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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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er eine öffentliche Enthüllung vermeiden wollte. Doch andererseits sagte ihr Gerechtigkeitssinn ihr: So wie es aussah, hatte Hassan mit Todds Verhaftung nichts zu tun.
    Und an die Schuld einer ganzen Familie glaubte sie nicht wirklich, auch wenn sie es vielleicht etwas anders dargestellt hatte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Hassan nicht schaden wollte.
    Ohne etwas zu erwidern, senkte sie den Blick.
    Gemeinsam zogen sie zwei Rucksäcke hervor und schnitten die Gurte auf, mit denen die Ladung gesichert war.
    Hassan stellte eine Kiste zwischen sie und öffnete den Deckel. Zum Vorschein kamen Gewehre und Munition, Fackeln, Taschenlampen, Batterien, Lebensmittel und andere nützliche Dinge, die Hassan auf die beiden Rucksäcke verteilte. „Auch wenn ich sonst nicht viel davon halte, in Notsituationen sind Konserven wirklich Gold wert.“
    „Hoffentlich brauchen wir sie nicht. Als Ritter der Wüste hast du ja sicher ganz andere Möglichkeiten.“
    „Sehr richtig. Und weißt du, was der Wüstenritter dir nun sagt? Mach deinen Rucksack zu! Jetzt packen wir das Zelt ein.“
    „Was? Mehr soll ich nicht tragen?“ Sie betrachtete die beiden Rucksäcke. „Und der riesige ist deiner?“
    Hassan nickte nur. „Ich bin größer und stärker als du“, stellte er sachlich fest.
    „Kommt nicht infrage, dass du mehr trägst! Willst du, dass meine Naht wieder aufgeht?“
    „Ich dachte, es wäre meine Naht!“ Als würde er eine Erwiderung oder sogar Handgreiflichkeit fürchten, beeilte er sich, hinzufügen: „Wenn es mir zu schwer wird, sage ich dir Bescheid.“
    „Aber sicher! Und als Nächstes willst du mir wahrscheinlich erzählen …“
    Noch ehe sie den Satz vollenden konnte, umfasste Hassan ihr Gesicht mit beiden Händen. Bei der sanften Geste schmolz Talia förmlich dahin. „Danke, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber ich habe schon einiges überstanden, und außerdem trainiere ich seit einem Vierteljahrhundert. Länger vermutlich, als du überhaupt auf der Welt bist.“
    Die letzte Äußerung reizte sie bis aufs Messer. „Was? Ich bin schon seit Jahren Ärztin! Glaubst du, den Doktortitel bekommen jetzt schon Babys?“
    „Wenn sie Wunderkinder sind?“
    „Wunderkind bin ich keins. – Im August werde ich dreißig!“
    „Tatsächlich?“, fragte er, ehrlich erstaunt.
    Sie nickte.
    „Da siehst du es mal wieder: Die Überraschungen nehmen kein Ende.“
    „Halte durch! Irgendwann schon.“
    „Habe ich vor. Aber ich wette dagegen.“
    „Du wettest?“, fragte sie. „Hätte ich nicht gedacht.“
    „Normalerweise nicht. Doch auf dich würde ich jederzeit wetten.“
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass er immer noch ihr Gesicht umfasste. Und dass sie am ganzen Körper zitterte.
    Jetzt weiß er, wie schwer es mir fällt, meine Gefühle für ihn im Zaum zu halten. Und hofft, dass es mir auf Dauer nicht gelingt. Aber ich schaffe es!
    „Sei dir da nicht so sicher“, flüsterte er, und sein angenehm leichter Akzent berührte Talia wie ein frischer Lufthauch.
    Er konnte anscheinend ihre Gedanken lesen!
    Sie streifte seine Hände ab und machte ihren Rucksack fertig.
    Anschließend baute Hassan aus Hubschrauberteilen einen Sandschlitten, den man ziehen konnte. Das Geschirr fertigte er aus Seilen. Auf den Schlitten lud er das zusammengelegte Zelt – die Quartiere, wie er sie nannte, Matten, Decken und Schlafsäcke.
    Talia beobachtete jede seiner Bewegungen und folgte seinen Anweisungen. Oft wusste sie schon, was er als Nächstes tun würde. Sie arbeiteten wie ein Team, das seit Jahren aufeinander eingespielt war. Sie genoss diese Harmonie genauso wie bei der Operation, als Hassan ihr so vorausschauend assistiert hatte.
    Aber es ging nicht nur darum. Deutlich spürte Talia die Anziehungskraft zwischen ihnen. Sie war so stark, dass sie Talia kaum eine Wahl zu lassen schien …
    Es geht ums Überleben! erinnerte sie sich. Ist es ein Wunder, dass man sich da dem einzigen Menschen weit und breit anschließt? Die Wüste wäre schon unter normalen Umständen aufregend. – Außerdem wirkt er immer so souverän, dass man sich bei ihm in guten Händen fühlt … Halt! Seit wann mache ich mir selbst etwas vor?
    Dieser Mann hatte ihrem Herzen einen mächtigen Impuls gegeben – wie ein Stromstoß einer schwachen Batterie … Er hatte etwas in ihr zum Leben erweckt, etwas Intensives, beinahe Schmerzhaftes. Etwas, das alles andere unwichtig erscheinen ließ. Ein Gefühl wie Hunger, das …
    „Du hast Hunger“, stellte er

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