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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wollten uns doch ihre Sachen ansehen. Du weißt, wie
     sehr meine Mädchen auf Quilts stehen.«
    Ich hatte absolut nichts dagegen. Ich fand Leota Woods Quilts mit all den Geschichten darauf zauberhaft. »Meinst du, wir können
     da einfach so reinschneien?«
    »Sie wird uns schon sagen, wenn es ihr nicht paßt. Ich denke aber, sie wird glücklich sein, wenn sie was ohne die vierzig
     Prozent Galerieprovision verkaufen kann.«
    Nachdem wir James Butlers Grundstück hinter uns gelassen |227| hatten, waren wir erneut von Wald umgeben. Wir fuhren parallel zu dem Flüßchen, in dem Ross’ Auto versunken war. Nebelfahnen
     hingen nach wie vor über dem Wasser, da die angekündigte Sonne sich noch nicht gezeigt hatte.
    »Fang langsam mal an, nach ihrem Briefkasten Ausschau zu halten«, sagte Mary Alice. »Bonnie Blue meinte, es sei nicht weit.«
    »Hier gibt es nur Bäume.« Aber kaum hatte ich dies gesagt, kamen wir um eine Kurve und sahen einen Schotterweg auf der linken
     Seite. Auf einem mit Vögeln bemalten Briefkasten stand »Wood« zu lesen.
    Mary Alice bog in den Schotterweg ein, der unendlich viele Furchen und Schlaglöcher aufwies. Die Weihnachtsbäume machten kratzende
     Geräusche auf dem Dach, als sie versuchte, die tiefsten Löcher zu umfahren.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Hier muß man ja einen Jeep haben.«
    »Oder einen Geländelastwagen.« Ich hielt sowohl den Sicherheitsgurt als auch den Türgriff umklammert.
    »Ich glaube nicht, daß wir da bis zum Ende durchkommen«, erklärte Schwesterherz.
    »Na ja, aber zurückstoßen kannst du mit Sicherheit nicht mehr.«
    »Was kann an der Unterseite von einem Auto noch mal alles kaputtgehen?«
    »Ich denke, das werden wir bald wissen.«
    Zum Glück war das Haus nicht weit entfernt, auf einer schmalen Lichtung, die wir erst sahen, als wir uns unmittelbar davor
     befanden. Es war ein Blockhaus, das aussah, als sei es mehrfach ausgebaut worden. Eine Veranda, deren Dach von schmalen Holzstämmen
     getragen wurde, zog sich über die Breitseite des Hauses. Ein paar geflochtene Schaukelstühle standen nebeneinander unter dem
     Vordach.
    »Ist das ein echtes Blockhaus?« fragte Mary Alice.
    |228| »Klar.«
    »Ich meine so ein Abraham-Lincoln-Blockhaus, nicht so eins, das du als Bausatz kaufst?«
    »Sieht so aus. Und der Hund auf der Veranda sieht auch verdächtig nach Abraham Lincoln aus.« Der häßlichste Hund, den ich
     je gesehen hatte, grau-weiß gestreift und mit einem riesigen Kopf, war hinter einem der Stühle aufgetaucht. Er freute sich
     gar nicht, uns zu sehen. Sein Nackenhaar war gesträubt, und er fletschte die Zähne.
    »Ist das ein Hund?« fragte Schwesterherz.
    »Was sollte es sonst sein?«
    Just in diesem Moment ging die Haustür auf, und eine dünne schwarze Dame mit weißem Haar kam heraus und winkte. Ich ließ das
     Fenster ein Stück herunter. Zweifellos war dieser Köter in der Lage, quer über den gefegten Hof zu jagen und mit einem Satz
     an unserem Fenster zu sein.
    »Warten Sie eine Minute«, sagte sie. »Ich mache nur meinen Lumpi fest.«
    »Das ist ja wohl ein Scherz«, sagte Mary Alice. »Lumpi? Dieser Hund sollte besser Attila heißen.«
    »Schau ihn dir bloß an.«
    Lumpi hatte sich auf den Rücken gerollt, und Leota Wood kraulte ihm den Bauch. »Los, komm«, hörten wir sie sagen. Er sprang
     auf und folgte ihr nach drinnen.
    Mary Alice beobachtete das Ganze. »Ich hoffe, er ist irgendwo hinter Gittern.«
    Leota Wood kam zurück auf die Veranda und winkte uns herein. »Lumpi macht die Leute nervös«, sagte sie, nachdem wir uns vorgestellt
     hatten. »Dabei ist er ein ganz Lieber.«
    »Was für eine Rasse ist das denn?« fragte Mary Alice.
    »Eine Kreuzung, halb Hund, halb Kojote. Meine Hündin Bessie hat ihn geboren. Es gibt eine Menge solcher Mischlinge hier draußen.
     Meist sind sie wild. Laufen in Rudeln umher. Sie haben sie bestimmt schon manchmal nachts gehört. Aber |229| Lumpi ist ein ganz Lieber«, wiederholte sie. »Kommen Sie doch rein. Sie möchten sich sicher meine Quilts anschauen, oder?«
    Wir bejahten, und sie führte uns in einen Raum, der der Traum jedes Quilt-Liebhabers war. ›Blockhütte‹, ›Großmutters Fächer‹,
     ›Himmel und Erde‹, ›Stürmische See‹. Sie schienen sämtliche freien Flächen zu bedecken und hatten so leuchtende Farben, als
     hätte sich die Sonne darin gefangen.
    »O mein Gott«, hauchte ich voller Bewunderung. Und auch Mary Alice war ausnahmsweise mal sprachlos.
    »Sie können sich

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