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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Brustkorb. Nicholas ließ es zu, forcierte das Drängen, verschränkte jedoch die Arme, als wollte er die Präsenz des Dämons verstecken.
    Sie leckte sich über die Lippen. Angebissen.
    „Wer bist du?“, säuselte sie, kam näher und strich über seinen Bauch, fühlte die Bewegungen des Dämons an ihren Handflächen. Sie schloss die Augen und seufzte voller Sehnsucht. „Du bist jung und frei. Erst kürzlich noch mit den Schatten geflogen.“
    Mit den Schatten und den Mitternachtslichtern, in der Tat. Er hätte das Seufzen beinahe erwidert. „Ich bin der Nybbas.“
    „Der Nybbas!“ Jäh riss sie die Augen auf und starrte ihn an. „Es sind Gerüchte im Umlauf. Ist es wahr, dass der Luzifer nach dir verlangt?“
    Zur Hölle, die Sache hätte nicht besser laufen können. Er war dabei, seine Seele zu verkaufen und der Luzifer selbst steigerte deren Wert gerade ins Unermessliche. „Ich habe davon gehört“, gab er gleichgültig zurück. „Scheinbar liegt ihm etwas an mir.“
    Das Lächeln im Gesicht der Dämonin wurde so gierig, dass Nicholas gern siegessicher eine Faust geballt hätte. „Der erste Fürst will dich, soso.“ Sie umschloss sein Gesicht mit beiden Händen. „Ich denke, dass wir uns einig sind. Ich werde den Blutsbund aufheben, den dein Bruder gesponnen hat. Dafür wirst du mir die Treue schwören.“
    „Und meine Freiheit verlieren.“ Nicholas hätte bewusst leise gesprochen und seine Stimme vor Scham und Kummer rau klingen lassen, um ihr zu demonstrieren, wie sehr er gerade an dieser einen Sache hing. Doch das Schauspiel war nicht nötig, sein Körper reagierte autark. Es presste ihm dieses verdammte, überbewertete Organ im Inneren seiner Brust zusammen, ließ es kalt werden. Der Nybbas kreischte lautlos. „Abgemacht.“ Was zur Hölle tat er hier? Und wo hatte Madame Weihnachtsbaum so plötzlich das Messer her?
    „Auf die Knie“, verlangte sie mit schmeichelnder Stimme, nahm Platz und schlug ihre Beine übereinander. Sie genoss das Spielchen sichtlich.
    Nicholas weniger. Widerwillig tat er, was sie wollte und verbot seinem Verstand die Arbeit. Seine Hände lagen flach auf einem muffigen, von Goldfäden durchzogenen Teppich. Sein Stolz rollte sich irgendwo darunter zusammen.
    „Du wirst nun den Schwur vor mir leisten und zu dem Meinen werden.“
    Offenbar hatte sie beschlossen, es hinauszuzögern und sich daran zu ergötzen. Klang nach Spaß. Leider ein wenig einseitig.
    „Nenn deinen Namen, mein Sohn.“
    „Man nennt mich den Nybbas, unter diesem Namen beschworen in Portugal im Jahre 1734.“ Nicholas sprach mit ruhiger, entschlossener Stimme. „Erlaube mir, mein Fürst, dass ich den Schwur in der Sprache spreche, in der ich gerufen wurde.“
    Sie war traditionsbewusst, sie würde zustimmen. Sie musste zustimmen. Es gab nämlich ein Problem. Auch wenn er nicht wusste, wie und wann es dazu gekommen war, so war eines unbestreitbar: Er war ein Sohn Luzifers. Einem zweiten Fürsten die Treue zu schwören, war der Gipfel dämonischer Blasphemie. Ehrlichgesagt wusste er nicht einmal, ob es möglich war. Romani, die Sprache seines ersten Volkes, war seine gezinkte Karte, ohne die er hier nur verlieren konnte. Sein Leben. Oder Entscheidenderes.
    „Sprich in deiner Sprache, wenn es dich glücklich macht.“ Ihre Augen leuchteten kühl und gönnerhaft.
    Gut so. Romani war allein die Sprache der Roma und Sinti. Außenstehende hatten zu früheren Zeiten nur wenige Möglichkeiten gehabt, sie zu erlernen. Das fahrende Volk ehrte seine Sprache als einziges Verbindungsglied, gab es doch keine gemeinsame Kultur und Religion. Es war auszuschließen, dass die Fürstin die Worte fließend verstand.
    „Mein Schwur bindet mich“, begann diese ihren Text, den Nicholas auf Romani nachsprach, Wort für Wort. Er hörte kaum hin, wiederholte nur mit tief in seinem Inneren weggesperrten Emotionen, was sie vorsprach. Zunächst hatte er Probleme mit der Sprache, denn es war lange her, seit er sie zum letzten Mal genutzt hatte. Doch mit jedem Satz fühlte er sich sicherer. Vertrauter. Die Floskeln ließen sich unverbindlich herunterbeten, ohne dass er lügen musste. Der Lüge hatte er dummerweise in einem der ersten Sätze bereits abgeschworen.
    Und dann kam der Punkt, an dem er von ihrem Text abweichen konnte; nein, es musste, um nicht in Einzelteilen sowohl in des Luzifers wie auch in des Leviathans Küche zu landen. Mal sehen, wie weit man Wahrheit dehnen konnte, bevor sie riss.
    „So schwöre ich“,

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