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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aktive Gesellschaftslöwin soll Liliane Bedsoles Nummer nicht haben? Daß ich nicht lache. Ruf sie an, Patricia
     Anne.«
    Ich rief an und vernahm erneut die »We wish you a Merry Christmas«-Ansage. »Sie ist nicht da«, erklärte ich Fred, als er mit
     einer Decke durchs Wohnzimmer gelaufen kam.
    »Dann versuch’s bei jemand anders.«
    Leichter gesagt als getan. Ich versuchte es bei Bonnie Blue und hatte Abe am Apparat, der mir mitteilte, daß sie nicht zu
     Hause sei und er die Bilder nicht fertig habe und daß ich ihn gefälligst in Ruhe lassen sollte.
    »Wie bitte?« fragte ich. »Was haben Sie gesagt?«
    »Leota?«
    »Hier spricht Patricia Anne Hollowell, Mr.   Butler.«
    Er hatte aufgelegt.
    »So viel zum Thema Südstaatengentleman«, murmelte ich. Ich suchte die Nummer von Thurman Beatty im Telefonbuch. |211| Er war aufgeführt, aber es war nur der Anrufbeantworter dran, auf dem Mercys Stimme sagte, sie könne gerade nicht ans Telefon
     kommen. »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    »Meine Güte«, sagte ich verwirrt. Der Klang ihrer Stimme rief mir ihren makabren Tod ins Gedächtnis. Er erinnerte mich auch
     wieder daran, wie Thurman aus der Klinik davongebraust war, als ich die Zwillinge erwähnt hatte. Ich legte den Hörer auf.
    »Erreichst du niemanden?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt versuchen sollte, weißt du.« Der Schock darüber, Mercys Stimme zu hören, hatte
     mich vorsichtig gestimmt. »Ich meine, wie gut kennen wir diese Leute denn? Selbst diese Großtante?«
    Fred setzte sich in seinen Lehnstuhl und blickte mich erstaunt an. »Du traust Thurman Beatty nicht?«
    »Ich
kenne
Thurman Beatty nicht, Fred, und ebensowenig die beiden Mädchen da draußen in meinem Auto. Alles, was ich weiß, ist, daß zwei
     Menschen tot sind und einer vermißt wird und daß sie alle irgendwie miteinander zu tun haben. Ich schlage vor, wir lassen
     die Zwillinge einfach schlafen.«
    Fred nickte.
    »Laß mich noch einmal versuchen, Bonnie Blue zu erreichen. Vielleicht ist sie unten bei ihrem Bruder.« Ich schlug James Butlers
     Nummer nach, wählte sie und hatte ein kleines Kind an der Strippe, das mir nachdrücklich versicherte, zwei Jahre alt zu sein.
    »Wo ist dein Papa?« fragte ich langsam und deutlich.
    »Ich bin zwei Jahre alt.«
    »Ist deine Mama da?«
    »Ich bin zwei.«
    Ich gab es auf, sagte dem Kind Bye-bye und hängte den Hörer ein. »Kein Glück.«
    »Mach dir keine Sorgen. Im Moment sind sie ja gut aufgehoben. Die sehen ganz unwirklich aus, so hübsch sind sie.«
    |212| »Oh, die sind wirklich. Warte, bis sie aufwachen und ihnen hundeelend ist.«
    Der Anflug eines Lächelns huschte über Freds Gesicht, doch dann blickte er wieder besorgt drein. »Meinst du, das machen sie
     oft?«
    »Was? Sich betrinken? Ich hoffe nicht. Keine Ahnung.«
    »Sie sind so schön.«
    »Das hast du bereits gesagt. Möchtest du Waffeln zum Abendessen?«
    »Gern.« Er erhob sich aus seinem Sessel. »Ich bringe noch eine zweite Decke raus. Sie sehen so zerbrechlich aus.«
    Ich holte die Waffeln und den Speck aus dem Gefrierschrank. Der Speck war die fade, geschmacklose Sorte, die alte Menschen
     wegen des Cholesterinspiegels essen sollen. Ich wickelte die Streifen in Küchenpapier und warf sie in die Mikrowelle. »Mach
     sie heiß«, sagte ich und drückte auf den Startknopf. Die Waffeln steckte ich in den Toaster. Manches, das mußte ich zugeben,
     war in den letzten sechzig Jahren leichter geworden.
    Das Telefon klingelte genau in dem Moment, als Fred wieder hereinkam. Er nahm den Hörer ab und reichte ihn dann an mich weiter.
     »Es ist Mary Alice.«
    »Wo hast du denn den ganzen Tag gesteckt?« fragte ich, während ich mir die Hände an einem Papierhandtuch abwischte.
    »Es ist Weihnachtszeit, Maus. Ich war auf diversen Feiern. Einem Brunch, einem Lunch und einer kleinen Hausparty.«
    »Mein Gott, sind wir beliebt.«
    »Ich entnehme deinem Tonfall, daß du heute nirgendwo eingeladen warst.«
    »Ich war in der Bibliothek.«
    »Ha, da kommt Freude auf!«
    »Und habe dort die Needham-Zwillinge aufgelesen, voll wie die Strandhaubitzen. Sie liegen jetzt völlig weggetreten in |213| meinem Wagen, und ich weiß nicht, wie ich ihre Großtante Liliane erreichen kann.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Fred hat eine Decke über sie gebreitet. Sie sind total weg.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Den Rest der Geschichte erzähl’ ich dir später. Jetzt gib mir erst mal die Telefonnummer.«
    »Ich habe Liliane

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