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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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eingestehen, dass jedes Kilo mehr auf ihrem Rücken ein echter Kampf gewesen wäre.
    Trotzdem bot sie immer wieder an, zusätzliche Last zu übernehmen – und Hassan lehnte jedes Mal ab. Wenn sie danach schweigend weitergingen, hatte Talia Probleme, gleichmäßig zu atmen und mit ihm Schritt zu halten. Was nur an seiner Nähe lag …
    Indem er vorausging, wollte er offenbar sicherstellen, dass er unliebsamen Überraschungen als Erster begegnete. Obwohl die Wüste wirkte, als hätte sich hier seit Anbeginn der Schöpfung nichts verändert …
    Im Stillen freute sich Talia über seine Ritterlichkeit, während sie sich bemühte, in seinen Fußspuren zu laufen. Bei jedem Schritt erschien es ihr, als würde sich die Beziehung zu ihm vertiefen. Mehr und mehr fühlte sie sich in die Denkweise dieses außergewöhnlichen Mannes ein.
    Vor Stunden hatte die aufgehende Sonne die Sterne und den tintenschwarzen Nachthimmel verblassen und die Temperatur langsam, aber unaufhörlich ansteigen lassen. Inzwischen bedeutete die Hitze eine erhebliche Erschwernis.
    Hassan hatte eine Schicht Kleidung nach der anderen ausgezogen und trug jetzt nur seine Verbände, die Talia vor einer Stunde gewechselt hatte. Und eine schwarze Hose, die in schwarzen Lederstiefeln steckte.
    Talia hatte genug Zeit, ihn ausführlich zu betrachten. Und sie kam zu dem einzig möglichen Schluss: Er war ein Mann von klassischer Schönheit, mit vollendeten Proportionen, ohne jeden Makel.
    Je länger sie nach Fehlern suchte, desto mehr bewunderte sie ihn. Sein Körper wirkte wie aus Bronze gegossen, die Haut schimmerte wie feiner Satin. Seine Bewegungen verrieten ebenso körperliche Kraft wie Entschlossenheit.
    Nie hätte Talia es für möglich gehalten, dass ein so großer und kräftiger Mann einen so gewandten Eindruck machen könnte. Eine atemberaubende Erscheinung voller Stärke und Poesie. Selbst der schwere Rucksack und der Lastschlitten beeinträchtigten dieses herrliche Bild nicht.
    Seine Züge wirkten, als wären sie nach einem göttlichen Plan in Stein gehauen worden. In der Dunkelheit waren Talia vor allem die Augen aufgefallen. Aber jetzt betrachtete sie fasziniert sein waches, konzentriertes Gesicht, sobald er den löwengleichen Kopf umwandte. Fand sie die hohen Wangenknochen am schönsten? Die entschlossene Kinnlinie? Die edle Nasenform? Oder die fein ziselierten Lippen, die schelmisch und leidenschaftlich zugleich wirkten?
    Selbst die Augenbrauen und Wimpern gefielen ihr.
    Und erst sein Haar!
    Seit Tagesanbruch hatte sie den Blick kaum davon wenden können. Im hellen Sonnenschein glänzte und schimmerte es in warmen, satten Tönen wie Seide. Halblang geschnitten, wellte es sich leicht und betonte seine Schönheit und Kraft. Bei jedem Schritt bewegte es sich – wie als Einladung für Talia, die Finger darin zu vergraben.
    Er wandte sich um, und die Vormittagssonne zauberte wunderschöne Reflexe darauf. Talia musste sich zwingen, ihn nicht zu umarmen. Als er sie fürsorglich und ermutigend ansah, spürte sie sofort, wie das sie anspornte, durchzuhalten.
    Ein Prinz wie im Märchen aus Tausendundeiner Nacht, schoss es ihr durch den Kopf. In höchstem Maße verführerisch, ohne dass er es darauf anlegte. Ein Mann, dem eine Frau mit Haut und Haar verfiel. Für den sie ihre Seele verkaufen würde …
    Ich kann schon nicht mehr richtig denken! Ob ich eine Pause brauche?
    Aber bei aller Erschöpfung fühlte sie sich nicht so, als würde sie bald zusammenbrechen. Nein, ihr Verstand schien noch klar zu arbeiten.
    Um sich von Hassan abzulenken, konzentrierte sie sich auf die Veränderungen der Landschaft, die sie durchwanderten. Für Geologen, Naturliebhaber und Archäologen musste das hier ein Paradies sein.
    Allmählich wurden die Dünen niedriger und seltener. Schließlich wichen sie einer endlosen, steinigen Ebene. Sie marschierten weiter durch ein gewundenes, ausgetrocknetes Flussbett und gelangten wieder zu hohen Dünen. Auch der Himmel wandelte sich – von reinem Tiefblau zu einem Gemälde mit Schichtwolken –, bis die Sonne, die rasch immer stärker schien, alle Farben verzehrte.
    Als sich Helligkeit und Hitze kaum noch aushalten ließen, war Talia sehr froh über die Sonnenbrille und die Kopfbedeckung aus hellem Baumwollstoff, die Hassan ihr gegeben hatte.
    Genau um zehn Uhr blieb er stehen.
    Obwohl Talia sich am liebsten gesetzt hätte, um nie wieder aufzustehen, versicherte sie ihm: „Von mir aus können wir weitergehen.“
    Hassan schüttelte den

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