NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien
gerinnt das Eigelb. Also ganz vorsichtig mit einem Schneebesen unterrühren. Dann das steife Eiweiß und ganz zuletzt die Sahne. Außerdem ist Fett ein Geschmacksträger – das predigt mir die Fleischersfrau jedes Mal vor, wenn ich »mageres« Fleisch möchte.
Vor lauter Plänen und gedanklichen Vorarbeiten konnte ich erst spät einschlafen. Die nächsten Tage verbrachte ich mit der Umsetzung. Meine Nervosität irritierte die Kinder.
»Wieso muss ich jetzt die Treppe wischen, nur weil Papa kommt? Der sieht es doch gar nicht.«
Alex war mitfühlender.
»Sie ist doch jetzt nur so aufgeregt, weil es das erste Mal ist. Warte mal ab – das nächste Mal ist sie schon viel cooler.«
»Dann mach du's doch, du Schleimer!«
»Ach nee. Wer soll dir immer helfen, wenn du Vorschuss brauchst?«
Lilli verstummte und begann mit finsterer Miene umständlich den Lappen auszuwringen. Ungeachtet ihrer ständigen Zankereien hielten sie gut zusammen, wenn es darauf ankam. Als sie kleiner waren, drangsalierte Lilli ihren kleinen Bruder fast wie die Luzie bei den Peanuts ihren Charlie Brown. In den letzten Jahren hatte Alex allerdings ein erstaunliches Geschick zur Selbstbehauptung entwickelt. Mittlerweile war mir nicht mehr so sicher, wer von den beiden das Sagen hatte.
Völlig überraschend erschien Christoph am Montagmorgen. Ich hörte die Haustür und dachte im ersten Moment, es sei eines der Kinder, das früher aus der Schule käme. Er stand mit gesenktem Kopf, den neuen anthrazitfarbenen Mantel über dem Arm, die Reisetasche in der anderen Hand – eine Momentaufnahme in Sepia. Einziger Farbtupfer: die aquamarinblaue Paisley-Krawatte. Er sah müde aus und irgendwie ...
»Christoph!«
Ich fiel fast die Treppe hinunter, weil ich mich nicht schnell genug in seine Arme werfen konnte. Er fing mich an den Oberarmen ab und hielt mich auf Abstand. Hatte er Angst um seinen teuren Anzug? Das war wohl berechtigt, denn seine unvermittelte körperliche Gegenwart wirkte auf mich ungeheuer aphrodisierend. Ich schnupperte.
»Hast du ein neues Aftershave? Du riechst damit so fremd.«
Ungeachtet seines Griffs versuchte ich mich näher an ihn heranzuschlängeln, um wenigstens meine Unterarme um seine immer noch bemerkenswert schlanken Hüften zu schlingen.
»Komm, zieh den Anzug aus und lass uns nach oben gehen. Ich habe dich so schrecklich vermisst, ich weiß gar nicht, wie wir das aufholen sollen.«
Er holte tief Luft und presste dann hastig hervor:
»Ich muss mit dir reden, Elisabeth.«
»Machst du Witze? Nach Reden ist mir jetzt überhaupt nicht zumute. Ich möchte mit meinem Mund ganz andere Dinge tun.«
»Bitte, komm ins Wohnzimmer.«
Es war wohl mehr der verzweifelte Unterton, der mich alarmierte. Ich stand still und musterte ihn genauer. Ja, er sah müde aus, aber nicht nur müde. Da lauerte auch eine ziemliche Portion Nervosität. Oder Angst? Er wich meinem fragenden Blick aus, studierte die Treppe hinter mir, als wolle er sich jede Einzelheit einprägen. Gut, dass Lilli sie gewischt hat, schoss es mir unpassend durch den Kopf. Mein Magen verkrampfte sich und ich fröstelte.
»Was ist los?«
Eine lebhafte Fantasie ist manchmal ein Fluch. In einer Kette des Schreckens zogen die Möglichkeiten an meinem inneren Auge vorbei. Hatte er seinen Job verloren? War er ernsthaft erkrankt? Krebs? Oder gar Aids? Wollte er mich deshalb nicht berühren? Zitternd und im Inneren schmerzhaft verkrampft, ließ ich mich von Christoph in einen der tiefen Sessel drücken. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten und mich in die Polster vergraben. Stattdessen klemmte ich beide Hände zwischen meine zusammengepressten Knie und wartete.
»Ich möchte dich um die Scheidung bitten.«
Wie es weitergeht, erfahren Sie in:
Susanna Calaverno
Hungrig auf Lust
Ein erotischer Roman
www.dotbooks.de
Weitere Kostenlose Bücher