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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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zu heißen Kaffee hinterher, bevor er Antwort gab. „Einer Eurer Untertanen nahm etwas an sich, was mir gehört. Ich erbitte höflich Eure Unterstützung in dieser Hinsicht.“
    Sie warf ihm ein süffisantes Lächeln zu, nippte an ihrem Kaffee und betrachtete dann eingehend die Sepia- Fotografien, die in mit Blattgold verzierten Rahmen auf den Seidentapeten hingen. Nicholas folgte ihrem Blick und erkannte sie, oder vielmehr ihren Körper, in den Aufnahmen. Die Bilder zeigten sie jung, allenfalls Mitte zwanzig, auf einer Bühne tanzend, zumeist hoch aufgerichtet auf Spitzenschuhen oder in Sprüngen und Pirouetten. Er hätte schwören können, dass die junge Frau auf den Fotos noch kein Dämon war. Sah er die Bilder an, so schien es schwer vorstellbar, dass sich in diesem Körper ein Seeungeheuer von der Größe eines Sattelschleppers verbarg. Betrachtete er jedoch die Frau vor sich, so glaubte er fast, die Schuppen des Dämons durch die Haut schimmern zu sehen.
    „Ich nehme mir, was ich möchte“, merkte sie an.
    Der Spott lag in dem, was sie nicht sagte: ‚Du nicht?‘ Damit war der Höflichkeit genüge getan. Nun ging es an die Verhandlungen. Ans Eingemachte. „Es gibt ein Problem. Ein Dämon fesselte meinen Menschen mit einem Blutsbund an sich. Nehme ich ihn mit Gewalt oder töte den Dämon, verliere ich meinen Menschen.“
    „Aber du willst ihn nicht verlieren. Um keinen Preis.“
    Jetzt musste er verteufelt vorsichtig sein. „Ich lasse mir nichts wegnehmen, das mir gehört.“
    „Ich verstehe.“
    Ja, dass der Fürst des Neides dies nachvollziehen konnte, war klar.
    „Du denkst also, ich würde einen Blutsbund für dich lösen. Einem meiner Kinder seine Beute stehlen. Sein Vertrauen in mich als seine Fürstin schmähen und seine Loyalität riskieren.“
    Er antwortete nicht, rührte nur bedächtig in seinem Kaffee, obgleich er weder Milch noch Zucker hineingegeben hatte.
    „Aber du bist nicht so dumm zu glauben, dass ich dies ohne einen Gegenwert tue.“
    Chapeau! Madame Weihnachtsbaum hielt sich für besonders helle. Nicholas verkniff sich einen entsprechenden Kommentar. Ihm war klar, was sie wollte. Etwas, das er nicht herzugeben bereit war, vollkommen egal, um was es sich handelte. Der Wert definierte sich allein dadurch, was ihm die Sache wert war und wie schmerzvoll das Hergeben.
    Sie erhob sich und schwebte mit langen Schritten auf ihren hochhackigen Stiefeln durch den Raum. Nah am Fenster stand ein anachronistisches Grammofon. Sie pustete Staub von der aufliegenden Platte und setzte die Nadel auf. Klassische Musik erhob sich, vom Knistern der Schallplatte begleitet.
    „Tschaikowski“, erklärte sie mit einem versonnenen Lächeln und drehte sich anmutig um ihre eigene Achse. „Schwanensee. Sie war Ballerina, damals, und ihr Ensemble führte das Stück im Bolschoi-Theater auf.“ Sie sprach von der Frau, dessen Körper sie nun trug. „Ich sah sie. Sah, wie sie über die Bühne schwebte, wie ein mit der Strömung schwimmender Fisch im Meer, und war im gleichen Augenblick gewiss, dass sie mein sein würde. Wie war es bei dir?“
    Unter ihrem musternden Blick fühlte Nicholas sich wie ein Zuchthengst, der auf seine Tauglichkeit geprüft wurde. Vermutlich wollte sie eine Geschichte hören, die ihr als Herrin über den Neid gefiel. Die Wahrheit würde sie enttäuschen und zugleich im wahrsten Sinne des Wortes seine Haut retten.
    „Boston. Er war halb tot und leicht zu haben, und ich war pragmatisch genug, mich damit zufriedenzugeben.“ Er unterschlug alles, was er zum damaligen Zeitpunkt nicht gewusst hatte: dass der Junge, dem er den Körper genommen hatte, ein Nekromant war, ebenso wie dessen Zwillingsschwester. Danach hatte sie nicht gefragt.
    Ihre Unterlippe zuckte, kurz zeigte sich ihre Zunge. Es war in der Luft zu spüren, wie sie nach etwas tastete, das sie als Preis verlangen konnte.
    Nicholas kannte diesen Preis bereits. Er war zuvor nicht willens gewesen, es sich einzugestehen, denn dann hätte er vielleicht gekniffen. Doch im tiefsten Inneren seiner Seele wusste er, was er hier und heute hergeben musste. Hatte es von Anfang an gewusst. Nun galt es, ihr das Angebot subtil zu unterbreiten, damit sie glaubte, sie sei auf die Idee gekommen und würde das wählen, was er als Letztes aufgeben wollte.
    Es war sicher nur eine Illusion, geboren aus Unbehagen, doch er spürte etwas über seine Haut züngeln und von seinen Schwächen kosten. Der Nybbas regte sich, presste sich gegen seinen

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