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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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vermute ich?“
    „Ja, aber ich habe ihr schon gesagt, dass das sinnlos ist. Die Kiste wird nur noch vom Lack auf der Karosse zusammengehalten.“
    „Das weiß sie selbst. Sie sucht Ablenkung.“
    Elias seufzte. Er hatte wenig Lust, mit Nicholas über Joana zu reden. „Kann schon sein. Soll ich sie rufen, damit du mit ihr sprechen kannst?“
    Eine Pause dehnte sich aus, dann sagte Nicholas: „Nein, besser nicht. Sag ihr, dass ich sie … Ach, vergiss es. Sag ihr, dass ich zurück bin, so schnell ich kann.“
    „Klar, Mann. Und … Nick? Was ist mit dir? Bist du okay?“
    „Sicher.“
    „Schon klar. Und ich bin die Reinkarnation der Heiligen Jungfrau.“
    „Du warst noch Jungfrau? Wow, ich bin begnadet. Wir sehen uns.“
    Elias warf das Telefon mit einem Knall auf den Couchtisch und fluchte in sich hinein. Als er sich umwandte, stand Joana im Türrahmen, eine Hand am Holz, als müsste sie sich festhalten, die Jeans und Finger mit Öl sowie Ruß beschmiert.
    „Du hattest vollkommen recht“, meinte sie, „der Auspuffkrümmer ist durchgerostet, da hilft nur ein neues Teil. Würde sich für den Wagen nicht mehr lohnen.“
    Sie sprach unbekümmert, aber Elias merkte, wie angespannt sie war. Dabei wusste sie noch nicht einmal, was Nicholas wirklich für sie getan hatte.
    „Du hast mit Nicholas telefoniert, hab ich recht? Ist alles okay bei ihm? Wollte er nicht mit mir reden?“
    „Nein.“ Er gab sich Mühe, sie nicht anzublaffen, und es lag ihm nichts daran, ihr zu sagen, dass sie von der Verbindung befreit war. „Das sollte dich nicht wundern.“
    Sie hakte die Finger ineinander. „Vielleicht ist es unklug, gerade dich zu fragen, aber ich würde gerne wissen, was er gemacht hat.“
    „Das kann er dir selbst erzählen.“ Elias wollte sich an ihr vorbeischieben, doch sie stellte sich breitbeinig mitten in den Türrahmen und ließ ihn nicht hinaus.
    „Verrate mir nur eine Sache“, verlangte sie. Es klang zutiefst provokant. „Sag mir, warum er die Vorhänge jede Nacht öffnet.“
    „Was für verdammte Vorhänge?“
    Da lächelte sie leicht, als hätte sie sich diese Antwort gewünscht, und machte einen Schritt zur Seite. Elias durchfuhr eisiger Zorn. Eifersucht, weil sie etwas wusste, was ihm niemand verraten hatte. Gleichzeitig begriff er endgültig, dass sie etwas besaß, was er nie bekommen würde. Nicholas’ Vertrauen. Ohne es zu wollen, spürte er, wie sein Respekt ihr gegenüber wuchs. Wenn Nick alles, was ihm wichtig war, für sie hergab, dann blieb ihm, Elias, auch keine Wahl, als zu akzeptieren, dass sie wohl an der Spitze der wichtigen Dinge für Nick stand und jedes Risiko wert war. Doch ob sie auch mit dem Preis leben konnte, den Nick für sie gezahlt hatte? Er trat nah an sie heran, so nah, dass er die schwarzen Sprenkel in ihren braunen Augen sehen konnte.
    „Willst du es wirklich wissen?“, fragte er. „Willst du wissen, was Nicholas für dich getan hat?“
    Sie hatte Angst und versuchte gar nicht erst, ihn das nicht merken zu lassen. Trotzdem antwortete sie.
    „Sonst hätte ich nicht gefragt.“

22
    D
er Rückflug dauerte nervenfressend lange. Dennoch ging es Nicholas mit jedem Kilometer besser, der ihn weiter vom Leviathan fortführte. In Russland hatte er sich gefühlt, als stünde er unter einer riesigen Glocke, die jemand mit voller Kraft geschlagen hatte. Mit taubem Willen hatte er abwarten und darauf vertrauen müssen, dass der Fürst den besiegelten Pakt einhielt, und ihn wieder gehen ließ. Nun ebbte der Nachhall ab, war nur noch als stummes Surren spürbar, das sich hoffentlich ebenfalls verlieren würde, wenn er erst zwischen Joanas Beinen lag und sein Gesicht in ihr Haar drücken konnte. Sie ließ ihn vergessen, was er war. Ein Sklave – von wegen. Nicht für Joana, und nur, was sie über ihn dachte, von ihm hielt, war entscheidend.
    Als er in Reykjavik in das blaue Haus mit all seinen Wurmstichen zurückkehrte, merkte er jedoch sofort, dass etwas nicht stimmte. Rut öffnete ihm kurz angebunden, seinen Blick meidend. Die Stille, die ihm entgegenschlug, war so dick, dass man sie in Scheiben hätte schneiden können.
    „Joana ist oben“, sagte Rut gepresst. „Und sie ist wütend.“
    Das Ganze war zu verwirrend, um sich zu fragen, warum sie nicht nach unten kam. Nicholas hetzte die Treppen hoch. Er sah Tomte auf dem Gang sitzen wie eine Wache, beachtete ihn nicht, sondern stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. Unergründlich sah Joana ihn an. Die Wunde an ihrer Wange war

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