    Kaveh sah seinen Cousin an. Erijel hatte ein schö-
    nes Gesicht; es war schärfer geschnitten als die der meisten Elfen und hatte feste, dunkle Augenbrauen, was ihm einen gewissen Ernst verlieh. Kaveh seufzte wieder. Leider war Erijel auch so ernst. »Ja. Ich bin mir ganz sicher.«
    »Sie ist eine Fremde«, gab Erijel zu bedenken.
    »Und ein Halbmensch noch dazu.«
    Kaveh zog die Augenbrauen zusammen und fasste seinen Cousin am Unterarm.
    »Bei allen guten Geistern, Erijel! Als du gesagt hast, dass du mit mir kommst, hast du mir Ergebenheit, Treue und Gehorsam geschworen!«
    »Eben darum mache ich mir Sorgen«, sagte Erijel jetzt mit einem Lächeln, dünn wie Papier. »Weißt du, in wie viele Schwierigkeiten mich dieser Schwur schon gebracht hat seit unserer Kindheit? Kannst du dich erinnern, als ich dir damals half, die Pferde deines Vaters zu stehlen? Du bist gestürzt und hast dir
das Schienbein gebrochen. Und ich musste solange die Ställe ausmisten, bis der Bruch geheilt war.«
    »Ich habe dir jede Nacht dabei geholfen!«, erinnerte Kaveh ihn.
    Erijel schüttelte den Kopf. »Bei diesem Streich fürchte ich aber, dass deine Unüberlegtheit alles bereits Geschehene übertreffen wird.«
    »Es ist keine Unüberlegtheit!«, brauste Kaveh auf.
    »Und ein Streich schon gar nicht.« Er presste die Lippen aufeinander und blickte zum Fluss. »Die Prophezeiung war eindeutig. Es sollte im Baum behütet weilen, bis der kam, der die Bäume flüstern hört.«
    »Ja, ja, ich weiß«, knurrte Erijel ungeduldig. Seit Wochen hatte Kaveh von nichts anderem mehr gesprochen. Und wie jedes Mal stellte Erijel ihm auch jetzt dieselbe Frage: »Und woher, verflucht noch mal, willst du denn wissen, dass der, der die Bäume flüstern hört, gleichzeitig das Weiße Kind ist?«
    Kaveh zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es einfach. Vertrau mir.«
    Erijel schnaubte. »Damit habe ich schlechte Erfah-rungen gemacht. König Lorgios erwürgt mich mit bloßen Händen, wenn dir was zustößt und ich mit deinen Gebeinen heimkehre.«
    Mareju und Arjas unterbrachen ihr leises Gespräch und wateten ins seichte Wasser.
    »Da kommt sie!«
    Kaveh erspähte eine Barke, die rasch von der Strömung herangetragen wurde.
    »Nill«, murmelte er nachdenklich. »So einen ab-
scheulichen Namen hat sie nicht verdient. Wenn man doch schon früher von ihrem Schicksal gewusst hät-te …« Dann wandte er sich noch einmal an Erijel und packte ihn an den Schultern. Eindringlich richtete sich sein Blick auf Erijels Augen. »Ich danke dir für deine Treue. Ich weiß sie zu schätzen. Und ich schwöre dir, dass ich dich in kein Unglück stürzen werde … jedenfalls dieses Mal nicht, Cousin.«
    Er drückte ihn kurz fest an sich und schlug ihm gegen den Oberarm. »Und außerdem: Manchmal klingst du echt wie ein alter Opa.« Damit lief er in den Fluss hinein.
    Mit sorgenvollem Gesicht folgte Erijel ihm. So wie immer.

    Nill hob die Hand zu einem kurzen Gruß, als die Elfen an der nächsten Uferbiegung auftauchten. Mareju und Arjas wateten bereits ins Wasser, ihre Lederrucksäcke und Kurzschwerter über den Kopf erhoben, obgleich das Wasser ihnen gerade bis zu den Knöcheln reichte.
    Auch Kaveh watete in den seichten Fluss. Das Wasser verdunkelte augenblicklich seine hochgeschlage-nen Lederstiefel und den Mantel, der sich, obwohl Kaveh schließlich ein Prinz war, nicht von denen der Ritter unterschied: Er war aus demselben blassblau-en, dünnen Stoff und hatte eine lange Kapuze.
    Erijel folgte dem Prinzen. Er war der Einzige der Elfen, bei dem Nill ein ungutes Gefühl hatte. Er schien sie nicht besonders zu mögen und machte auch keinen Hehl daraus – selbst jetzt beobachtete er
sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Sorge.
    Vielleicht begleitete er seinen jüngeren Cousin, weil er es musste; vielleicht hatte man ihn zum Schutz des Prinzen mitgeschickt. Wenn dem so war, schien es Kaveh jedoch nicht zu stören, denn er behandelte den Elfenritter sehr vertraut.
    »Werden wir da alle reinpassen?«, fragte Mareju mit gerunzelter Stirn, als er bei der Barke angekommen war und den Bootsrand festhielt.
    Arjas kam neben ihn. »Wenn du dich so breit machst wie beim Schlafen, nicht.«
    Mareju stieß seinen Bruder an, und die beiden Zwillinge schubsten sich, in der Elfensprache strei-tend, hin und her, bis Kaveh bei ihnen ankam. Er warf sich die zusammengebundenen Zöpfe über die Schulter und legte sein Kurzschwert, einen Köcher voller Pfeile und einen geschwungenen

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