OASIS - Die Entdeckung (German Edition)
Filme im Schnelldurchlauf sichten. Einen Film auslassen wollten sie unter gar keinen Umstä n den. Das Risiko, eine wichtige Texteinblendung zu verpassen, wäre ihnen viel zu groß gew e sen. So hielten sie bei jedem Untertitel den Film an. Nach e i ner längeren Durststrecke mit mehr oder weniger belanglosen Szenen gab es endlich wieder einmal eine b e achtenswerte Ste l le.
„Halt, halt, David. Hier wird berichtet, dass es große Meinungsverschiedenheiten unter den Göttern gab. Es gab Befürworter und Gegner der Fortpflanzungsfähigkeit der Menschen. Doch letztendlich set z ten sich die Befürworter durch.
Andererseits ist aber auch die Rede davon, dass es große Probleme gab, den Menschen die Befähigung zur Fortpfla n zung zu geben. Solche Genmanipulationen haben eben i m mer auch unangenehme Nebenwi r kungen. Wir kennen das ja auch in der Gegenwart. Man denke nur an das Klonen von Tieren. Sie schreiben hier, dass die Erfolg s quote anfangs nur bei etwa 50 Prozent lag“, versuchte Bill simultan die Unte r titel zu kommentieren.
„Das ist ja interessant“, unterbrach ihn David, „mir fällt da spo n tan wieder die Bibel ein.“
„Mensch, David, du kennst wohl die Bibel auswendig? Ach, entschuldige. Das habe ich glatt ve r gessen. Du bist ja Jude und als Jude muss man doch, soviel wie ich weiß, die Tora, die fünf B ü cher Mose, so gut wie auswendig lernen. Oder liege ich da falsch?“
„Nein, Bill, da liegst du goldrichtig. Die Tora kenne ich sehr gut, aber keinesfalls auswendig. Dazu habe ich übe r haupt ke i ne Zeit. Trotzdem weiß ich aber, dass in der Bibel, genauer gesagt in der Tora, unter anderem geschrieben steht, dass Abrahams und Isaaks Frau, sowie einige andere Fra u en, anfangs u n fruchtbar waren und, dass Gott ihnen später geholfen hat, schwanger zu werden. Das ist doch merkwü r dig, oder?“
„Wenn du das so sagst, ich kenne die Bibel nicht so d e tailliert , wie du.“
„ Okay machen wir erst einmal weiter“, schlug David vor.
Den Filmen war zu entnehmen, dass die Menschen nun, nachdem wieder eine geraume Zeit vergangen war, endlich die Fähigkeit besaßen, sich fortzupflanzen, wovon sie, wie mehr e ren Berichten zu entnehmen war, auch rege Gebrauch mac h ten.
Die Götter gewährten ihnen nach und nach immer mehr Freiheiten. Dadurch wurden sie sukzessive aus der Umso r gung des Gartens Eden entlassen, bis sie eines Tages vol l kommen sich selbst überlassen waren. Erste kleine Dö r fer und Siedlungen entstanden. Die Götter unterrichteten die Menschen auf nahezu allen Gebieten, wie Ackerbau und Vie h zucht, Astronomie, Bauwesen, Medizin, Astronomie, Metallurgie, Chemie und sogar in Kosm e tik.
Innerhalb kürzester Zeit waren die Menschen derart selbst st ändig, dass sie die Hilfe und Unterstützung der Gö t ter kaum noch benötigten. Doch die Götter ve r langten von den Menschen Dankbarkeit auf Ewigkeit. Sie ließen große Tempel bauen, in denen die Menschen täglich diese Ve r bundenheit und Anerkennung in Form von Gebeten, Opfern und Abgaben bekunden mussten. Ungehorsam und Sündha f ti g keit wurde n von den Göttern meist mit dem sofortigen und gra u samen Tod bestraft.
„Das waren keine Götter, das waren grausame und herrschsüchtige Diktatoren. Sie r e gierten über die Menschen nach dem Prinzip Butterbrot und Peitsche “, ve r deutlichte Bill.
Aus den Untertiteln der Filme konnte man immer u n missverständlicher herauslesen, dass die Götter nun en d lich ihre Ziele erreicht hatten. Sie schufen sich ihre eigenen Untergebenen, ihre Diener und Sklaven, und waren mittle r we i le die totalen Beherrscher der Erde, die sie schon längst unter sich aufgeteilt ha t ten.
Allerdings wurde von nun an in den Filmen mehr und mehr auf jene Komplikationen hingewiesen, die entstehen könnten, wenn sich zum Beispiel die A f fenmenschen mit den neuen Menschen paaren würden. Vor allem die Mö g lichkeit von Vergewaltigungen se i tens der Affenmenschen wurde ins Auge gefasst. Die Götter beschlossen somit, diese Affenmenschen vollständig auszurotten. Es b e gann eine grausame und unerbittliche Hatz nach diesen, ihrer Meinung nach, minderwertigen Unterme n schen, und binnen weniger Jahre waren sie vollständig ve r nichtet.
Wie in den Filmen weiter berichtet wurde, mussten nicht nur Kreuzungen zwischen Affenmenschen und den neuen Menschen unterbunden werden, auch jene sexuellen Ve r einigungen zwischen den Göttern und den Menschen stel l ten unkalkulierbare Risiken dar.
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