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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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in seinen Mund. Genau das wollte er. Er wollte jede Spur der Frau ablecken, ehe er sich ihm hingab. Er wollte Nicholas besitzen, so wie dieser ihn besaß, und er wusste, dass dies die erste Nacht war, in der dieser Wunsch in Erfüllung gehen konnte. Und die letzte.
    Elias erwachte allein. Die Erinnerungen an die vergangenen Stunden schienen im ersten Moment zwischen Schlafen und Wachen surreal, und wären da nicht die feuchtkühlen Flecken auf dem Bettlaken, hätte er an eine Wunschvorstellung gedacht. Aber nein, die von Zähnen verursachten Kratzer in seiner Schulter und das haarfeine Ziehen an intimeren Stellen seines Körpers sprachen eine eindeutige Sprache. Ebenso die Gerüche von männlichem Schweiß, Erregung und Befriedigung, die sich im Raum zu einem den Verstand raubenden Cocktail vermischten. Er atmete tief und gierig ein. Das Keuchen und das bis zum Höhepunkt gereizte Knurren schienen noch ein wenig in dieser Luft nachzuhallen. Ebenso einzelne Schreie, und das an die Wände bollern der Hotelgäste aus den umliegenden Zimmern. Er spürte noch Echos der Befriedigung, die Nicholas an ihm gefunden hatte, erst zornig, hemmungslos und danach … anders. Elias konnte es nicht benennen. Er kannte das Gefühl nicht. Als er lange nach Nicholas gekommen war, hatte dieser ihn geküsst; sanft und zärtlich auf den Mund. Dann hatte er ihm gesagt, dass er gehen wollte. Eine rauchen. Klar.
    Nun lag ein Zettel auf der kalten Seite des Bettes. Fast schon ein Klassiker.
    Danke fürs Vergessen, Eli. Hab mich wieder erinnert. Erwarte kein Frühstück im Bett
.
    N
.
    PS: Ich buche unseren Flug
.
    Elias nickte.
    Eli. Laureen hatte ihn so genannt. Seine Schöpferin, seine Freundin. Aber nie seine Geliebte. In dem Namen lag ein Versprechen, Nicholas hatte es ihm schwarz auf weiß zurückgelassen.
    Keine Kämpfe mehr. Keine Leidenschaft mehr.
    Aber wenn Elias nicht vollkommen irrte, dann hatte er nun so etwas wie einen … Freund? Nein, Freund war zu viel, aber alles andere zu wenig.
    Seine Kehle war trocken. In seinem Mund lag ein eigenartiger Geschmack, den auch die lustgeschwängerte Luft nicht minderte. Zumindest war es eine Nacht der Leidenschaft gewesen. Leidenschaft, die Leiden schafft. Seine Gedanken brachten ihn zum Grinsen, es stimmte in jeder Hinsicht, immer und immer wieder. Er kostete die Vorstellung, nie wieder derartige Nähe mit Nicholas zu teilen.
    Bitter.
    Manche Wünsche verlieren ihren Reiz, wenn sie wahr werden. Er hatte nicht erwartet, dass es bei diesem auch so sein würde. Aber er hatte darauf gehofft.

18
    E
s war früher Morgen, fast noch Nacht. Absolut still. Hinter den deckenhohen Fenstern, die über eine Terrasse in den Park führten, herrschte noch Finsternis. Das Schwimmbad im Wellnessbereich des Hotels lag wie ein blank polierter Spiegel vor ihm und reflektierte die bläuliche Deckenbeleuchtung. Nicholas warf seine durchgeschwitzte Kleidung von sich und ließ sich nackt ins Wasser fallen. Er hatte stundenlang im Fitnessraum Hanteln gestemmt und sich an den Geräten ausgetobt; so lange, bis sein Oberkörper in Flammen stand und er nur noch keuchend und mit zitternden Muskeln in den Haltevorrichtungen hing. Das kalte Wasser schien ihm nun durch die Poren bis auf die Knochen zu gelangen, doch es linderte nicht, egal wie brutal er hindurchpflügte.
    „Dort können Sie die Seele baumeln lassen“, hatte der Mann an der Rezeption beim Einchecken über diesen Wellness-Bereich gesagt. Nicholas’ Seele baumelte durchaus. An den paar Nerven, die noch übrig geblieben waren.
    Die Nacht mit Elias zu verbringen, war eine abgrundtief dumme Idee gewesen. Er hatte gedacht, Elias ohne schlechtes Gewissen zu benutzen; um sich abzureagieren, um sich besser zu fühlen, um zu vergessen. Leider war nichts davon eingetreten. Das hatte er erkannt, als er kurz davor war, in Elias’ Haar zu heulen. Weiterhin hatte er nicht nur Elias benutzt, sondern in erster Linie sich selbst. Um es Joana heimzuzahlen. Ekelhaft. Schwach.
    Er wollte sie hassen, weil sie ihn zu all dem getrieben hatte, doch nicht einmal das gelang. Die Emotionen gingen ihm durch, taten losgelöst von seinem Verstand, was sie wollten. Nichts gehorchte, nichts fügte sich in die geregelten Bahnen, die ihm vertraut waren und das winzige Kontinuum an Sicherheit boten, das er brauchte.
    Alles lief falsch. Alles.
    Das Wasser schluckte die Stimme, die sich plötzlich im Schwimmbad vernehmen ließ. Nicholas sah einen Mitarbeiter des Hotels und neben ihm eine

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