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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ihrer Hüfte in die Luft, sie hörte das Kratzen der aufeinandergeschlagenen Zähne. Sogleich folgte die Berührung auf der anderen Seite. Joana schlug zu, drosch dem Fuchs die Taschenlampe mehrmals auf den Kopf. Erst als er von ihr abließ, setzte der Schmerz in ihrem Oberschenkel ein. Er hatte sie gebissen! So tief, dass Blut sich auf dem Stoff ihrer Hose ausbreitete.
    Sie hörte ein Schluchzen, ein Wimmern. Erst als sie das litaneiartig wiederholte „Nein, nein, nein!“ erkannte, wurde ihr bewusst, dass sie es war, die diese Laute von sich gab.
    „Lasst mich in Ruhe, ihr verdammten Drecksköter!“, stieß sie unter Tränen hervor, stolperte in Richtungder beleuchteten Straße und schlug wahllos mit der Lampe um sich.
    Die Füchse blieben vorsichtig. Sie riskierten nicht, getroffen zu werden. Joana rannte, den Biss im rechten Bein sowie die Prellung des linken Knies ignorierend. Die Füchse folgten ihr mit Abstand. Die klirrend kalte Luft brannte in ihrer trockenen Kehle und mit jedem Atemzug gelangte die Gewissheit tiefer, dass ihre Verfolger nicht aufgaben. Sie hatten es nicht nötig, es auf einen Kampf ankommen zu lassen und verletzt zu werden. Stattdessen hetzten sie sie einfach bis zur Erschöpfung und konnten sich über sie hermachen, sobald sie wehrlos war. Die Feigheit dieser Kreaturen ließ Joana galligen Zorn hochkommen.
    Auf dem kiesigen Boden geriet sie ins Straucheln, ließ sich auf die Knie fallen und grub die Hände in den Boden. Die Nägel brachen ihr ab, als sie Steine zusammenkratzte und sich schließlich herumwarf und zurück auf die Füße kämpfte. Eine Ladung kleiner Steine traf den ersten Fuchs. Er schüttelte den Kopf und rannte an ihr vorbei. Einen zweiten konnte sie abwehren, indem sie ihm den dicksten Stein zwischen die Augen warf. Jetzt blieb ihr nur noch die Taschenlampe. Sie holte aus. Das Glas sprang und das Licht erlosch, als sie einem Fuchs mit aller Kraft vor die geifernde Schnauze schlug. Joana trat mit ihren schweren Stiefeln gegen Rippen unter cremefarbenem Fell, dann von unten gegen eine weitere Schnauze. Die Überreste der Lampe schlugen einem Angreifer einen Reißzahn aus. Dann fiel ihre Waffe zu Boden, als andere Zähne sich um Joanas Unterarm schlossen. Der Schmerz rann wie Säure durch ihren Arm. Ihr Stiefelabsatz verfing sich im Maul eines Fuchses und Joana stürzte. Mit dem freien Arm versuchte sie ihr Gesicht zu schützen, vor den Zähnen sowie vor den blutigen Flecken, die im Dunkeln tanzten. Über ihr durchmaß eine grünliche Schwade die Schwärze des Himmels. Fast wie ein Dämon aus Schatten, doch er kam nicht näher, sondern beobachtete aus der Ferne, wie die Füchse an ihren Armen und Beinen rissen. Ihre Hoffnung zerbarst, als sie erkannte, was sie gesehen hatte. Ein Polarlicht. Mehr nicht.
    Alles roch nach Tier, der Gestank nahm ihr den Atem. Eine scharrende krallenbewehrte Pfote riss erst an ihrem Handrücken, dann an ihrer Wange. Ihr Kopf schlug seitlich gegen den Boden, und bevor sie einen tödlichen Biss spürte, senkte sich Schwere über ihren Körper und die Welt verschwand.

17
    E
lias musste sein ganzes schauspielerisches Geschick aufbringen, um Nicholas nicht auf Anhieb merken zu lassen, wie sehr ihn sein Anblick verstörte. Er hatte Nick in der Hotellobby erwartet, die skeptischen Blicke des Mannes am Empfang ignorierend. Nicholas war bleich, seine Lippen blau und seine Kleidung feucht. Das Haar hing ihm strähnig und verknotet auf die Schultern. Er schwankte sogar, als er Elias durch den Korridor zu seinem Zimmer folgte.
    Himmel, wer hatte den denn durchgekaut?
    Elias erwartete Fragen, schließlich hatte er den Plan geändert, indem er hergekommen war, doch Nicholas brachte ihm nichts als überwältigendes Desinteresse entgegen. Na toll.
    „Ich weiß nun, wo sie die Experimente mit der Droge machen“, erklärte er, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Folgte eine Reaktion? Schön wär’s.
    Nicholas ließ sich aufs Bett fallen. Ein Gemisch aus Schmutz, Wasser und tauendem Schnee tropfte aus seiner Kleidung und seinem Haar, um in der cremefarbenen Bettwäsche zu versinken. Das Bettzeug war Ton in Ton dem Teppichboden angepasst, ebenso Vorhänge und Tapeten. Graubraune Schmutztupfer ließen den Preis für das Zimmer vermutlich gerade in astronomische Höhen schießen.
    Da Nicholas nach wie vor kein Wort sagte, sprach Elias weiter. „Ich hab das Labor ausfindig gemacht. Ein frei stehendes Haus in einem Londoner Industriegebiet. Dort

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