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NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien

NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien

Titel: NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Schwarz
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Stunde mehr Schlaf.
    Ich besuchte also neuerdings den wöchentlichen Lesekreis, der sich, zur allgemeinen Überraschung, vor einem halben Jahr etabliert hatte. Wenn der Fanfarenzug sein Probelokal nicht benötigte, durften wir es benutzen. Dann saßen wir da, inmitten des schimmernden Metalls der Instrumente, und diskutierten über aktuelle Veröffentlichungen. Die Auswahl war nicht einfach. Ich bewunderte unsere Seminarleiterin für ihr Geschick. Die dicke Organistin wollte nur etwas mit Happy End, die verhuschte Zahnarztgattin konnte nichts auch nur entfernt Krimiähnliches ertragen (»Keine Leichen, bitte! Da kann ich nachts nicht schlafen.«), die Sportlehrerin hätte am liebsten ausschließlich Bergbesteigungen und Weltumsegelungen besprochen und die Mehrheit las alles gerne, »nur nichts zu Schweres«. Wobei unklar blieb, wo hier die Grenze gezogen wurde. Die Frau des Bäckers gestand einmal leise und verschämt, sowieso immer einzuschlafen.
    »Sogar beim Konsalik – ond dere Kerle isch g'rad saumäßig schpannend.«
    Ich war erst drei Mal dabei gewesen. Es schien darauf hinauszulaufen, dass es immer einen kurzen Abriss der Handlung gab. Darauf folgte eine Lesung von ein paar Seiten, um einen Eindruck vom Stil zu vermitteln. Die anschließende Diskussion war das Beste. Gnadenlos wurde jede Geschichte von den Teilnehmerinnen auf einen Präzedenzfall vor Ort oder in der näheren Umgebung hingebogen. Falls das wirklich unmöglich zu bewerkstelligen war, dann hatte garantiert jemand aus der Runde beim Friseur oder Zahnarzt oder im Fernsehen etwas Vergleichbares gelesen oder gesehen. Das Prinzip der Fiktion griff einfach nicht. Ich amüsierte mich jedes Mal.
    Einmal gingen wir sogar noch auf ein Viertele Wein in den Kranz nebenan und dann wurde es erst richtig interessant. Kein Städter würde es für möglich halten, was in der Provinz nicht geheim zu halten ist ...
    Dieser Abend bescherte mir im Anschluss an die Lektüre des Buchs Grüne Tomaten einen unglaublichen Querschnitt durch die menschlichen Niederungen. Ich hörte allerhand Klatsch und Tratsch und begann in Folge dessen die Menschen, denen ich täglich begegnete, mit anderen Augen zu sehen. Unseren Pfarrer beispielsweise, mit dem ich mich früher immer wegen seiner rigiden Auslegung von Disziplin angelegt hatte, hatte ich noch nie ausstehen können. Jetzt erfuhr ich, dass seine frömmelnde Gattin bereits die zweite war. An und für sich nichts Ungewöhnliches – bis auf die Tatsache, dass Gottfriedchen ziemlich genau zwei Monate jünger war als das jüngste Kind der ersten Frau. Aber es kam noch besser: Nummer Zwei war die beste Freundin von – Nummer Eins. Vorher natürlich. Noch ganz erschüttert, ein Zustand der durch zwei Viertel Schwarzriesling gemildert wurde, kam ich relativ spät heim. Beide Kinder schliefen bereits. Auf dem Esstisch lag ein Zettel: Papa hat angerufen. Kommt nächste Woche. Sollst dir keine Mühe machen, er weiß nicht, wie lange er bleiben kann.
    Nächste Woche. Wann nächste Woche? Montag oder Freitag? Egal, die Vorfreude machte sich in mir breit und sorgte für einen Adrenalinspiegelanstieg. Als Erstes musste ich morgen das Schlafzimmer aufräumen. In letzter Zeit war ich nachlässig geworden. Bügelwäsche, nur einmal Getragenes, Bücher und Zeitschriften hatten sich zu einem gemütlichen Chaos zusammengefunden. Christoph würde es grässlich finden. Er liebte es peinlich ordentlich. Ich würde die wunderschöne Satinbettwäsche einweihen: weinrot marmoriert, mit schwarz-weißen Streifen, auf denen japanische Kalligraphie erholsamen Schlaf wünschte. Christoph liebte asiatische Schlichtheit.
    Hoffentlich konnte meine Friseuse mich schnell einschieben. Hatte ich noch genug Kaltwachs, um meine Beine zu enthaaren? Wenn ich morgen das Rindfleisch besorgte, hatte ich noch Zeit, es zu marinieren. Sauerbraten mit Klößen war Christophs Lieblingsgericht. Die Mousse au chocolat konnte ich auch noch machen, wenn er schon da war. Zwar wird sie besser, wenn sie eine Nacht im Kühlschrank steht, aber notfalls reichen auch zwei Stunden. Dafür schmelze ich (ganz behutsam im Wasserbad) eine Tafel erstklassige Zartbitterschokolade. In der Zwischenzeit rühre ich zwei Eigelb mit zwei Esslöffeln Zucker so lange, bis der Zucker sich vollkommen aufgelöst hat, schlage zwei Eiweiß steif und (in einem Extragefäß) einen Becher Schlagsahne. Das Schwierigste ist, das alles richtig zusammengeht. Die Schokolade darf nicht zu heiß sein, sonst

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