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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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schwer.
    »Du hast Recht. Nun ist sowieso alles zu spät. Ich muss es dir erzählen.« Mit hängenden Schultern stand er vor ihr. Die Ritter starrten ihn an und auch Fesco wartete auf eine Erklärung.
    »Wo soll ich anfangen? Ich bin kein Gesandter.
    Ich wurde nicht vom König geschickt. Ich bin heimlich aufgebrochen.«
    »Was?« Nill starrte erst ihn fassungslos an, dann die Ritter. »Ihr alle –«
    »Mareju und Arjas würden mich nie im Stich lassen, und Erijel würde mir bis ins Totenreich folgen,
wenn ich ihn darum bäte. Es ist nicht das erste Mal, dass ich sie gegen den Willen des Königs anführe.«
    »Und wieso seid ihr dann aufgebrochen?«
    Kaveh sah sie eindringlich an. »Weil ich an Taten und nicht ans Abwarten glaube. Weil ich mein Volk liebe und eher sterben würde, als es untergehen zu sehen. Weil die Zeit drängt. Weil …« Sein Blick durchbohrte sie. »Weil du das magische Messer gefunden hast.«
    Nills Finger tasteten automatisch nach der Rocktasche, aber sie war schließlich leer. »Woher wusstet ihr das?«
    »Alle wussten es. Die ganze Zeit. Die Winde haben es geheult … die Bäume haben es geflüstert. Der Wald hat viele Augen. Und er hat viele Stimmen.
    Wir wussten, dass du das magische Messer hattest, seit du es in dem hohlen Baum gefunden hast.«
    Ihre Finger tasteten zitternd nach ihrer Stirn. »Bei allen … allen Göttern!«
    Ja, sie hatte es gewusst. Sie hatte gewusst, dass Augen auf sie gerichtet waren und jeden ihrer Schritte verfolgten, seit sie das magische Messer besaß.
    Nill war der Mittelpunkt einer großen Verschwörung gewesen, solange das Messer sich in ihrer Hand befand. Sie hatte es gewusst und war vor Furcht und Glück fast besinnungslos geworden.
    »Wieso habt ihr es mir nicht gleich weggenommen?« Nill sank gegen die Bettkante. Mit angewinkelten Beinen blieb sie sitzen und schluchzte trocken.
    »Hattet ihr etwa Angst, mir zu nahe zu kommen?!
Habt ihr gedacht, ich würde den Steindorn verteidigen wie – wie eine Wölfin ihre Beute?!«
    »Nein«, flüsterte Kaveh. Er sank vor ihr auf die Knie. »Keiner ist dazu bestimmt, das magische Messer zu tragen außer dir! Du … Nill … du hast es gefunden. Du hast es aus dem Baum geholt. So hat das Messer selbst entschieden, in wessen Hand es gehört.
    Nämlich in deine.« Seine Finger berührten ihre Faust und umschlossen sie vorsichtig.
    »Wieso seid ihr mir dann gefolgt?«, flüsterte Nill.
    »Warum seid ihr zu mir gekommen?«
    Kaveh lächelte. »Wir sind dein Geleitschutz. Ich habe mir geschworen, dich zu beschützen, bis du den König von Korr …«
    »Bis was?«
    Kaveh starrte sie an, als habe er sich längst im Grün ihrer Augen verloren.
    »Bis was geschieht, Kaveh?«
    »Bis das Weiße Kind seinen Turm erreicht. Und den König tötet.«

    Scapa ging schnell. Er wäre gerannt, hätte er nicht gewusst, dass der Weg vor ihm zu lang war, um jetzt gleich alle Kraft aufzubrauchen. Seit der Morgendämmerung lag Kesselstadt hinter ihm. Er hatte den Fuchsbau hinter sich gelassen, er hatte den Herrn der Füchse, hatte sein ganzes Leben hinter sich gelassen.
    Vor ihm zeichneten sich die kargen Gebirge ab, dahinter warteten die Marschen und seine Rache. Das magische Messer, der einstige Verlust, die Erinne-
rung – sie hatten ihn wie ein Schwall Eiswasser aus dem bodenlosen Traum geweckt, in dem er der Herr der Füchse gewesen war.
    Nun spürte er den Dorn direkt auf der Haut. Er trug ihn unter seinem Hemd, fühlte den kalten Stein mit jedem Schritt. Bestimmt, er ging seiner Vergangenheit entgegen, die nun wieder so klar vor ihm lag, als sei in drei Jahren nur eine Stunde vergangen. Und er ging seinem Ende entgegen.
    Er würde sterben. Das fühlte er ganz genau. Aber es war ihm gleich, oder, mehr noch: Eine stille, kühle Befriedigung lag in diesem Gedanken. Er würde, das erkannte er nun, nur so mit dem Vergangenen ab-schließen können. Und er würde den mitnehmen, der ihr Leben auf dem Gewissen hatte und Scapas Leben dazu.
    Das war alles, woran er denken konnte. Es war, als hätte ihn der Steindorn, die längst verlorene Hoffnung auf Rache in sein wahres Leben zurückgerissen. Und er sagte ihren Namen, er sprach ihn endlich wieder laut aus, wie er es seit drei Jahren nicht mehr gewagt hatte.
    »Arane«, stieß er mit jedem Schritt hervor. »Arane. Arane!«
    Jetzt würde Scapa den König mit in den Tod rei-
    ßen, der Arane getötet hatte. Der Steindorn war ihm so nah wie die Erinnerung. Wie hatte er sie so lange verdrängen

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