Oase der Versuchung
Kopf und nahm Rucksack und Geschirr ab. „Das bringt nichts. Umso länger würde die nächste Pause dauern.“
„Das gilt vielleicht für dich mit deiner Schussverletzung. Doch ich als Ärztin bin es gewohnt, lange auf den Beinen zu sein.“
Lächelnd half er ihr, den Rucksack abzulegen. „Nimm vier Tage Dienst im Krankenhaus, und du kommst auf die Strapazen der letzten zwölf Stunden. – Aber wenn es dir gegen die Ehre geht, dich umsorgen zu lassen, kannst du ja das Zelt aufbauen.“
Sie nickte und machte sich an die Arbeit. Und stellte schnell fest, dass er sie mit einer sehr leichten Aufgabe betraut hatte: Einmal ausgelegt, sprang das moderne Zelt fast von allein in Form.
Nachdem sie alles vorbereitet hatten, was sie innerhalb der nächsten Stunde brauchten, betraten sie das Zelt. Zu Talias Erstaunen erwies es sich als ausgesprochen komfortabel, mit durchgehendem Boden, und hätte vermutlich zehn Personen Platz geboten. Selbst Hassan konnte darin aufrecht stehen. Der sandfarbene Stoff fühlte sich angenehm kühl an, und sogar eine Belüftung war vorhanden.
Trotzdem war die Hitze kaum zu ertragen. Talia kam es vor, als ginge ein Großteil davon von ihrem Begleiter aus …
Als sie getrunken hatte und zu ihm aufblickte, bemerkte sie, wie er sie mit glitzernden Augen betrachtete.
„Zieh dich aus.“
Talia zuckte zusammen und spürte, wie sie rot wurde.
Hassan senkte den Blick. „Ganz“, befahl er.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, verschlug es ihr die Sprache.
Da sah sie, wie er einen Mundwinkel hochzog und lächelte. „Sonst schwitzt du nur unnötig“, erklärte er, „und so viel Wasser haben wir nicht.“
Ach ja, natürlich. Sie nickte und biss sich auf die Lippe, um die plötzliche Erregung zu unterdrücken.
Fieberhaft überlegte sie. Normalerweise hätte sie in einer Situation wie dieser ihre Unterwäsche in klassischer Bikiniform anbehalten. Aber ein Männerunterhemd über einem geöffneten Mieder? Unmöglich! Also würde sie mit nacktem Oberkörper in ihren … formlosen Boxershorts dastehen. Wie peinlich!
Aber deshalb riskieren, zu dehydrieren?
„Drehst du dich um?“
„Warum?“, fragte er gespielt unschuldig und begann, sich seiner wenigen Kleidungsstücke zu entledigen. Erst zog er die Stiefel aus, dann die Hose.
Wie gebannt folgte Talia jeder seiner Bewegungen und befeuchtete sich dabei mit der Zunge die Lippen.
Bis ihr auffiel, dass sie ihn mit offenem Mund erwartungsvoll anstarrte. Obwohl oder gerade weil sie sich über sich ärgerte, sah sie Hassan fast trotzig ins Gesicht. Dann fing auch sie an, sich auszuziehen. Wenn er glaubte, dass sie angesichts seiner … Preziosen in Ohnmacht fallen würde, hatte er sich getäuscht. Auch würde sie ihm nicht die Freude machen, ihre Nacktheit schamhaft mit den Armen zu verbergen. Und wegdrehen würde sie sich erst recht nicht!
Als sie das Unterhemd über den Kopf ziehen wollte, griff Hassan nach oben – und eine Stoffwand fiel zwischen ihnen herab.
Wortlos starrte Talia auf die Abtrennung.
Erst als Hassan auf der anderen Seite zu lachen anfing, holte sie tief Luft. „Du … du … Scheusal!“
„Quartiere habe ich gesagt. Mehrzahl!“
Halb erleichtert, halb wütend zog sie sich weiter aus, während Hassan immer noch leise lachte. Sie packte ihre dünne Matratze und stellte sich dabei vor, ihn zu schubsen.
Sie fürchtete schon, nicht einschlafen zu können, weil er so nahe war. Doch die Sorge erwies sich als unbegründet. Sobald sie sich hingelegt hatte, überkam die bleierne Müdigkeit sie, und sie schlief wie ein Stein.
Dann seine Zärtlichkeiten. Verwundert blinzelte sie.
Er kniete neben ihr und streichelte ihr Haar, ihr Gesicht und ihre Arme.
Lange Zeit konnte sie nur denken, wie wunderschön es war, auf diese Weise geweckt zu werden.
„Ich habe gerufen und gerufen. Und sogar durch die Wand geboxt. Aber es hat nichts genützt.“
Talia stellte fest, dass sie unter einer leichten Baumwolldecke lag. Da nur Hassan sie zugedeckt haben konnte, musste er sie nackt gesehen haben. Die Geste war sehr rücksichtsvoll.
Am liebsten hätte sie die Arme um ihn gelegt und ihn an sich gezogen, um sich zu bedanken und – wer weiß …
Stattdessen fragte sie: „Wie spät ist es?“
„Gerade geht die Sonne unter.“
Sofort setzte Talia sich auf. „Wir sollten doch schon seit zwei Stunden unterwegs sein!“
„Macht nichts. Die Ruhe hat dir gutgetan. Dafür kommen wir jetzt umso schneller
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