Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
rot und geschwollen, was einen seltsamen Kontrast zur ungesunden Blässe ihrer Haut bildete. Diese Narbe war sein persönliches Mahnmal, ihr nie wieder zu misstrauen. Es war schwer zu akzeptieren, dass er an dieser Narbe schuld war, doch Joana sie für ihn tragen musste.
    Ihre Mundwinkel zuckten, als unterdrückte sie Flüche, doch dann stand sie auf, kam ihm langsam entgegen und schmiegte sich in seine Arme.
    „Wie konntest du das tun?“
    In ihrer Stimme lag ihrer Gesten zum Trotz nichts Sanftes, nur Wut und Verzweiflung. Sie wusste also Bescheid. Großartig, auf Elias war mal wieder Verlass. Sie wusste von den Narben, die er unsichtbar für sie trug. Das hatte er nicht gewollt. Er hatte keine Lust, sich zu erklären oder gar zu rechtfertigen.
    „Es ist nicht wichtig. Ich bringe dich hier weg. Es ist jetzt vorbei.“
    Peng. Sie knallte die Fäuste gegen seine Brust, als sie sich von ihm abstieß und zurückwich.
    „Nichts ist vorbei! Du … du Mistkerl, wie konntest du das tun?“ Tränen schossen aus ihren Augen, liefen ihr übers Gesicht und tropften in ihren Cardigan.
    Verdammt, das lief alles völlig falsch. Sie sollte erleichtert sein, aber doch nicht vor Wut Rotz und Wasser heulen. „Joana, es ging nicht anders. Und es ist weit weniger schlimm, als du glaubst. Zur Hölle, was hat Elias dir erzählt?“
    Die Wahrheit vermutlich.
    „Das sage ich dir.“ Sie schnaubte vor Fassungslosigkeit. „Er meinte, dass er dich töten wird, sobald der Luzifer erfährt, dass du dem Leviathan die Treue geschworen hast oder der Leviathan herausbekommt, dass du schon dem Luzifer verpflichtet warst. Kannst du dir vorstellen, warum? Weil keiner der beiden dir einen schnellen Tod gewähren würde. Weil sie dich ganz langsam, Stück für Stück …“ Ihre Stimme brach, er nutzte ihr haltloses Schluchzen, um sie zurück in seine Arme zu ziehen. „Elias würde dich umbringen, ehe sie es tun. So sehr liebt er dich! Ich habe schwören müssen, ihm dabei zu helfen. Warum hast du das nur getan?“
    „Weil es das wert war.“
    Wieder drückte sie sich von ihm weg, er musste sie festhalten. „Das war es nicht! Du hast dich für eine Ewigkeit gebunden. Ich bin nicht ewig, Nicholas. Ich werde ohnehin sterben. Ob früher oder später ist nur eine Frage der Zeit.“
    Ihr kraftloses Zerren berührte ihn. Er wollte sie nicht gegen ihren Willen festhalten. Keinesfalls. Loslassen kam noch weniger infrage.
    „Schsch“, machte er leise. „Selbst wenn es nur zwei Tage bringen würde, es war es wert. Ich weiß die Zeit zu schätzen, Joana, ich bin alt. Es kommt nie darauf an, wie viel Zeit man hat, sondern immer nur, wie man sie verbringt. Ein Tag kann ein Leben wert sein.“
    „Du glaubst doch nicht ernsthaft, die Fürsten mit Jahrmarktspielertricks zum Narren halten zu können.“
    Nicholas fuhr ihr durchs Haar. „Bisher hat das geklappt. Sieh es so: Ich kann nichts so gut wie Jahrmarktspielertricks.“
    „Wenn sie erst erfahren, dass du sie beide betrogen hast, dann …“
    Seine Hand an ihrer Wange, strich er mit dem Daumen über ihre Lippen, sodass sie nicht weitersprechen konnte. „Dann wird das Konsequenzen haben, ich weiß. Konsequenzen, die uns Probleme bereiten, wenn wir Pech haben. Dann lasse ich mir etwas einfallen. Sollten wir Glück haben, werden nicht wir es sein, die dieKonsequenzen tragen.“
    Der Rückflug war lang gewesen, und er hatte ihn genutzt, um verschiedene Szenarien durchzuspielen. Womöglich fand er eine Möglichkeit, den Luzifer und den Leviathan gegeneinander auszuspielen. Vorerst gab es aber Wichtigeres zu tun. Joana beruhigen. Ein weiteres Mal streichelte er mit dem Daumen über ihre vorgeschobene Unterlippe, die er gleich innig küssen würde.
    „Ich habe schon einige zweifelhafte Entscheidungen getroffen, Kleines. Keine davon war vollkommen falsch, schließlich bin ich jetzt hier.“
    Sie warf ihm einen verbitterten Blick zu, der schmerzhaft in seine Augen schnitt. „Du bist jetzt hier. Schöne Worte, Cicero.“ Nie zuvor hatte er sie derart zynisch erlebt. „Leider war alles umsonst.“
    „Was meinst du?“
    „Dass sich nichts geändert hat. Ich habe weiterhin diese Träume, diese Anfälle … und ich werde noch verrückt davon.“
    Nicholas spürte wie sein Herz aufhörte zu schlagen und stattdessen zu boxen begann. „Das ist nicht möglich. Der Leviathan hat bei seinem Blut geschworen, den Bund zu lösen. Ein solcher Schwur kann nicht gebrochen werden.“
    Sie setzte sich schwerfällig aufs

Weitere Kostenlose Bücher