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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Geschichte
     noch nie gehört hast.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung, daß er in irgendwelchen Filmen mitgespielt hat.«
    »Nur in dem einen.«
    »Hast du ihn jemals gesehen?«
    »Das habe ich tatsächlich. Mercy hat irgendwann eine Party für den Museumsvorstand gegeben und ihn gezeigt.«
    »Mein Gott.«
    »Ja. Der gute Ross mußte dasitzen und sich selbst zusehen, wie er mit den Flossen schlug und Dinge sagte wie ›Ich bin ein
     Sklave meines Schwanzes‹. Oder irgend etwas in der Art.«
    »Verwunderlich, daß er nicht gegangen ist.«
    »Er blieb und versuchte so zu tun, als finde er das Ganze amüsant. Das muß ich ihm immerhin zugute halten. Aber ich möchte
     nicht wissen, wie hoch sein Blutdruck war. Einer von uns hätte den Mumm haben müssen, Mercy zu sagen, sie solle das Ding ausschalten,
     aber niemand hat es getan.«
    »Hört sich an, als sei der Abend ganz lustig gewesen.«
    »Er war lang.«
    Ich dachte ein paar Minuten über diese neue Information nach. »Meinst du, Samuel Armistead war eifersüchtig auf Ross?«
    Mary Alice zuckte die Schultern. »Wer weiß? Er hatte in Hollywood den Ruf, ein ausgemachter Fiesling zu sein. Vielleicht fand
     er es einfach witzig, Ross auf diese Weise eins reinzuwürgen.«
    »Wie Betty das wohl fand?«
    »Ich glaube kaum, daß ihre Meinung irgend jemanden interessierte.«
    Wir kamen an dem Schild mit der Aufschrift »POLIZEIVERWALTUNGSBEZIRK HARPERSVILLE« vorbei. »Mein Gott, haben wir ein Glück«,
     sagte ich.
    |225| »Wir haben wirklich Glück, Maus«, stimmte mir Mary Alice zu. »Meine sämtlichen Ehemänner waren wundervoll. Und so lieb. Fandest
     du nicht auch?«
    »Und so reich. Und so alt.«
    »Reif. Ich habe drei Kinder von ihnen, vergiß das nicht.«
    »Sie waren alt.«
    »Nicht zu alt.« Schwesterherz bog an dem Schild mit der Aufschrift »Weihnachtsbaumfarm« ab.
    »Hattest du einen Lieblingsmann?« Das hatte ich meine Schwester schon immer mal fragen wollen.
    »Hmmm. Philip sah am besten aus. Und war auch der intelligenteste. Weißt du noch, wie er ständig gelesen hat? Will Alec war
     der lustigste, aber er hatte ein ganz spitzes Kinn. Sagt man da nicht Hakenkinn? Ich glaube.«
    »Ich weiß nicht.« Ich unterdrückte ein Grinsen.
    »Und Roger war wahrscheinlich der netteste. Ein richtiger Teddybär.«
    »Eines der ersten Exemplare, die Steiff um die Jahrhundertwende auf den Markt gebracht hat, nehme ich an.«
    Mary Alice ignorierte das. Sie war damit beschäftigt, Ehemänner zu vergleichen. »Will Alec tanzte gern, aber Roger war sensibler.
     Er weinte im Kino. Philip flog gern, Will Alec hingegen wurde dabei schlecht.«
    Ihre nicht enden wollende Litanei war besser als jede Schlaftablette. Als wir in die Weihnachtsbaumfarm einbogen, hatte ich
     Mühe, die Augen offenzuhalten.
    »Ich kann es also nicht eindeutig sagen«, schloß sie, während sie in eine Parklücke fuhr.
    Ich öffnete die Wagentür und ließ kühle feuchte Luft herein, die mich wieder etwas belebte.
    »Los, komm, Maus«, drängelte sie.
    »Vielleicht sollte ich das nicht tun. Fred hat wirklich etwas gegen echte Weihnachtsbäume.«
    »Pech für ihn«, lautete der Kommentar meiner Schwester.
    |226| Ich begnügte mich mit einem, der so klein war, daß er ins Erkerfenster paßte.
    Mary Alice suchte sich erneut einen riesengroßen Baum aus, und ich fragte sie, wozu sie eigentlich einen zweiten Weihnachtsbaum
     bräuchte. Doch sie lächelte nur verschmitzt und sagte: »Tja, großes Indianergeheimnis.«
    »Waren die Damen nicht schon gestern hier?« wunderte sich der Mann, der die Bäume auf dem Auto festband.
    »Es hat uns so gut gefallen, daß wir noch mal welche holen«, sagte Schwesterherz. »Sie haben sehr hübsche Bäume.«
    »Ja, das sind wirklich edle Exemplare.« Der Mann reichte Schwesterherz ein Ende des Seils, damit sie es festhielt, während
     er um das Auto herumging.
    »Das merkt man«, sagte ich, während ich einen Scheck ausstellte. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß sie ein Vermögen kosten?«
     raunzte ich Mary Alice an, als wir wieder ins Auto stiegen.
    »Meine Güte, Maus. Gib dein Geld aus, damit sich deine Kinder nicht damit herumschlagen müssen.«
    Das klang vernünftig.
    Wir fuhren an dem Kreuzgarten vorbei, an der Stelle, wo Ross verunglückt war, an der Einfahrt zu dem rosafarbenen Zuckerbäckerhaus
     und an James Butlers Tierklinik.
    »Wohin fährst du?« fragte ich.
    »Ich hatte dir doch erzählt, daß Leota Wood an dieser Straße wohnt. Wir

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